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05
2019

Christa Vahlensieck 1977 in Berlin in der Harbigstraße auf den letzten Metern zum Deutschen Marathon-Meistertitel und Weltbestzeit (Weltrekord!) im Mommsenstadion - Foto: Sportmuseum Berlin

Marathon-Pionierin Christa Vahlensieck vollendet ihr 70. Lebensjahr

By GRR 0

Christa Vahlensieck, die Pionierin des Marathonlaufs in Deutschland, vollendet am Montag, dem 27. Mai, ihr 70. Lebensjahr.

Christa Vahlensieck galt in den 1970er Jahren als einer der weltbesten Marathonläuferinnen zusammen u.a. mit der Norwegerin Grete Waitz (1953-2011) und den beiden Amerikanerinnen Jacqueline Hansen (geb. 1948) und Joan Benoit (geb. 1957), der ersten Olympiasiegerin im Marathonlauf 1984 in Los Angeles.

Christa Vahlensieck lief zwei inoffizielle Weltbestzeiten im Marathon über 42,195 Kilometer, denn offizielle Weltrekorde werden erst ab dem Jahr 2003 geführt (hier immer noch aktuell: die Engländerin Paula Radcliffe mit 2:15:25 Stunden, erzielt im Jahre 2003 in London).

Weltbestzeit in Berlin

Christa Vahlensieck lief ihre erste Weltbestzeit bei einem Marathonlauf in Dülmen (Kreis Coesfeld) mit 2:40:15 Stunden und verbesserte diese zwei Jahre später in Berlin auf 2:34:47 Stunden bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, die damals zeitgleich zum Berlin-Marathon auf einer Umkehr-Strecke im Grunewald ausgetragen wurden. Ihre Weltbestzeit wurde ein Jahr später von Grete Waitz beim New York City Marathon (2:32:30 Stunden) abgelöst.

Der in Düsseldorf geborenen Christa Vahlensieck (geb. Kofferschläger) gelang noch unter ihrem damaligen Mädchennamen am 28. Oktober 1973 in Waldniel als erster deutscher Frau, einen Marathon unter drei Stunden (2:59:26 Stunden) zu finishen. Einen weiteren deutschen Rekord stellte sie mit 2:53:00 Stunden am 15. April 1974 beim Boston-Marathon auf. Beide Zeiten waren zugleich europäische Bestleistungen.

Von 1973 bis 1989 gehörte sie zur absoluten Weltklasse und gewann noch 1989 den Wien Marathon nur eine Minute über ihrer Bestzeit. Bei den 1. Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki belegte sie Platz 19 im Marathon als zweitbeste Deutsche hinter Monika Lövenich (geb. 1955). Läuferinnen aus der DDR waren dort nicht am Start.

Christa Vahlensieck (lks.) im roten Dress von AVON 1986 beim AVON Berliner Frauenlauf – Foto: Sportmuseum Berlin

Christa Vahlensieck hatte bis zu ihrem 39. Lebensjahr rund 50 Marathonläufe bestritten, blieb dabei 35-mal unter einer Zeit von 2:43 Std. Insgesamt 21 Marathonläufe beendete sie als Siegerin, darunter 1977 den Berlin-Marathon und fünfmal den Friedensmarathon in Kosice (Slowakei).

Christa Vahlensieck nach ihrem Sieg in Kosice – Foto: Kosice Marathon

Ein absoluter Höhepunkt in ihrer Karriere als (Profi-) Läuferin war der zweite Platz beim sogenannten Avon-Race in Los Angeles 1983, wo sie nicht nur ihre Bestzeit von 2:33:22 Stunden erzielte, sondern sich auch über ein sattes Preisgeld von 10.000 US-Dollar und über eine Reise nach Hawaii für zwei Personen (zusammen mit ihrem Ehemann Uli) freute.

In den USA bekannter als in Deutschland

„In den USA wurde sie dann bekannter als in Deutschland“, schreibt Manfred Steffny, zweimaliger Olympia-Teilnehmer im Marathonlauf 1968 und 1972, und langjähriger Herausgeber und Chefredakteur des Fachmagazins „spiridon“, in einer Würdigung für die immer noch fitte Christa Vahlensieck, die fast jeden zweiten Tag ein Stündchen an ihrem Wohnort im Norden von Wuppertal joggt.

Christa Vahlensieck startete zuerst für den Düsseldorfer SC 99 und wechselte später zum Bar-mer TV 1846 Wuppertal. In ihrer großartigen Karriere brachte sie es auf 18 Deutsche Meistertitel über Distanzen vom 15-Kilometer-Lauf bis zum Langstrecken-Cross.

Ferner erzielte sie sieben weitere Weltrekorde neben dem Marathon u.a. über 10.000 Meter in 34:01,4 Minuten im Jahre 1975 in Wolfsburg.

Christa Vahlensieck und Michael Heilmann nach ihren Siegen beim Kosice Marathon 1988 – Foto: Kosice Marathon

Vorbild für viele Mädchen und Frauen

Christa Vahlensieck wurde 2013 von German Road Races (GRR), dem Interessenverband für große Laufveranstaltungen in Deutschland, für ihr läuferisches Lebenswerk mit dem erstmals vergebenen GRR-Award ausgezeichnet.

„Christa Vahlensieck blickt nicht nur auf eine einzigartige Karriere als Langstreckenläuferin mit vielen nationalen und internationaler Erfolgen zurück, sie gilt im besten Sinne des Wortes als eine Marathon-Pionierin, weil sie nicht nur allein in Deutschland als Vorbild für viele Mädchen und Frauen gewirkt hat, die seit den 1970er Jahren zum regelmäßigen Laufen gefunden haben“, so gratuliert Horst Milde, langjähriger Renndirektor des Berlin-Marathons und Vorsitzender von GRR der Jubilarin zu ihrem Ehrentag.

