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20
06
2018

Gebrauchsanweisung für die Fußball-Nationalmannschaft - Michael Horeni - Foto: Pieper Verlag München

Lesetipps: Neue Fußballbücher: Begleitende Lektüre während der Weltmeisterschaft? Der Läufer Prof. Dr. Detlef Kuhlmann stellt vor

By GRR 0

Alle vier Jahre wieder explodiert der Markt an neuen Büchern zum Thema Fußball. Das ist im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Russland, die in der letzten Woche begann und mit dem Finale am Sonntag, dem 15. Juli 2018 und 17 Uhr endet, nicht anders.

Doch die Themen dabei werden immer vielfältiger und die Verlage geben sich immer mehr Mühe, Cover und Titel zum Eyecatcher werden zu lassen. Bleibt nur noch die Frage, wann die beste Zeit zum Lesen der Bücher gekommen ist … zwischen den Spielen oder doch eher anstatt (mancher) Spiele ober gar erst hinterher? Unsere kleine Zusammenstellung mit insgesamt (nur) 20 Titeln aus diesem und dem letzten Jahr beansprucht keine Vollständigkeit und kann höchstens die breite Palette der thematischen Zugänge ein wenig andeuten.

Nicht alle Bücher sind ganz auf die WM fokussiert, aber alle handeln irgendwie vom Fußball. Es gibt sogar eines, da stößt man erst bei der genaueren Lektüre auf das Fußballmotiv. Alle Titel werden in alphabetischer Reihenfolge der Autoren bzw. Autorinnen aufgeführt:

Michael Andrack: Lebenslänglich Fußball. Vom Wahnsinn, Fan zu sein. München 2017: Piper. 254 S.; 10,- €

Dieses Buch handelt nicht etwa davon, wie es sich gerade anfühlt, Fan vom 1. FC Köln zu sein (wo der Autor geboren ist) oder wie es einem gerade geht, wenn man Fan vom 1. FC Saarbrücken ist (wo der Autor inzwischen lebt) – ganz anders: Michael Andrack, vielen noch bekannt aus der Harald-Schmidt-Show in den 1990er Jahren, beschäftigt sich mit der Frage, „warum wir überhaupt Fans sind und wie es sich anfühlt, ein bedingungsloser Fan zu sein“. Seine Antworten darauf liefert er in 21 kurzweiligen Kapiteln – wer wollte sich nicht darin irgendwo wiederfinden, ganz egal wie der Verein heißt und in welcher Liga er spielt. Und es muss auch nicht der FC Augsburg sein, dem gleich ein ganzes Kapitel (Überschrift: „FC Augsburg lebenslänglich“) gewidmet wird.

Alex Bellos/Ben Lyttleton: Die Fußballschule. Wo Fußball die Welt regiert. Göttingen 2018: Verlag Die Werkstatt. 208 S.; 14,90 €

Dieses Buch basiert auf einer witzigen Idee und ist für Kinder geschrieben: Grundlage ist ein Stundenplan von Montag bis Freitag mit jeweils fünf Stunden Unterricht in ganz verschiedenen Fächern wie Biologie, Geschichte, Deutsch und Mathe; es ist sogar Platz für eine Theater-AG, für Werken und das Fach Mode. Gemeint ist aber immer Fußball, zumindest in seinen Bezügen zu diesen Fächern. In Physik ist erst mal von Schwerkraft und Luftwiderstand die Rede, dann kommt die Bananenflanke dran. Am Ende jeder Unterrichtseinheit findet eine „Klausur“ als Quiz statt. Für Wirtschaftskunde lautet eine Frage: Wenn ein Fußballer 1.000.000 Euro in der Woche verdient, wie viel verdient er dann pro Sekunde? Die Antwort „zu viel“ ist falsch und steht auch gar nicht zur Auswahl unter den vier Möglichkeiten in Cent und Euro.

Christoph Biermann: Matchplan. Die neue Fußball-Matrix. Köln 2018: Kiepenheuer & Witsch. 284 S.; 14,99 €

Dieses Buch ist ein beeindruckender Report über die Neuvermessung des Fußballspiels im Zeitalter der Digitalisierung, geschrieben von einem der renommiertesten Fußball-Experten in unserem Land: Christoph Biermann ist Mitglied der Chefredaktion von „11 Freunde“ und hat für sein neuestes Werk mit Akteuren und Experten von Vereinen nicht nur in Deutschland gesprochen, sondern auch in England, Dänemark und den USA recherchiert. Eines seiner Fazits lautet etwa so: Die Zukunft des Fußballs gehört nicht denen, die über alle möglichen Daten zum Spiel verfügen, sondern denen, die aus den allumfassenden Informationen die besten Schlüsse ziehen. Das Wechselspiel von Beobachtung und Analyse geht damit einher und kontinuierlich weiter – also: am Ball bleiben!

