Marathonstadt Leipzig - Die Marathonläufe in Leipzig 189 - 2018 von Franbk Gottert erschienen in der Leipziger Universitätverlag 2019 - Cover: Verlag
Marathonstadt Leipzig – Die Marathonläufe in Leipzig 1897 – 2018 – Frank Gottert – Teil 1
Über das Stöbern und Graben in der Leipziger Marathongeschichte
Der Marathonlauf gehört seit den Olympischen Spielen von 1896 zum modernen Sport. Seit 1897 wird er auch in Leipzig gepflegt. Einen Überblick über die bisherigen Leipziger Läufe gibt es jedoch nicht.
In der Gegenwart gehen allein beim Leipzig Marathon jährlich 8000 Laufbegeisterte an den Start.
Unzählbar sind jedoch die Menschen, die durch die Veranstaltung inspiriert und zum Sporttreiben angeregt werden.
1998, in Vorbereitung des Jubiläums: „100 Jahre Marathon in Leipzig – 100 Jahre Marathon in Deutschland“, hat das Sportmuseum Leipzig damit begonnen, die Leipziger Marathongeschichte aufzuarbeiten. Dr. Gerlinde Rohr, die Leiterin der Einrichtung, hatte damals den Leipzig Marathon e. V. in das Vorhaben einbezogen, um so von vornherein auch die Sicht noch aktiver Marathonläufer auf die Marathonhistorie zu sichern.
Anhand von Zeitungen und Konvoluten des Leipziger Stadtarchivs, des Bundesarchivs Berlin-Lichterfelde und der Deutschen Nationalbibliothek, von Sammlungen des Sportmuseums, von Unterlagen des Marathonvereins und von Berichten und Zeugnissen ehemaliger oder noch aktiver Marathonläufer ist es gelungen, den vorliegenden Überblick über das Marathongeschehen in Leipzig zu erarbeiten.
Die ausgewerteten Materialien enthalten vielfach ganz konkrete Angaben über die Läufe. Wer will, kann sie im Detail nachvollziehen. In den genannten Lokalen kann er aber nicht mehr sitzen. Weder der „Neue Gasthof Paunsdorf“, noch das Restaurant „Wintergarten“ existieren heute. Gefundene Abbildungen zeigen aber, dass die damaligen schönen „Gast-Stätten“ durchaus auch schöne „Sport-Stätten“ waren.
In diesem Buch geht es aber nicht um die „große“ Geschichte des Marathons, auch nicht um die „kleine“ Geschichte dieses Laufs in Leipzig. Trainingsmethoden, Trainingsbedingungen und Leipziger Marathongrößen wie Hans-Dieter Schulze oder Klaus Moser, Katrin Dörre, Dietmar Knies oder Rollstuhlspezialist Peter Geiling, Matthias Körner oder Stephan Freigang, Carsten Eich oder Dirk Nürnberger – oder gar der große Nachbar aus Halle, Doppelolympiasieger Waldemar Cierpinski, wären da umfassend darzustellen gewesen. In dieser Dokumentation geht es nur um einen Teil dieser Geschichte – um die Marathonläufe, die von 1897 bis 2018 in Leipzig stattgefunden haben.
Eingeschlossen sind dabei die ersten zwei deutschen Läufe, die als 40-km-Distanzläufe in die Geschichte eingingen. Rahmenwettbewerbe, die besonders in jüngster Zeit den Hauptwettbewerb ergänzen, gehören dagegen nicht dazu. Unbeachtet blieben auch die Veranstaltungen, die zwar das Wort Marathon im Namen führen, aber mit dem klassischen Wettkampf wenig zu tun haben.