 Prof. Detlef Kuhlmann

Christa Vahlensieck, Ronaldo da Costa (BRA) und Tegla Loroupe (KEN) am 29.9.2013 beim 40. BERLIN-MARATHON –  Foto: Horst Milde

Ergänzung: Die Siege beim Silvesterlauf in Sao Paulo

Ein Sieg von Christa Vahlensieck beim 51. Silvesterlauf in Sao Paulo 1975, der bisher nirgends erwähnt wurde, bzw. vergessen wurde, ist ihr großer Erfolg in Süd-Amerika. Diesen Hinweis bekam ich am 24.5.2019 vom brasilianischen AIMS-Mitglied Rodolfo Eichler:

Christa Vahlensieck war die erste Frau, die den neu eingeführten Frauen-Wettbewerb gewann, da der Veranstalter beschloss zu Ehren des von UNO ausgerufenen „Internationalen Frauenjahres“ auch Frauen am traditionellen „Lauf des Jahres“ in Sao Paulo zuzulassen. Vahlensieck gewann vor der US-Amerikanerin Jackie Hansen, Christa Vahlensieck wiederholte diesen außergewöhnlichen Erfolg  auch im Jahr 1976.

Horst Milde

 
„The name of Christa Vahlensieck also remember for Brazilian Athletics her participation in 1975 in the 51st Sao Silvestre Race, as the 1st woman to win of this ancient race; this year of 2019 this race will complete its 96th edition. 
Other interesting fact was, at that time, the Organizers decided to open a women’s race to celebrate International Women’s Year, a date instituted by the UN in 1975,
Christa won against the american runner Jackie Hansen, 1 – 1, at that time, they were considered the best World long distance runners, and Christa repeat her victory in 1976,
 
Pódio da primeira prova feminina da São Silvestre em 31/12/1975. A corredora Christa Vahlensieck da Alemanha Ocidental foi a vencedora. A competição decidiu abrir uma prova feminina para celebrar o Ano Internacional da Mulher, data instituída pela ONU em 1975.
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„Podium des ersten Frauenrennens von São Silvestre am 31.12.1975. Siegerin wurde die Westdeutsche Christa Vahlensieck. Der Veranstalter beschloss, ein Frauenrennen zu eröffnen, um das „Internationale Frauenjahr“ zu feiern, ein Datum, das 1975 von den Vereinten Nationen eingeführt wurde.“

Christa Vahlensieck bei „Wikipedia“:

„Am 28. Oktober 1973 in Waldniel gelang ihr als erster deutscher Frau ein Marathon unter drei Stunden (2:59:26 h; unter dem Namen Christa Kofferschläger). Einen weiteren deutschen Rekord stellte sie mit 2:53:00 h am 15. April 1974 beim Boston-Marathon auf. Beide Zeiten waren zugleich europäische Bestleistungen.

Im selben Jahr siegte sie beim Essen-Marathon in 2:42:38 h. Die Zeit wurde allerdings nicht als Weltrekord anerkannt, da sich die Strecke als um 745 Meter zu kurz herausstellte.

Am 3. Mai 1975 stellte sie dann in Dülmen mit 2:40:16 h einen Weltrekord auf. Im selben Jahr wurde sie die erste deutsche Marathonmeisterin beim Schwarzwald-Marathon in 2:45:43 h, eine Zeit, die noch heute als Streckenrekord Bestand hat. Am 10. September 1977 gelang ihr beim Berlin-Marathon mit 2:34:48 h ein weiterer Weltrekord.

Bei den Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki belegte sie den 19. Platz (2:40:43 h).

Von 1973 bis 1989 gewann sie 21 Marathonläufe, darunter 1977 den Berlin-Marathon, fünfmal den Friedensmarathon Košice (1981, 1984, 1986–1988) und 1989 den Wiener Frühlingsmarathon.

Weitere Rekorde:

  • Weltrekord im Stundenlauf: 16.872 Meter, 24. Mai 1975 in Bochum
  • Weltrekord im 10.000-Meter-Lauf: 34:01,4 min, 20. August 1975 in Wolfsburg
  • Weltrekord im 20.000-Meter-Lauf: 1:10:50,2 h, 25. Oktober 1975 in Essen
  • Vier Weltrekorde im 25-km-Straßenlauf: 1:31:52 h, 23. März 1975 in Düren; 1:31:01, 13. September 1975 in Rheydt; 2. Mai 1976 in Ameln; 1:28:33 h, 22. November 1978 in Griesheim
  • Deutscher Rekord im 100-km-Lauf: 7:50:37 h, 4. September 1976 in Unna

Sie wurde achtzehnmal Deutsche Meisterin der Bundesrepublik:

  • im Marathonlauf 1975, 1976, 1977, 1978 und 1980
  • im 25-Kilometer-Straßenlauf 1977, 1978, 1979 und 1980
  • im 15-Kilometer-Straßenlauf 1988
  • im Langstrecken-Crosslauf 1974 und 1978
  • in der Mannschaftswertung des Crosslaufs 1968, 1970, 1971, 1972, 1974 und 1975

Christa Vahlensieck gehörte zunächst dem Sportverein Düsseldorfer SC 99 an und wechselte 1969 zum Barmer TV 1846 Wuppertal. In ihrer Wettkampfzeit wog sie 50 kg bei 1,60 m Körpergröße.

Auszeichnungen

Vahlensieck wurde 2013 von German Road Races e.V. für ihr „läuferisches Lebenswerk“ mit dem erstmals vergebenen GRR-Award ausgezeichnet.[1]

Quelle: „Wikipedia“

 

 

author: GRR