Jan Birck: Storm oder Die Erfindung des Fußballs. Hamburg 2018: Carlsen. 156 S.; 12,99 €

Dieses Buch erzählt uns von Storm, vor über 100 Jahren im Land der Wikinger geboren. Seine Eltern stecken ihn in eine Klosterschule, doch Storm beschloss, ihr zu entfliehen, um fortan als Seefahrer und Krieger zu leben. Aber dann kam schließlich doch alles ganz anders. Das Jonglieren mit dem Kieferzapfen beherrscht er auf Anhieb perfekt. Und im 18. Kapitel schließlich heißt es „Bamm!“. Da spielen dann plötzlich die Schwarzgelben gegen die Rotweißen … elf gegen elf, das nennt man ein fairen Kampf! Ob dieses sagenhafte Fußball-Kinderbuch auch Erwachsene mögen?

Heinz-Georg Breuer: Die Fans der Fohlen. Von den Aasee Mönchen bis zu den Zeugen der Raute. Hildesheim 2018: Arete. 140 S.; 12,95 €

Dieses Buch ist vordergründig das Bekenntnis des Autors zur Anhängerschaft des Bundesligisten VfL Borussia Mönchengladbach. Diese Liebschaft des Autors, der am Niederrhein aufgewachsen ist und heute als Redakteur bei der Goslarer Zeitung arbeitet, muss entstanden sein, als das Stadion noch Bökelberg und die „Fohlen“ dort Voigts, Heynckes und Netzer hießen. Das Buch gewinnt aber seine inhaltliche Originalität allein dadurch, dass hier (vermutlich erstmals für einen Fußball-Bundesligisten in Deutschland) eine literarische Vermessung der Fans der Fohlen und ihrer damit einhergehenden Fankultur in den über 1.000 offiziellen Fanclubs mit über 30.000 Mitgliedern vorgenommen wird: Wie ticken die Fans der Fohlen? Dazu liefert das Buch Antworten.

Rafael Buschmann/Michael Wulzinger: Football Leaks. Die schmutzigen Geschäfte im Profifußball. München 2017: Deutsche Verlags-Anstalt. 288 S.; 16,99 €

Dieses Buch handelt von Geldströmen und Firmengeschäften außerhalb des Fußballfelds, aber mitten im Profifußball weltweit. Hauptfigur dabei ist John, der Whistleblower, der bereit war, sich den beiden Spiegel-Redakteuren anzuvertrauen, und der ihnen sein Wissen „für das größte Datenleck in der Geschichte des Sports“ preisgegeben hat – denn: Er wollte die großen Profiteure entlarven, weil er, der junge Portugiese, der selbst ein einflussreicher Agent in der Branche war, es selbst nicht mehr ertragen konnte, wie „die Branche durchsetzt sei von gewissenlosen Geschäftemachern“.

Jan Böttcher: Das Kaff. Roman. Berlin 2018: Aufbau. 268 S.; 20,- €

Dieses Buch ist ein Roman. Der Roman spielt in einem Kaff. Hauptfigur ist der Architekt Michael Schürtz – ein „alter“ Fußballer bei „Rot-Weiß“, der beruflich aus Berlin in sein altes Kaff als Bauleiter zurückkehrt. Davon handelt der Roman vordergründig. Und dann ist da noch ein anderes Spielfeld: Michael soll die C-Jugend von „Rot-Weiß“: „Super Jungs, ehrlich. Acht Euro die Trainingsstunde plus Spesen. Was spricht dagegen?“.

Die Mannschaft: Fit wie die Mannschaft. So trainieren Weltmeister (Red. Gerdi Keller). Hamburg 2017: Edel. 256 S.; 14,99 €

Dieses Buch fasst das gesamte Athletikkonzept der Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Wort und Bild zusammen und ist unverzichtbar für alle Fußballer und Fans. So ähnlich lässt sich zumindest Oliver Bierhoff im hinteren Einband zitieren. Tatsächlich werden mehr als 150 Übungen (meist mit englischen Bezeichnungen) vorgestellt, die der Reihe nach in Kapitel eins bis vier als Training auf dem Platz, im Gym, als Training outdoor und @ home (Überschriften der Kapitel) ausgeführt werden sollen. Im anschließenden Kapitel fünf werden Grundlagen und Maßnahmen zur Trainingssteuerung u.a. mit modularisierten Trainingsplänen skizziert. Als „Probanden“ haben den beiden DFB-Nationalmannschafts-Athletiktrainern Nicklas Dietrich und Yann-Benjamin Kugel sowie die Nationalspieler Julian Draxler, Leon Goretzka, Jonas Hector und Skhodran Mustafi zur Verfügung gestanden.

