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15
03
2021

Grab Hannah Höch, Friedhof Heiligensee - Foto: Erdmute Nieke

Laufend erinnern! Hannah-Höch-Erinnerungslauf – Ein Rückblick auf den 3. Frauentagslauf für alle Geschlechter des LT Bernd Hübner Berlin am 8. März 2021 von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

In Berlin ist der Frauentag am 8. März ein seit zwei Jahren dank eines rot-rot-grünen Senats ein gesetzlicher Feiertag.

Also Zeit zum Laufen!

In den letzten zwei Jahren haben wir uns beim ersten und zweiten Frauentagslauf für alle Geschlechter des LT Bernd Hübner an mehrere Frauen erinnert und haben dabei einen langsamen gemeinsamen Lauf durch den Berliner Tiergarten absolviert mit Laufpausen an bestimmten Orten zum Erinnern an diese besonderen Frauen.

In diesem Jahr stand nur eine Frau im Mittelpunkt unseres Laufens am 8. März, der  coronabedingt nur in kleiner Gruppe statt fand. Hannah Höch – eine Malerin, Graphikerin und Collagekünstlerin, die in den sogenannten goldenen zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Berliner DADA-Künstlergruppe als einzige Frau angehörte.

Hannah wurde 1889 in Gotha geboren und lebte seit 1912 mit Unterbrechungen in Berlin. In Berlin-Heiligensee starb sie 1978. Wer mit offenen Augen durch die Welt läuft, entdeckt noch Erinnerungen an diese besondere Frau in unserer Stadt.

Bei herrlichem Sonnenschein und kühlen Temperaturen starteten wir in Alt-Tegel und liefen durch den Tegeler Forst. Am Waldrand von Heiligensee lernten wir Hannahs buntes Leben bis 1939 kennen.

Sie entwickelt gemeinsam mit dem DADAisten Raul Hausmann (1886-1971), mit dem sie auch eine ziemlich unglückliche Liebesbeziehung hatte, die DADAistische Fotomontage.

Nach einer neunjährigen Liebesbeziehung mit der niederländischen Schriftstellerin Til Brugmann (1888-1958) heiratet sie 1935 den 21 Jahre jüngeren Kurt Heinz Matthies (1910-?). Auch diese Beziehung scheitert.

Dazu bekommt sie von den Nationalsozialisten den Stempel „entartete“ Künstlerin aufgedrückt. Im wahrsten Sinne des Wortes zieht sie sich in das abgelegene Heiligensee am Berliner Stadtrand zurück und lebt von 1939 bis 1978 in einem kleinen Gartenhäuschen.

  Gartenhaus Hannah Höch –  Foto: Erdmute Nieke

Dahin laufen wir weiter, denn das Häuschen gibt es noch heute und ist original erhalten. Wir schauen Hannah sozusagen über den Gartenzaun und können erahnen, was es bedeutete sich und die „entarteten“ Kunstwerke ihrer Freunde in diesem Grundstück zu verstecken.

Ein Versorgungspunkt in Heiligensee wird multimedial. Wir hören Hannah im Originalton von 1977 sprechen und sehen uns ein paar Kunstwerke (keine Originale) von ihr an.

Dann laufen wir weiter zum Friedhof von Heiligensee. An ihrem Grab legen wir Rosen nieder. Die Stadt Berlin würdigt sie mit einem Ehrengrab.

Dann laufen wir wieder durch den Tegeler Forst zurück nach Alt-Tegel. Eine letzte Pause machen wir am Tegeler Seeufer am „Archaischen Erzengel von Heiligensee“ – einer großen Bronzestatue, die der Künstler Siegfried Kühl (1929-2015) zu Hannahs 100. Geburtstag geschaffen hat.

„Archaischer Engel von Heiligensee“ (r.) 1989 von Siegfried Kühl – Foto: Manfred Templin

Zurück in Tegel erhält jede Teilnehmer:in wieder ein kleines Erinnerungsgeschenk – diesmal auch in Farbe – an unsere gemeinsamen 17 Kilometer.

Der Plan ist nun diesen dritten Frauentagslauf für alle Geschlechter in Erinnerung an Hannah Höch zu wiederholen, wenn wir alle geimpft sind.

Denn ihr Garten-Wohn-Haus, ihr Grab und der „Archaische Erzengel“ werden immer an sie erinnern und wir können immer laufen – hoffentlich bald auch wieder richtig zusammen.

Dr. Erdmute Nieke

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