Beispiele hierfür sind der Leipziger Südraummarathon, bei dem sich 2 Radfahrer und 1 Läufer die Strecke teilen, und der etwas verwegene Lauf des Tauchaer Moderators und Sportidols Roman Knoblauch, der 2016 gemeinsam mit seiner Kollegin und Sportfreundin Michaela Wunderlich den Leipziger Rathausturmmarathon kreierte. In einer Höhe von 80 Metern legten sie auf dem 42 m langen Turmgang des Neuen Rathauses 1000 Runden zurück. Das war sicher das „aussichtsreichste“ Unternehmen, dass je gestartet wurde – aber es war weniger ein Lauf als ein Höhenflug. Und ein solcher gehört natürlich nicht in ein elementares Laufbuch, sondern eher in ein Buch über das Fliegen – oder zumindest in das Guinness-Buch der Rekorde.
Der Reiz des Projekts bestand darin, tatsächlich alle Marathonläufe, die je in Leipzig stattfanden, zu erfassen. 1939, mit Blick auf die bevorstehende deutsche Meisterschaft, sprach ein Reporter vom 3. Marathonlauf, den Leipzig erlebe. Der erste sei 1898 und der zweite 1938 gewesen. Alle anderen Läufe, die in Leipzig stattgefunden hatten, hatten er und seine Zeitgenossen längst vergessen. Künftig reicht es aus, sich darüber in dieser Dokumentation zu informieren.
Um die Atmosphäre, die bei der Vorbereitung und Austragung eines Marathonlaufs herrscht, möglichst wirklichkeitsnah einzufangen, sind viele Texte der Zeitungsreporter wörtlich übernommen und notwendige Bemerkungen oder Ergänzungen dazu in eckige Klammern gesetzt worden. Wenn in den ausgewählten Texten offensichtliche Fehler vorkamen, wurden sie korrigiert oder mit einem [sic!] versehen. Das heißt dann soviel wie: „das steht wirklich so da“.
In solchen Fällen darf sich der Leser gleich selbst mit wundern. Auch rätseln darf er mit, wenn noch nicht geklärte Sachverhalte auftreten.
Die Leipziger Zeitungsberichte von 1897 und 1898 sind in dem vorliegenden Buch vollständig abgedruckt. Nur wenn zwei verschiedene Tageszeitungen nahezu identische Berichte brachten, blieb einer davon unberücksichtigt. An Hand der Dokumente kann sich jetzt jeder selbst davon überzeugen, dass der Lauf von 1898 nicht, wie über 100 Jahre hinweg angenommen, der erste, sondern doch schon der zweite deutsche Marathonlauf war. Diese Tatsache macht an sich keinen großen Unterschied.
So oder so gebührt Leipzig der Ruhm, erster Austragungsort eines deutschen Marathonlaufes gewesen zu sein. Richtig interessant wird diese Tatsache aber erst durch die beiden Sieger: Theodor Schöffler und Arthur Techtow.
Frank Gottert
Lobelienweg 79
04288 Leipzig
E-mail: frank@gottert.de
Das Buch (ISBN 3960232322) kostet 29 EUR inkl. Versand.
488 Seiten mit vielen historischen Fotos und Ergebnistafeln.
German Road Races (GRR) e.V. wird in nächster Zeit Beiträge aus dem Buch „Marathonstadt Leipzig“ auf dieser website veröffentlichen. Mit ausdrücklicher Genehmigung von Frank Gottert darf GRR die Geschichte der Entwicklung des Marathonlaufes in Deutschland, speziell Leipzig, übernehmen und darstellen, gehört doch die Aufarbeitung der historischen Laufsportgeschichte in Deutschland auch mit zu den Aufgaben von GRR.
Es gibt sicherlich keine vergleichbare ausführlichere Dokumentation über den Marathonlauf in einer Stadt, bzw. Region, wie in dem Buch von Frank Gottert. Neidlos muss Berlin doch anerkennen, daß Leipzig der Ruhm gebührt, erster Austragungsort eines deutschen Marathonlaufes ist.
Frank Gottert sei gedankt für seine mühevolle Arbeit 100 Jahre des Marathonlaufes – und damit des Laufsports – die Leistungen der Athleten – sowie auch der Organisatoren und des Umfeldes, für uns und damit für spätere Generationen aufgearbeitet und sichtbar gemacht zu haben.
Horst Milde