Nicolas Diekmann: Schwarz-Gelbe Liebe. 111 Gründe, Fan von Borussia Dortmund zu sein. Berlin 2017: Schwarzkopf & Schwarzkopf. 270 S; 9,99 €

Dieses Buch ist in einer mittlerweile etablierten Reihe von Sport- bzw. Fußballbüchern erschienen, die alle dem gleichen Muster folgen: Sie nennen und erklären kurz und knapp die „111 Gründe“, warum man Fan eines Vereins sein kann oder eine Sportart (z.B. Handball) oder einen Verein (z.B. Eintracht Braunschweig) lieben soll. Insofern steht dieser Titel hier exemplarisch für viele andere aus dem Fußball, denn es liegen längst vergleichbare Werke vor u.a. über den FC Bayern München, den Hamburger SV, Dynamo Dresden und den 1. FC Nürnberg, aber auch über Kickers Offenbach und Manchester United. Und was Borussia Dortmund angeht, lautet ein Grund: „Weil es der BVB immer wieder schafft, den eigenen Nachwuchs in die Profimannschaft zu integrieren.“

Brigitte Ebersbach/Sascha Nicoletta Simon (Hrsg.): Ballgefühl. Frauen und Fußball. Berlin 2018: ebersbach & simon. 144 S.; 18,- €

Dieses Buch ist eines der wenigen, wenn nicht das einzige, in dem mehrheitlich Frauen über Fußball zu Wort kommen. Alle erzählen eine („ihre“) Geschichte vom Spielfeld oder von außerhalb des Stadions. So schreibt die Schriftstellerin Unda Hörner (u.a. Kafka und Felice. Roman 2017) unter der Überschrift „Der Mann mit der Mütze“ eine richtig rührende Begegnung mit Alt-Bundestrainer Helmut Schön und seiner Frau in den 70er Jahren privat in deren Haus in Wiesbaden, wo zum von ihr mitgebrachten Kuchen von den Schöns spontan leckerer Kakao serviert wird. Und Monika Maron, die Grande Dame der DDR-Literatur (u.a. Flugasche. Roman 1981), entdeckt gar ihre späte Liebe zu Schwarz-Gelb, als sie mit ihrem Enkel Anton zum DFB-Halbfinalspiel gegen Wolfsburg nach Dortmund eingeladen wird. Schade nur, dass im Buch auf Seite 32 von einem „Gert Müller“ (nicht Gerd) und auf Seite 93 von einem „Otto Rehagel“ (nicht Rehhagel) die Rede ist …

Christian Eichler: 90 oder Die ganze Geschichte des Fußballs in neunzig Spielen. München 2017: Droemer. 432 S.; 16,99 €

Dieses Buch wird als ein „Bildungsroman des modernen Fußballs“ vom Verlag offeriert. Christian Eichler, Sportredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat 90 Spiele ausgewählt die Fußballgeschichte geschrieben haben. Das ist der Stoff für den „Bildungsroman“: Zu Spielbeginn sind wir bei der letzten WM in Brasilien, dort wird auch das letzte Spiel nach 90 Minuten abgepfiffen. Zwischendurch sind wir unterwegs bei anderen Welt- und Europameisterschaften, in der Champions-League, in nationalen Ligen und switchen am 19. Mai 2001 (ganz korrekt: in der 83. und 84. Spielminute) zwischen Gelsenkirchen und Hamburg und am 29. Mai 1999 (85. bis 87. Spielminute) in den Stadien von Frankfurt, Bochum und Nürnberg zu Gast. Welche Bundesliga-Spiele das waren? Bitte ggf. selber nachlesen!

