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20
05
2019

Alina Reh kurz vor dem Ziel in Berlin ©Horst Milde

Lauftalent Alina Reh: Schnell aber unzufrieden „Es geht noch eine Tick besser“ – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

KARLSRUHE – Schnell aber nicht schnell genug. So lautet Alina Rehs Fazit zum Einstieg in die WM-Saison 2019. Was sich erklären lässt. Vor einer Woche in Pliezhausen erzielte die noch immer erst 21-Jährige Schwäbin in einem gemischten 3000-Meter-Lauf zwar hervorragende 8:48,05 Minuten, „doch die Männer haben sie mehr ausgebremst, als sie vorneweg geführt“, ärgerte sich ihr Trainer Jürgen Austin-Karl.

Offenbar wollten sich die Herren von der schnellen Dame nicht abhängen lassen.

Und wie war das bei der „Langen Laufnacht“ am Samstag in Karlsruhe? Dort fehlte ihr über 5000 Meter bereits nach 600 Metern jegliche Unterstützung, diesmal von den Damen. So blieben die Uhren nach ihrem beeindruckenden Solo bei 15:12,96 Minuten stehen. Zwanzig Läuferinnen musste sie obendrein bei ihrem Sturmlauf überrunden – was viel Zeit gekostet hat. Die WM-Norm (15:22 Minuten) hatte das – neben Konstanze Klosterhalfen – wohl größte deutsche Lauftalent trotzdem klar unterboten, „doch ich wäre gern noch einen Tick schneller gelaufen.

Oder auch zwei Tick . . .

Am 8. Juni, bei den Deutschen Meisterschaften über 10 000 Meter in Essen, hofft die EM-Vierte auf dieser Distanz endlich ohne Handicap und wirklich einmal ganz schnell laufen zu können – schließlich will sie ihre persönliche Bestzeit von 32:17:17 Minuten brechen. Warum denn auch nicht? Auf der Straße hat sie die zehn Kilometer – damals als 20-Jährige – in fantastischen 31:23 Minuten durcheilt, und so etwas lässt hoffen.

Denn der 10 000-Meter-Lauf bei den Weltmeisterschaften im heißen Herbst von Doha ist in diesem Jahr ihr erklärtes Ziel. Trainer Austin-Karl: „Zum einen ist sie auf der längsten Stadion-Distanz stärker als über 5000 Meter. Zum anderen gibt es über 10 000 Meter keine Vorläufe, sondern nur das Finale – also nur einen einzigen Lauf. So etwas kann nur von Vorteil sein.“

Was aber zugleich bedeutet, Alina Reh – im Halbmarathonlauf die fünftschnellste Deutsche – wird in diesem Jahr keine Straßenrennen bestreiten. Aber dennoch bleibt der Marathonlauf, langfristig,  eines ihrer ganz großen Ziele, „doch erst in vier, fünf Jahren. Bis dahin wollen wir uns auf die Tartanbahn konzentrieren. Immerhin wird sie in diesem Mai gerade erst 22 Jahre alt“, erklärt Coach Austin-Karl die Planung. Denn die ganz großen Trainingsumfänge stehen ihr erst noch bevor.

Trainingsumfänge, die die meisten ihrer älteren Konkurrentinnen täglich absolvieren. Zum Beispiel die zehn Jahre ältere Niederländerin Susan Krumins, 2018 bei den Europameisterschaften in Berlin Silbermedaillengewinnerin über 10 000 Meter. Die Läuferin aus Nijmwegen will Alina Reh bei den Welttitelkämpfen in Doha als beste Europäerin natürlich hinter sich lassen. Bei ihrer verblüffenden läuferischen Bandbreite – 800 Meter in 2:02,24 Minuten, Halbmarathon in 1:10:52 Stunden – ein realistisches  Ziel.

Alina Reh wird nicht nur sie im Auge behalten und auch deshalb schauen, welche internationalen Langstreckenläufe sie in diesem Sommer absolvieren kann. Das lässt sich nicht einfach bewerkstelligen. Denn nur drei Wettbewerbe bietet der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) innerhalb seiner 14 Diamond-Meetings dafür den Frauen  an: 3000 Meter in Eugene (USA) und jeweils einen 5000-Meter-Lauf  in London sowie eine Woche vor den Weltmeisterschaften in Brüssel.

Wobei Strecken, die länger als 3000 Meter sind – so der neueste IAAF-Deal, – nicht mehr im Fernsehen gezeigt werden. Mithin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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