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380 Top-Läufer: Dresden ist in Corona-Zeiten gefragt. - Der Start in der Nähe des Palais im Großen Garten. - Foto: Helmut Winter

Laufszene Sachsen Invitational Run in Dresden am 8. November 2020: Jonas Glans siegt mit schwedischem Landesrekord – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Beim Laufszene Sachsen Invitational Run im Großen Garten von Dresden, der wegen der Einschränkungen durch die Corona Pandemie nur Läufer der Leistungselite am Start sah, sorgte der Schwede Jonas Glans (SWE) mit einem neuen Landesrekord von 28:08 Minuten bei seinem Sieg im 10 km-Lauf für das Highlight der Verstaltung.

 

 

Damit steigerte er die Zeit von Mohamed Mustafa von 28:12 beim Great Manchester Run im Jahr 2008 um 4 Sekunden, seine PB von 28:41 sogar um über eine halbe Minute.

Bei nahezu idealen Laufbedigungen mit Temperaturen um 12°C und sehr trockener Luft mit einem Taupunkt um 4°C störte nur ein auffrischender Wind aus Südost, der den Läufern auf dem ersten Teil einer 2,5 km Runde auf der Hauptalle entgegenblies.

Zunächst wurde um 10:30 Uhr der Halbmarathon mit gut 30 Teilnehmern gestartet, in dem der deutsche Topläufer Richard Ringer vom LC Rehlingen der erklärte Favorit war. Für Richard bedeutete der Start auf dem Dresdner Rundkurs ein willkommener Härtetest vor seinem Marathon-Debüt am 6. Dezember in Valencia, wo er sich mit einer Zeit von unter 2:10 Stunden für Olympia 2021 empfehlen könnte. Nach einem flotten Start befand sich nach der ersten Runde eine achtköpfige Gruppe an der Spitze, die in 7:22 Minuten für 2,5 km auf Kurs zu flotten 1:02:10 lag. Diese Konstellation vorne blieb bis 5 km in 14:51 unverändert, danach konnten sich dann Ringer und der in dieser Saison immer stärker werdende Aaron Bienenfeld von der SSC Hanau-Rodenbach leicht absetzen und bis 7,5 km in 22:13 ein kleinen Vorsprung gegenüber einer Verfolgergruppe herausarbeiten.

Anschließend drosselte das Duo vorne die Fahrt ein wenig und wurde bis 10 km in 29:44 wieder eingeholt, mit Kurs zu einer Zeit von 1:02:44. Auf der nächsten Runde fiel dann eine Vorentscheidung, als Ringer, Bienenfeld, Björn Koremann (NED) und Abootorabi Mahammadreza (SWE) in Führung gingen und über 37:09 bei 12,5 km bei 15 km in 44:37 diese ausbauen konnten. Mit einer Projektion von 1:02:45 lag man auf Kurs zu einer Zeit im Ziel von deutlich unter 63 Minuten. Nach 17,5 km in 52:09 waren Ringer und Bienefeld erneut ihren Mitläuferm enteilt und kämpften dann nach 20 km in 59:26 um den Sieg. Ringer lag hier schon leicht in Front und zog nun dem Mann aus Hanau davon, um das Rennen in guten 1:02:26 zu gewinnen. Bei seinem Debüt war er allerdings mit 1:02:10 beim Berliner Halbmarathon 2019 noch etwas schneller.

Nach 20 km hatte sich Richard Ringer von Aaron Bienenfeld entscheidend absetzen können. Foto: Helmut Winter

Bienenfeld wurde in 1:02:32 Zweiter und „pulverisierte“ im Sinne des Wortes seine PB von der DM in Hannover mit 1:08:19 in neue Dimensionen. Kurz dahinter wurde Mahammadreza in 1:02:39 Dritter und auch Björn Koremann auf Platz 4 blieb noch unter 63 Minuten. Somit gab auch in der Leistungsbreite ein ansprechendes Ergebnis.

