Am kommenden Sonntag hätte mit dem Wien Marathon ein traditionelles "Gold Label Road Race" des internationalen Leichtathletik-Verbandes stattgefunden. Das Foto zeigt die Spitzengruppe am Schloss Schönbrunn. Wien-Marathon - 23, 2017 Photo: Victah Sailer@PhotoRun
Leichtathletik-Weltverband kündigt Unterstützung für „Label-Rennen“ an
Eine gewisse Unterstützung für jene Straßenläufe, die zu der Serie von „Label-Rennen“ gehören, hat der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics (WA) angekündigt.
Dies geht aus einem Schreiben von Verbandsvertretern an die Organisatoren der „Label-Rennen“ angesichts der Coronavirus-Krise hervor. In Deutschland haben seit vielen Jahren die Marathonläufe in Berlin, Frankfurt und Hannover einen „Label“-Status.
Erstmalig gehören in diesem Jahr zudem der Berliner Halbmarathon, der allerdings ausgefallen ist, und der München-Marathon zu der Serie, außerdem ist der verschobene Hamburg-Marathon nach mehrjähriger Unterbrechung wieder ein „Label-Rennen“. In Österreich zählt traditionell auch der Wien-Marathon zu der WA-Serie.
Seit einer Reform des „Label“-Systems durch World Athletics im vergangenen Jahr ist die Zugehörigkeit zu der Serie für die Veranstalter deutlich kostenintensiver geworden. Dies hängt in erster Linie mit der Finanzierung des ausgeweiteten Anti-Doping-Programms zusammen.
Die hochkarätigsten Straßenrennen zahlen dabei eine gute fünfstellige Dollar-Summe, wenn sie zur höchsten „Label“-Kategorie gehören. Dies gilt zum Beispiel für den Berlin-Marathon. Die Beiträge sind für das Jahr 2020 längst entrichtet – für viele Veranstalter, deren Rennen im Frühjahr ausfielen, jedoch umsonst. Zudem liegt das Doping-Kontrollsystem angesichts der Virus-Situation zurzeit ohnehin weitestgehend brach.
Während World Athletics das Geld offenbar nicht zurückzahlt, hat der internationale Verband jetzt immerhin angeboten, die entrichteten Gebühren auf das nächste Jahr zu übertragen. Rennen, die in diesem Frühjahr und Sommer ausfallen, behalten dadurch automatisch ihren „Label“-Status für 2021.
Zu den diversen Voraussetzungen, die für einen „WA-Label“ erfüllt werden müssen, gehören in erster Linie entsprechend starke internationale Elitefelder. Sollten im Herbst wieder Straßenrennen stattfinden können, käme es in dieser Zeit zu einer Flut von Veranstaltungen, da etliche Organisatoren ihre Läufe aus dem Frühjahr in die zweite Jahreshälfte verschoben haben.
Besonders für Marathon-Veranstalter wird es aufgrund der großen Konkurrenz dann sehr schwierig, die entsprechenden Felder zusammen zu stellen. Denn die Anzahl der Weltklasse-Athleten ist begrenzt, und sie können in dieser Zeit auch nur einen Marathon laufen.
Hier hat der Leichtathletik-Weltverband nun zumindest eine Lockerung der Bedingungen angekündigt. Genaueres werde, je nach Verlauf der Corona-Pandemie, in den nächsten sechs bis acht Wochen bekannt gegeben, heißt es. „In diesen schwierigen Zeiten müssen die Regeln angepasst beziehungsweise gelockert werden“, schreibt World Athletics an die Veranstalter.
World Athletics wolle versuchen, das Anti-Doping-Programm zumindest in eingeschränkter Form fortzusetzen, teilt der Verband mit. Zudem möchte WA sowohl die Athleten als auch die Manager in dieser schwierigen Phase unterstützen.
Zuletzt hatte World Athletics bei Entscheidungen die den Straßenlaufsport betreffen eher unglücklich agiert. So haben Marathonläufer erst ab Anfang Dezember wieder die Möglichkeit, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Bis dahin wurden sämtliche Qualifikationsmöglichkeiten in der Leichtathletik ausgesetzt.