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25
04
2018

Marathon: Hamburg Marathon 2017 - Foto: HOCH ZWEI / Joern Pollex

Marathon-Vorbilder: Legenden längst vergangener Zeiten? Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Die Masche ist leicht durchschaubar – doch die (Lauf)-Masse nimmt‘s in Kauf. Notgedrungen?

Von wegen – mit Kusshand.

Einmal im Leben gemeinsam mit den Legenden der Szene starten zu dürfen, nur das zähle. Sagen viele. Ob man das Ziel erst Stunden nach ihnen erreicht hat, kann man ja seinen Enkeln später geflissentlich verschweigen. Nur dann werde aus dem Erlebten ja erst eine richtige Saga.
Am Sonntag, beim Hamburger Haspa-Marathon, wird sich schon deshalb wiederholen, was sich in den letzten Wochen in Wien und auch in Paris zugetragen hat. Die Marathon-Masse wird auch deshalb in Hamburg an die Startlinie strömen.
Es brauche dafür nun einmal ein Elitefeld, erzählt bereitwillig einer der dortigen Organisatoren. Also verpflichteten sie sicherheitshalber gleich die Athleten mit den ganz großen Namen: Olympiasieger Stephen Kiprotich aus Uganda (2012, London) und Emanuel Mutai aus Kenia, den viertschnellsten Läufer der Marathon-Geschichte.
Weil aber Zeitungs- und Rundfunk-Redakteure gern bereitwillig übernehmen, was ihnen selbst ernannte Experten vorbeten, entstehen leider allzu oft fragwürdige Hinweise auf so genannte „Rekord-Rennen“. 
Auch in Hamburg (Streckenrekord: 2:05:30 Stunden) hat die Sache natürlich einen Haken: Sowohl Kiprotichs wie Mutais schnelle Zeiten sind Meilensteine längst vergangener Zeiten. Aber so genau will das doch keiner wissen, wehrt sich unser Lauf-Nachbar.
Also klären wir ihn auf: Kiprotichs letzte Heldentat, immerhin Platz fünf in New York, erfolgte vor vier Jahren; ebenso Mutais legendäre 2:03:13 Stunden. Erzielt hinter seinem kenianischen Landsmann Dennis Kimetto, als dieser 2014 mit 2:02:57 Weltrekord über 42, 195 Kilometer lief.

Wo? Nein, nicht in Wien, nicht in Paris und schon gar nicht in Hamburg. In Berlin.

Berlin ist schließlich das Stichwort, an dem sich (fast) alle Veranstalter reiben.
Denn von den zehn besten Leistungen, die jemals auf der Marathon-Strecke erzielt wurden, registrierte man allein sieben in Berlin, zwei in London, eine in Dubai. Weil in Berlin aber immer erst im Herbst gelaufen wird, stehen in der aktuellen Jahres-Weltbestenliste 2018 auf den ersten sechs Plätzen (vorerst) die ersten Sechs des Dubai-Marathons vom 26. Januar.
Danach folgt der Kenianer Eliud Kipchoge, der wohl perfekteste Straßenläufer unserer Zeit, mit seiner Londoner Siegerzeit  (2:04:27). Summa summarum: Es gibt in der Tat derzeit nur drei Orte, an denen außergewöhnliche Läufer auch außerordentlich beschleunigen können –  Berlin, Dubai und London. 
Läufern, Trainern und erst recht Wissenschaftlern ist das klar, nur wie sollen sie so etwas auch Politikern klarmachen? Zum Beispiel der Bürgermeisterin von Paris? Wo es ohne Umschweife heiße, zu einer großartigen Stadt gehöre mittlerweile auch ein atemberaubendes Marathon-Rennen.
Was aber tun, wenn dafür weder Strecke, noch Starter herhalten können? Der 25-jährige Kenianer Paul Lonyangata, seit sechs Jahren unverzagt auf dem steinigen Weg nach oben, hat es auch in diesem Frühjahr wieder  dort versucht. Doch mit seiner beachtlichen Siegerzeit von 2:06:25 Stunden steht er gerade mal auf Rang 16 der aktuellen Weltrangliste. Was des Aufhebens nicht wert ist.
Aber was tut man alles, um sich aus der Flut nationaler und internationaler Rennen hervor zu heben? Am Sonntag, wenn in Düsseldorf die Deutsche Marathon-Meisterschaft und in Hamburg gleichzeitig der 33. Haspa-Marathon stattinden, konkurrieren diese Rennen allein in Europa mit dreizehn anderen Lauf-Veranstaltungen in elf verschiedenen Ländern.

Da muss man offenbar zwangsläufig – wie in Hamburg – die ehemals Großen der Szene schon mal als aktuelle Super-Stars ankündigen – oder? 

Um nicht falsch verstanden zu werden: Natürlich ist es wunderbar, wenn viel gelaufen wird. Vor allem, wenn es Tausende tun. Schon, weil Wissenschaftler längeres, meist berufsbedingtes Sitzen, mit chronischen Erkrankungen und einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko assoziieren.
Dann sollte man sich wenigstens am Wochenende bewegen.
Doch nicht den falschen Vorbildern folgen, wie in Hamburg, wo die gebürtige Kenianerin Isabella Andersson im schwedischen Nationaltrikot starten wird. Die mittlerweile 37-jährige EM-Dritte von 2010 trat das letzte Mal in Erscheinung, als sie 2016  den Marathon von Rotterdam vorzeitig aufgeben musste.
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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author: GRR

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