Tobias Escher: Die Zeit der Strategien. Wie Guardiola, Löw, Mourinho und Co. den Fußball neu denken. Reinbek bei Hamburg 2018: Rowohlt. 286 S.; 12,99 €

Dieses Buch porträtiert einige der größten Trainer-Strategen des internationalen Fußballs unserer Zeit und was sie jeweils zur Weiterentwicklung des Spiels mit ihren Mannschaften geleistet haben bzw. was sie so erfolgreich macht gegenüber anderen Kollegen (von Kolleginnen ist hier nicht die Rede!). Außer den im Titel genannten sind noch dabei: Marcelo Bielsa, Antonio Conte, Maurizio Sarri, Peter Bosz, Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann, Zinédine Zidane und Jürgen Klopp. Sein Weg wird sogar zurückverfolgt, als er seine Karriere als „TV-Bundestrainer“ während der Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 begann. Schon damals schwärmte man bei ZDF in Mainz, wo er gerade auch als Trainer unterwegs war, über ihn: „Klopp ist der beste Trainer, den dieses Land hat“ (Seite 95). Fachwissen und Teambuilding werden als die beiden Grundpfeiler seiner Exzellenz ausgeführt.

Michael Felsberg, Tim Köhler, Martin Brand (Hrsg.): Russkij Futbol. Ein Lesebuch. Göttingen 2018: Die Werkstatt. 224 S.;

Dieses Buch stellt uns das Gastgeberland in seiner wechselvollen Fußballhistorie vor: Insgesamt 16 Autorinnen (z.B. Stefanie Eisenhuth, Anke Hillbrenner) und Autoren (z.B. Johannes Aumüller, Diethelm Blecking) zeichnen ein Bild vom russisch-sowjetischen Fußball als Sport, als Massenphänomen, aber auch als Politikum nach: Wie war das doch damals, als Sepp Herberger mit seinem WM-Team am 21. August 1955 vor 80.000 Menschen in Moskau eine „Heiße Begegnung im Kalten Krieg“ (so der Titel des Beitrags) veranstaltete, die im Vorfeld selbst bis in der Zentrale des Deutschen Sportbundes (DSB) beim DSB-Präsident Willi Daume für diplomatische Aufregung sorgte – nachzulesen auf Seite 98.

Michael Horeni: Gebrauchsanweisung für die Fußball-Nationalmannschaft. München 2018: Piper. 224 S.; 15,- €

Dieses Buch ist in einer seit 40 Jahren etablierten Reihe erschienen, wo z.B. Gebrauchsanweisungen fürs Gärtnern und für New York ebenso dazugehören. Wer also der Fußball-Nationalmannschaft näher kommen will, ohne mittendrin zu sein, kommt um Michael Horeni nicht herum. Er ist seit 2000 zuständiger Redakteur für die Nationalmannschaft bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und erklärt uns z.B., wie man Nationalspieler wird und wieder raus fliegt … wie war das doch neulich mit dem Auftritt von Özil und Gündogan Mitte Mai in London? Einen offiziellen Ehrenkodex gibt es weder im DFB noch in der Nationalmannschaft – trotzdem oder deswegen kommt zumindest Horeni zu der Einschätzung: „Wer wichtig ist für das Team, darf sich viel erlauben. Und wer sehr wichtig ist, darf sich sehr viel erlauben.“ Alles nachzulesen im Buch ab Seite 168.

Jürgen Kaube: Lob des Fußball. München 2018: Beck. 126 S.; 14,95 €

Dieses Buch ist ein philosophischer Streifzug über das Spielfeld des Fußballs in elf Kapiteln. Verfasser ist der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, selbst bekennender Fan von Werder Bremen seit frühen Kindheitstagen. Kaube versucht anschaulich die Faszination des Spiels zu erklären – auf den Punkt gebracht heißt es dazu auf Seite 106: „Fußball lässt sich, wie die Gesellschaft, nur durch sich selbst erklären.“ Es wird immer nur gespielt, nämlich nichts vorgespielt: „Deswegen ist der Fußball auch dafür zu loben, dass er nicht besser als die Gesellschaft ist, sondern genauso bewundernswert und genau so erschreckend wie sie“. Erfolg im Fußball und worauf er beruht, ist nicht vorhersehbar. Fußball ist ein Rätsel. Selbst das nur beiläufig zu beobachten, verbindet.