Anzumerken bleibt u.a. auch die Leistung des deutschen Topgehers Karl Junghannß vom LAC Erfurt, der mit 1:03:52 auf Platz 7 vielen Profiläufern Paroli bieten konnte. Dabei hatte sich der lange Erfurter gar nicht speziell auf dieses Event vorbereitet und denkt bei etwas mehr spezifischem Training noch an eine deutliche Steigerung über den halben Marathon.

Bei den Frauen gab es einen spannenden und zudem hochklassigen Kampf um den Sieg. Hier war die Schwedin Sarah Lahti (SWE) mit einer PB von 1:09:58 die Frau mit der schnellsten Vorleistung. Diese Zeit lief sie in New York City im Jahr 2017, ein Jahr zuvor war sie in Berlin über 10 km in 31:57 am flottesten unterwegs. Ihre Halbmarathonzeit war schwedischer Landesrekord, den die 25-jährige Läuferin mit einem flotten Start sogleich in Angriff nahm. Nach 2,5 km in 8:07 lag sie bereits 10 Sekunden vor der deutschen Topläuferin Miriam Dattke von der LG Telis Finanz Regensburg, die erst im Februar ihre PB auf 1:11:40 steigern konnte. Beim Frankfurt Invitational Halbmarathon auf dem Messegelände wurde sie im September 2020 hinter Melat Kejeta in 1:12:03 Zweite.

An der Spitze zog Lahti unterstützt von einigen Männern unverändert ihre Kreise, bei 5 km in 16:21 lag sie mit einer Projektion von 1:08:59 klar auf (Landes-)Rekordkurs. Über 24:38 bei 7,5 km legte sie die 10 km in 32:53 zurück, Dattke folgte hier in 33:17 und 24 Sekunden Abstand. An dieser Situation änderte sich zunächst wenig, Lahti wurde bei 12,5 km in 41:12 und bei 15 km in 44:37 gestoppt, wobei Dattke erstmals den Abstand zur Führenden mit 49:50 etwas veringern konnte. Diese Entwicklung setzte sich dann schnell fort, bereits nach 17,5 km in 57:56 für Lahti war Miriam Dattke bis auf 9 Sekunden „dran“ und sah weit frischer aus, als die Schwedin, wo nun die Tempohatz zu Beginn Spuren hinterließ.

Miriam Dattke gewann den Halbmarathon der Frauen. – Foto: Helmut Winter

Gegen Mitte der letzten Runde konnte Dattke zur Schwedin aufschließen, um sich dann bald von dieser zu lösen. Mit 1:06:15 bei 20 km hatte sie mit 8:10 die schnellste Runde gelaufen und jagte nun Richtung Ziel zu einer Zeit von unter 70 Minuten. Im Ziel in 1:09:42 steigerte die Regensburgerin ihre PB um 2 Minuten und ließ der Schwedin Lahti in 1:09:52 keine Chance. Letztere konnte sich allerdings über eine weitere Steigerung ihres eigenen Landesrekords freuen. Dritte wurde Nina Lauwaert (BEL) in 1:12:08 und auf Platz 4 machte auch Domenika Mayer aus Regensburg in 1:12:32 wie ihre Klubkameradin einen erfreulichen Leistungssprung. Sowohl die Teamwertung mit den drei besten Zeiten bei den Frauen und Männern gewann die LG Telis Finanz Regensburg mit jeweils neuen deutschen Bestleistungen: 3:39:08 bei den Frauen, 3:12:36 bei den Männern. Auch die alten Bestmarken aus den Jahren 1995 und 1997 waren schon bei der LAC Quelle Fürth in einer Hand.

Dabei fehlte den Regensburgern bei den Männern sogar ihr As Simon Boch, der zuletzt bei der Halbmarathon-WM in Gydnia im Oktober mit Platz 35 und 1:01:36 mit einem tollen Ergebnis aufwarten konnte. Entsprechend war Simon einer der Favoriten im 10 km-Lauf, der am Ende zu einer Flut von Topleistungen und persönlichen Rekorden sorgen sollte. Bereits nach dem ersten Kilometer in 2:46 war klar, dass es ein schnelles Rennen geben würde. Bis 2 km in 5:35 lag eine siebenköpfige Spitzengruppe auf Kurs zu einer Zeit von unter 28 Minuten, wobei Simon Boch weitgehend vorne das Tempo machte.

