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05
08
2018

Richard Ringer - Foto: Vctah Sailer

Richard Ringer und der Spuk aus der Türkei – LEICHTATHLETIK-EM 2018 in BERLIN – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Von Druck spreche er nicht. Stattdessen von einer Herausforderung. „Denn ich bin am Dienstag in Berlin, um Gold zu holen“, sagt Richard Ringer selbstbewusst, immerhin derzeit Europas schnellster 10 000-Meter-Läufer.

Könnte sogar klappen, wären da nicht die beiden Türken Polat Arikan und Aras Kaya.
Vor zwei Jahren, bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam, gewann sie bereits Gold und Silber über zehn Kilometer. Wirklich zwei Türken? Zwei„getürkte Türken“ witzelten damals nicht wenige Europäer. Denn die Beiden erblickten einst im Läufer-Paradies Kenia das Licht der Welt. Arikan als Paul Kipkosgei Kemboi, Kaya als Amos Kiptok.
Bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin wurden die beiden Lauf-Söldner  erneut zum Ruhme der neuen Leichtathletik-Macht Türkei gemeldet. So, wie eine Reihe anderer afrikanischer Athletinnen und Athleten. Denn auch, wenn der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) den Verbandswechsel erschwert hat und der Internationale Sportgerichtshof (CAS) ein Auge darauf hält, läuft weiterhin Einiges aus dem Ruder.
Denn um Regeln wird sich auch der türkische Präsident Erdogan und dessen Macht-Clique in Ankara nur dann kümmern, wenn diese zu umgehen sind. Denn wer, wie diese, öffentlich verkünden lässt, den angeblichen kurdischen Widersacher Fethullah Gülen sogar dann aus dessem 1999  gewählten amerikanischen Exil zu holen, wenn er dort unter besonderem Schutz steht, wird nicht kaum vor IAAF-Präsident Sebstian Coe und dessen Verordnungen halt machen. 
Warum auch? Schließlich geht es um den Ruhm eines Präsidenten, der daheim Juristen und Journalisten, Philosophen und Pastoren – ohne Prozess – ins Gefängnis stecken lässt.
Jemand, der Tag für Tag die Demokratie ein Stück weiter abbaut und damit das freie Denken einschränkt. So, wie es auch in der Heimat seiner afrikanischen Läufer-Söldner – in Kenia und Somalia – geschieht. Vielleicht machen sich viele dieser Athleten auch deshalb kaum Gedanken um das, was sie tun, sondern nehmen den von ihren europäischen Managern vereinbarten Judas-Lohn – und halten den Mund.
Oder plappern Unsinn, wie 2016 in Amterdam Vivian Jemutal aus aus der Läufer-Hochburg Iten in Kenia, die bei den damaligen Europameisterschaften unter ihrem türkischen Namen Yasemine Can über 5000 und 10 000 Meter siegte. Damals erzählte sie, wie wunderbar es sich doch in Istanbul leben lasse, was deren kenianische Nachbarn allerdings mehr als erstaunen ließ.
Denn Vivian Jemutal verließ ihre kenianische Heimat nur dann, wen sie unter ihrem neuen Namen Yasemine Can auf internationale Wettkampfreisen ging.
2016 in Amsterdam gewann die Türkei übrigen zehn (Lauf)-Medaillen. Werden es diesmal noch mehr – oder kann Richard Ringer, dieser mutige und kampfstarke Läufer aus dem idyllischen Unteruhldingen am Bodensee am Dienstag den ganzen Spuk besiegen?
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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