Stefan Krankenhagen, Heiko Rothenpieler (Hg.): Die Poesie des Fußballs. Von Abwehrschlachten, Schönspielern und Tikitaka. Mit einem Vorwort von Hans Meyer. Berlin 2018: Blumenbar. 236 S.; 20,- €

Dieses Buch ist in einer Kneipe entstanden – zumindest seine Idee an der Theke. Die beiden Herausgeber haben „30 der besten Autoren und Sportjournalisten“ (Klappentext) gewinnen können. Sie schreiben jeweils ihre Geschichte zu geläufigen Begriffen aus der Fußballsprache der Gegenwart. Dieses Konstrukt gerinnt zu einer Poesie. Daran beteiligt sind u.a. Frank Goosen und Moritz Rinke, Iris Akrap und Jana Wiske. Erläutert werden u.a. der Ehrentreffer und die Brechstange, der Schwalbenkönig und der Traumtänzer, die Ergebniskosmetik und die Schnittstelle. Ein überraschendes, aber klangvolles Fazit: „Poesie ist wo gefranzelt wird“.

Benjamin Kuhlhoff & Ilja Behnisch: Alles Amateure. Warum die Kreisliga unsere wahre Liebe ist. München 2018: Piper. 208 S.; 10 €

Dieses Buch ist eine Liebeserklärung für den Amateurfußball. Wer das Buch liest, wird schnell feststellen, welche weiten Welten zwischen dem Profifußball auf heiligem Rasen und jenen stauben Plätzen liegen, wo noch auf Asche gespielt wird. Und trotzdem gibt es immerzu spielimmanente Schnittmengen zwischen den beiden Welten des Fußballs, von dem sowohl bei der Weltmeisterschaft als auch in der Kreisliga große Faszination ausgeht. Wie heißt es dazu doch so schön passend an einer Stelle im Buch auf Seite 116: „Auf dem Platz dann allerdings passierte etwas vollkommen Unerwartetes“. Genau darin liegt offensichtlich der Reiz des Spiels. Und selbst in der Kreisliga unter all den Amateuren ist das Unerwartete nicht planbar, wird aber (oft und dann mindestens von der Hälfte der Aktiven) gern gesehen.

Christoph Marx: „Der springende Punkt ist der Ball“. Die wundersame Sprache des Fußballs. Mit einem Vorwort von Marcell Jansen. Berlin 2018: Dudenverlag. 208 S.; 10,- €

Dieses Buch verrät allein durch Titel und Verlag, das es ein Buch für die Schule ist und in welchem Schulfach außer Sport es didaktisch relevant sein könnte. Es gliedert sich in drei Teile: Begonnen wird mit einem kurzen Abriss der Geschichte der Fußballsprache, als englische Begriffe wie goal und corner eingedeutscht wurden, während andere wie fair und foul bis heute ihre Originalität bewahrt haben. Im Mittelteil (Überschrift: „Alle sprechen Fußball“) geht es dann um bekannte Sprüche von bekannten Spielern („Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“), um Redensarten von Trainern („Die Null muss stehen“), um die Anziehungskraft des Fußballs bei den Fans („Die Leute gehen in Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“) bzw. deren Sprachkultur. Und schließlich geht es um (legendäre) Sprüche von Fußballreporten („Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan wie heute“). In Teil drei runden Erklärungen zu Fußballbegriffen von A (wie Außenspannstoß) bis Z (wie zwölfter Mann) das Buch ab.

Ben Redelings: WM Album. Unvergessliche Sprüche, Fotos, Anekdoten. Göttingen 2017: Verlag Die Werkstatt. 156 S.; 12,- €

Dieses Buch ist zum Schmunzeln gedacht. Wer erinnert sich nicht gern an schräge Sprüche … oder lernt nicht gar gern alte neu hinzu? Denn der Autor, Deutschlands bekanntester und wohl auch erfolgreichster Fußball-Komiker, hat sie alle in der Chronik der Weltmeisterschaften geordnet, beginnt also 1930 in Uruguay und endet (vorläufig) 2014 in Brasilien. Eine Kostprobe sei gestattet, über die vermutlich schon viele gelacht haben: „Fußball ist inzwischen Nr. 1 in Frankreich, Handball übrigens auch“ (Heribert Faßbender).

Nicola von Velsen (Hrsg.): Fußball. Stoff für Helden. Alle Nationalmannschaften und ihre Trikots. München 2018: Prestel Verlag. 462 S.; 19,95 €

Dieses Buch zeigt die aktuelle Trikots aller in der FIFA vertretenen Nationalverbände (einschließlich der Ausweichkluft) in alphabetischer Reihenfolge der Mannschaften nach den Kontinentalverbänden, also von Afghanistan (AFG) bis Jemen (YEM), von Algerien bis Simbabwe, von Anguilla bis zu den Amerikanischen Jungferninseln, von Argentinien bis Venezuela, von Amerikanisch-Samoa bis Vanuatu und schließlich von Albanien bis Wales.    

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

 

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