Die Spitzengrupp der Männer nach gut 3 km: Boch, Nilsson und Glans (v.l.) laufen an der Spitze. – Foto: Helmut  Winter

Vorne mit dabei waren neben Boch der schwedische Vielstarter David Nielsson (SWE), der bei der Halbmarathon-WM knapp hinter Boch im Ziel war, sein Landsmann Jonas Glans (SWE), Lahsene Bouchikhi (BEL), Ilyas Osman von der TV Wiesbaden, Johannes Motschmann vom SCC Berlin sowie Jens Mergenthaler vom SV Winnenden. Bei 5 km hatte sich die Spitze um Motschmann und Mergenthaler reduziert und war bei 5 km in 14:06 nach wie auf Kurs zu einer Topzeit, die gut 30 Sekunden unter den PBs der Akteure an der Spitze lag. Die kommenden Kilometer wurden mit 2:50, 2:49 und 2:52 recht gleichmäßig absolviert, wobei sich aber kleine Effekte von Gegenwind und Rückenwind auf der Hauptallee bemerkbar machten.

Bei 8 km in 22:28 hatte sich Glans, Nilsson und Boch deutlich abgesetzt, wobei nun zunehmend Glans die Tempoarbeit verrichtete. Mit Unterstützung des Rückenwinds steigerte er die Fahrt nach 9 km in 25:26 und lief dabei das km-Segment von 8,5 km nach 9,5 km in phänomenalen 2:40. Dieser Tempohatz konnte erst Boch und kurz darauf auch Nilsson nicht mehr folgen. Glans gewann das Rennen in sehr guten 28:08, womit er den Landesrekord (s.o.) um 4 Sekunden steigern konnte.

Dahinter kämpfte sich Boch noch auf Platz 2 in tollen 28:10 vor und Nilsson wurde – erneut von Boch geschlagen – in 28:12 Dritter. Das sind für ein Teilnehmerfeld ohne ostafrikanische Konkurrenz absolute Topzeiten.Boch verbesserte seine PB von 28:36 bei den Berlin 10K Invitational im September 2020 erneut erheblich und liegt in der ewigen deutschen Bestenliste über 10 km auf der Straße auf Platz 5, vor so illustren Namen wie Stephane Franke und Dieter Baumann.

Dahinter gab es Bestzeiten zuhauf, wie die unten aufgelistete Ergebnisliste ausweist. Im Rennen der Frauen gewann Deborah Schöneborn von der LG Nord Berlin in Bestzeit von 32:56, womit sie erstmal die 33 Minuten „knackte“. Platz erlief Maayouf Majida (MAR) in 33:26.

Zusammenfassend legte das Team um André Egger von der Laufszene Sachsen eine beeindruckende Veranstaltung auf das Pflaster der Hauptallee im Großen Garten, die eindrucksvoll demonstrierte, dass sich mit einem schlüssigen Konzept auch in den harten Zeiten der Corona Pandemie hochwertige sportliche Events organisieren lassen.

Nach den ersten drei Corona getriggerten „Invitational“-Events in Berlin hat sich Dresden nun als würdiger Nachfolger ausgewiesen.

