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08
2020

Längst nicht so schnell wie ursprünglich erhofft: In extremer Hitze gewann Alina Reh aber immerhin den Titel. - Foto: www.photorun.net 2017 World Championships-London London, UK August 4-13, 2017 Photo: Victah Sailer@PhotoRun

Langstreckler leiden unter der Hitze bei Deutschen Meisterschaften 2020

By GRR 0

Keine Zuschauer und große Hitze (36 Grad und mehr): Die aufgrund der Coronavirus-Pandemie in den Hochsommer verschobenen und unter strengen Hygiene-Bedingungen organisierten Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig stellten die Langstreckenläufer vor eine große Herausforderung.

Denn bei ihren Wettbewerben am Sonnabend und Sonntag wurden Temperaturen zwischen 33 und 36 Grad Celsius gemessen. Die Hoffnung auf schnelle Zeiten, die es ohnehin bei Titelkämpfen eher selten gibt, war somit schon vor dem ersten Start dahingeschmolzen.

Ohne Titelverteidigerin Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen), die zurzeit noch in den USA trainiert und erst etwas später in die kurze Saison einsteigt, führte im 5.000-m-Rennen kein Weg an Alina Reh (SSV Ulm) vorbei.

Bei 33 Grad führte Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) das Feld nach gemächlichen 3:25,92 Minuten durch die 1.000-m-Marke. Als sich später Alina Reh an die Spitze setzte, wurde das Tempo schneller, jedoch auch nicht gravierend. Die große Favoritin, die bei normalen Bedingungen gerne die 15-Minuten-Marke angegriffen hätte, gewann schließlich in 16:08,33 vor Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin/16:18,57) und Domenika Mayer (16:19,00).

„Ich sollte mich am Anfang zurückhalten, was mir schwer gefallen ist. Ich habe dann zu einem Zwischenspurt angesetzt. Das Ziel war, dass ich das Tempo halte. Im Training funktioniert es, aber im Wettkampf kann ich es im Moment leider überhaupt nicht umsetzen“, sagte Alina Reh. „Die Hitze sehe ich als Chance, weil wir nächstes Jahr in Tokio wohl noch schwierigere Bedingungen haben werden. Deswegen kann man sich daran schon mal gewöhnen.“

36 Grad herrschten tags zuvor am Sonnabend beim 5.000-m-Finale der Männer. Hier setzte sich ein Youngster durch: Der 21-jährige Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) gewann in 14:02,75 Minuten vor Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd/14:05,64), der wiederum Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg/14:06,43) auf Rang drei verwies. „Ich bin sehr glücklich über den Titel. Die Bedingungen waren sehr hart, normalerweise finden die langen Strecken abends statt. Mein Trainer und ich hatten abgesprochen, dass ich das Renngeschehen abwarte und dann eingreife, wenn es passt“, sagte Mohamed Mohumed.

Ebenfalls 36 Grad wurden beim 3.000-m-Hindernisrennen am Sonntag gemessen. Hier verteidigte Karl Bebendorf (Dresdner SC) seinen Titel in 8:42,42 Minuten klar vor Tim Stegemann (8:48,10) und Martin Grau (beide LAC Erfurt/8:51,09). „Der Wettkampf war ungewohnt ohne Zuschauer, die Stimmung hat gefehlt. Allerdings muss man im Hindernislauf die ganze Zeit fokussiert sein, so dass man das während des Rennens nicht so sehr bemerkt hat“, sagte Karl Bebendorf.

Eine überraschende Pleite hatte tags zuvor im 3.000-m-Hindernisfinale der Frauen Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) erlebt. Die Weltklasseläuferin und große Favoritin gab das Rennen in der Braunschweiger Hitze auf. „Es ging von Anfang an wenig. Wir waren nicht schnell unterwegs. Aber selbst dieses Tempo fiel mir verhältnismäßig schwer, was nicht zu meinem Training passt. Ich glaube, wenn ich nicht fit gewesen wäre, wäre ich nicht hergekommen. Ich kam erst vor einigen Tagen aus der Schweiz. Ich habe kurz mit meinem Trainer gesprochen. Klimawechsel, heiße Temperaturen, schwere Beine vom Training. Es kam heute alles zusammen. Das ist unschön, zum Höhepunkt nicht fit zu sein. Das war definitiv nicht mein Tag. Ich habe eigentlich sehr gut trainiert und hoffe, dass ich das bei anderen Wettkämpfen, die noch kommen, unter Beweis stellen kann“, sagte Gesa Krause, die 2019 zum zweiten Mal bei einer WM die Bronzemedaille gewonnen hatte.

