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15
08
2019

Im Berliner Schlachtensee - Foto: Stefan Sponar

Laufen ist doch nur die halbe Sportart … meint JoAnna Zybon

By GRR 0

Ganz schön frech, so eine Behauptung ausgerechnet auf der Plattform von German Road Races, der wichtigsten Stimme des Laufsports.

Sorry, aber wer die „ganze“ Sportart erleben möchte, der sollte unbedingt einen „SwimRun“ absolvieren, denn dieses (Lauf)-Abenteuer macht nicht an Ufern halt.

Das Laufen gehört ja dazu: „SwimRun“ bedeutet, dass Schwimmen und Laufen einander abwechseln, und zwar mehrfach. Die Trailstrecken führen durch Wälder, Wiesen, Seen, Flüsse. Oder sogar durchs Meer wie beim ersten legendären Experiment einiger Schweden, die einst auf einer 75-km-Strecke über 23 Inseln des Stockholmer Schärengartens um die Wette schwammen und liefen – und damit die neue Sportart erfanden, nach dem Motto „Ö-Till-Ö“ (von Insel zu Insel).

Das ist mehr als 15 Jahre her. Heute heißt die Sportart „SwimRun“, während „ÖTILLÖ“ ein geschützer Name ist, der für Weltmeisterschaften und Qualifikationsrennen reserviert ist.

Tiefe Seen – tiefe Erfahrungen

Nun schwappen immer größere Wellen der Begeisterung für diesen Ausdauermix von Schweden nach Deutschland. „Wer einmal einen SwimRun mitmacht ist sofort fasziniert und will mehr davon“ sagt Michael Gerlach, der beim größten Berliner Laufveranstalter SCC Events den „SwimRun Rheinsberg“ organisiert.

Die Rheinsberger Seenplatte mit ihren tiefen und sauberen Seen ist ein würdiger Austragungsort für einen „echten“ SwimRun, bei dem der ursprüngliche Gedanke, während des Trails möglichst ursprüngliche Natur zu erleben, aufgehen kann.

 

Jessica, Sabine, Nathalie und Joanna beim Fachsimpeln im SchlachtenseeFoto: Stefan Sponar

Doch ausgerechnet für viele Läufer gibt es eine Hemmschwelle, und dies ist nicht etwa die Angst vor dem Wasser. Als abschreckend wird oft die wichtigste Spielregel der Multisportart empfunden. Diese Regel besagt, dass die SwimRunner unterwegs ihre Kleidung sowie Ausrüstung nicht wechseln dürfen. Es gibt keine Wechselzonen wie beim Triathlon.

Wer also in Laufschuhen rennt muss damit auch schwimmen. Wer im Bade- oder Neoprenanzug schwimmt muss damit auch rennen. Die Teilnehmer eines SwimRuns dürfen weder ihre nassen Klamotten an Land ausziehen, noch ihre Schuhe beim Schwimmen abgeben, noch ihre Paddles beim Laufen irgendwo deponieren.

Der Sportler muss alle Land und Wasserpassagen in einem Outfit bewältigen.

„Was, ich soll mit Schuhen schwimmen? Das klingt nicht so toll“ lautet dementsprechend ein typisches Läufer-Statement.

Vielleicht klingt es einladender, wenn man die Kehrseite der Grundregel beschreibt:
die Unbekümmertheit. Denn SwimRunner können nach Herzenslust zwischen Land und Wasser wechseln – wie Amphibienwesen. Wer sich nicht umziehen darf, staffiert sich so aus, dass er sich eben nicht mehr umziehen muss. Wer keine Ausrüstung umorganisieren darf bereitet sich so vor, dass er nichts mehr umorganisieren muss. Das Pendeln zwischen Land- und Wasserwegen wird zum puren Glück und kann großen Frieden in die Seelen der Sportler einflößen.

„Neos“ extra für SwimRunner

Das Amphibien-Gefühl kann jedoch drei Spaßverderber haben: Lufttemperatur, Wassertemperatur und Länge des Trainings beziehungsweise Wettkampfs. Je kälter Luft und/oder Wasser, je länger der Trail, desto schwieriger wird es sich für die ganze Strecke anzuziehen. Dann braucht man einen schützenden Neoprenanzug, der so flexibel ist, dass man darin länger rennen kann, und so robust, dass die „Glatthaut“ beim Herausklettern an steileren Uferstellen nicht kaputt geht. – Auftrieb, Wärme, Flexibilität, Robustheit, Innentaschen für Riegel … sonst noch welche Wünsche? –

In der Tat sind „Neos“ für SwimRunner der letzte Schrei. Und nicht so leicht zu bekommen. In ganz Berlin bietet bislang kein bekanntes Sportfachgeschäft SwimRun-Einteiler an – und dann müsste man sie ja auch mal ausprobieren dürfen.

Die Sportartikel-Branche ist noch nicht so richtig in die ÖTILLÖ-Welt eingetaucht. Immerhin hat der internationale Sportartikel-Hersteller HEAD schon vor Jahren den Sprung ins kalte Wasser gewagt.

„Wir haben schon 2012 den ersten SwimRun-Anzug konstruiert“ berichtet mit Stolz Stefan Sponer (53), der Chef von HEAD SWIMMING. HEAD hat in Kooperation mit  SCC Events kürzlich sogar SwimRunner eingeladen am Schlachtensee Neopren-Prototypen kostenlos zu testen.

Unter Anleitung der Trainerin Nathalie Baron (22) durften die „Schwimmläufer“ sich im und um den Schlachtensee austoben. Obendrauf bekamen die Teilnehmer eine Schwimmbrille und eine Tasche geschenkt.

Natürlich hat die Aktion Spaß gemacht – nicht zuletzt deshalb, weil ein SwimRun-Training in der Gruppe entspannter ist als solo. Alleine fühlt man sich wie ein Marsmännchen, wenn man mit Badekappe, Schwimmbrille und nassen Klamotten durch einen Park rennt.

SwimRunner sind eben noch ein ungewohnter Anblick. Um die Berliner SwimRunner kümmert sich Michael Gerlach, der unter anderem einen offenen Email-Verteiler eingerichtet hat, um gegenseitige Trainings-Einladungen zu ermöglichen.

Zum Schluss Emil Zatopek

Wer kennt nicht das berühmte Zitat von Emil Zatopek:

„Vogel fliegt. Fisch schwimmt. Mensch läuft.“

Ob es Emil etwas ausmachen würde, wenn wir es ein bißchen auffrischen? Zu:

„Mensch schwebt. Mensch schwimmt. Mensch läuft“.

„Schwebt“ soll hier die Schwerelosigkeit des Wassers assoziieren. Aber wer das Wörtchen eher damit verbindet, wie er unlängst nach einem herrlichen SwimRun-Training nach Hause schwebte, der hat auch nichts falsch verstanden.

Anfragen zu Trainings im Berliner Raum und Anmeldungen zum Email-Verteiler der SwimRun-Fans direkt bei Michael Gerlach:

michael.gerlach@scc-events.com

JoAnna Zybon

 

author: GRR