Splits des führenden Läufers – 10 km
 1km 2:46 2:46 27:44
2 km 5:35 2:48 27:59
3 km 8:26 2:51 28:05
4 km 11:14 2:48 28:05
5 km 14:06 2:52 28:12
6 km 16:57 2:51 28:15
7 km 19:46 2:49 28:14
8 km 22:38 2:52 28:18
9 km 25:26 2:47 28:15
10 km 28:08 2:42   NR
   Ergebnisse 10 km der Männer:
1. GLANS , Jonas Malmö Allmänna (SWE) 28:08
2. BOCH, Simon LG Telis Finanz Regensburg 28:10
3. NILSSON, David Schweden 28:12
4. BOUCHIKHI, Lahsene Belgien 28:23
5. OSMAN, Ilyas TV Waldstraße Wiesbaden 28:44
6. MOTSCHMANN, Johannes SCC Berlin 28:50
7. MERGENTHALER, Jens SV Winnenden 29:18
8. MICHIELS, Yannick VMOL 29:21
9. BEBENDORF, Karl Dresdener SC 1898 30:18
10. BAAR, Philipp SCC Berlin 30:19
11. BREM, Benedikt LG Telis Finanz Regensburg 30:28
12. ERDMANN, Clemens LG Olympia Dortmund 30:33
13. SCHAUER, Frank Tangermünder Marathon 30:56
14. SCHULZE, Marc Citylauf-Verein Dresden 31:10
15. HOFFMANN, Philipp LAC Olympia 88 Berlin 31:13
16. GERING, Julian LG Vogtland 31:33
17. KATIB, Joseph LG Braunschweig 31:52
18. ARNOLD, Raphael LAZ Ludwigsburg 31:56
19. BORGGREFE, Fabian SG Spergau 31:59
20. POPP, Theodor TSV 1880 Gera-Zwötzen 32:00
Splits des führenden Läufers – Halbmarathon:
 5 km 14:51 14:51 1:02:40
10 km 29:44 14:53 1:02:44
15 km 44:37 14:53 1:02:45
20 km 59:26 14:49 1:02:42
  HM 1:02:26 3:00
  Ergebnisse Halbmarathon der Männer:
1. RINGER, Richard LC Rehlingen 1:02:26
2. BIENENFELD, Aaron SSC Hanau-Rodenbach 1:02:32
3. MOHAMMADREZA,
Abootorabi
Spårvägen TF club 1:02:39
4. KOREMAN, Björn Leiden Atletiek 1:02:44
5. CASTEEL, Archibald Spårvägens FK 1:03:29
6. RAMDANE CHERIF, Tim LG Telis Finanz Regensburg 1:03:33
7. JUNGHANNß, Karl LAC Erfurt TopTeam 1:03:52
8. HILLE, Erik LG Telis Finanz Regensburg 1:04:28
9. THURLEY, Tom Potsdamer Laufclub 1:04:29
10. NOTZ, Dominik LG Telis Finanz Regensburg 1:04:35
11. TOMSICH, Anthony LAV Stadtwerke Tübingen 1:04:52
12. LUTZ, Fabian LG Telis Finanz Regensburg 1:05:09
13. KEY, Kevin LG Telis Finanz Regensburg 1:05:17
14. ULBRICH, Tobias LG Region Landshut 1:05:32
15. ABIEL, Hialu SG akquinet Lemwerder 1:06:01
16. KRAUTH, Joachim VfL Sindelfingen 1:06:50
17. GÖHLER, Timo LAV Stadtwerke Tübingen 1:08:10
18. HECHT, Andreas DJK Weiden 1:09:35
19. STANG, Marius LAV Stadtwerke Tübingen 1:09:52
20. RAHMANPOUR, Shahab MTP Hersbruck 1:10:33
  Ergebnisse Halbmarathon der Frauen:
1. DATTKE, Miriam LG Telis Finanz Regensburg 1:09:42
2. LAHTI, Sarah Schweden 1:09:52
3. LAUWAERT, Nina Belgien 1:12:08
4. MAYER, Domenika LG Telis Finanz Regensburg 1:12:32
5. FISCHER, Katja LAV Stadtwerke Tübingen 1:16:50
6. OJSTERDEK, Svenja LG Telis Finanz Regensburg 1:16:54
7. PFÄFFLE, Malin Die Laufpartner 1:24:16
HARRER, Corinna LG Telis Finanz Regensburg DNF

Helmut Winter

Video vom 10km Lauf in Dresden:

https://www.youtube.com/watch?v=VGOj1iwOcT8

 

 

 

author: GRR