Gesa Krause hatte in Braunschweig eine würdige Nachfolgerin: Jubeln durfte die aufstrebende Elena Burkhard (LG farbtex Nordschwarzwald), die in 9:50,31 Minuten deutlich vor Lea Mayer (VfL Löningen/9:58,87) gewann. Dritte wurde Agnes Gers (SCC Berlin) mit 10:02,85.

„Ich habe mir gesagt, ich probiere einfach alles oder gehe mit fliegenden Fahnen unter. In dem Fall hat es funktioniert. Der Titel ist für mich extrem wichtig. Ich habe ein schwieriges Jahr hinter mir, ich war 2019 verletzt. Es ging lange auf und ab. Ich bin froh, wieder verletzungsfrei laufen zu können“, sagte Elena Burkhard.

race-news-service.com

DLV – DM Braunschweig Tag 2: Johannes Vetter und Malaika Mihambo in starker Form

Am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig zeigten die DLV-Athleten trotz ungewohnter Hygiene-Maßnahmen und fehlender Zuschauer in mehreren Wettbewerben Weltklasse-Leistungen. Allen voran die 400 Meter-Sprinterinnen in einem pfeilschnellen Finale sowie Speerwerfer Johannes Vetter, der seine eigene Jahresbestleistung noch einmal steigern konnte. Im Weitsprung flog Weltmeisterin Malaika Mihambo auch aus kurzem Anlauf der nationalen Konkurrenz auf und davon.

6,60 bis 6,70 Meter: Das hatte Weitsprung-Bundestrainer Ulrich Knapp Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auch aus verkürztem Anlauf zugetraut. In Braunschweig rannte die Weltmeisterin mit 16 Schritten in Richtung Grube, bei ihrer 7-Meter- und Siegesserie im Vorjahr waren es 20 gewesen. Drei Versuche benötigte Deutschlands „Sportlerin des Jahres“, bis der Abstand zum Brett passte. Dann flog sie bis auf 6,63 Meter und 6,71 Meter – absolute Weltklasse!

„Mit der Weite bin ich zufrieden“, befand die Weltmeisterin. „Ich werde dieses Jahr auch den Anlauf nicht mehr verlängern, sondern weiterhin aus 16 Schritten springen. In der Vorbereitung lief es nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich habe mir zudem genügend Zeit genommen, meine Rückenverletzung auszukurieren.“

Johannes Vetter: „Abliefern und Weite zeigen“

Auch Johannes Vetter (LG Offenburg) war im Vorfeld nicht ohne Wehwehchen geblieben und spät in die ohnehin späte Saison eingestiegen. Jetzt aber ist der Weltmeister von 2017 voll da! Auf 86,94 Meter in Kuortane (Finnland) ließ der Speerwerfer bei den Deutschen Meisterschaften 87,36 Meter folgen – weiter kam in diesem so besonderen Corona-Sommer weltweit bisher kein Speerwerfer.

„Der rutschige Belag hat heute weitere Würfe gekostet“, erklärte Johannes Vetter. „Trotzdem 87 Meter zu werfen, war unter diesen Bedingungen spitze. Mir ging es darum, abzuliefern und Weite zu zeigen. Das habe ich mit den 87 Metern und einer soliden Serie geschafft. Man hat gesehen, dass ich noch mehr drauf habe. Ich hoffe auf die kommenden Wettkämpfe.“

Über 400 Meter der Frauen blieben gleich zwei Athletinnen unter der 52-Sekunden-Marke – ein Ereignis, das es bei Deutschen Meisterschaften zuletzt 2001 gab! Corinna Schwab brachte ihre Führung in Bestzeit von 51,72 Sekunden vor Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin; 51,88 sec) ins Ziel, besser war bei einer DM zuletzt 2001 Grit Breuer. Auch Ruth Sophia Spelmeyer (52,14 sec) war schnell wie lange nicht. 52,20 Sekunden reichten Alica Schmidt (SCC Berlin) dahinter nur zu Rang vier – neunmal in den vergangenen 20 Jahren wäre sie mit dieser Zeit Deutsche Meisterin geworden.

„Alle Beteiligten haben einen tollen Job gemacht“

Aufgrund der Corona-Pandemie fanden die Titelkämpfe in Braunschweig unter besonderen Vorzeichen statt. Mit einer Personen-Obergrenze von 999 Personen, einer Gesundheitskontrolle am Einlass, Abstandsregelungen und ohne Zuschauer – aber mit allen DM-Wettbewerben im gewohnten Format.

„Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat gezeigt, dass auch in Krisenzeiten Veranstaltungen gut organisiert werden können“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. „Schade, dass aufgrund der Corona-Auflagen keine Zuschauer im Stadion sein konnten. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr in Braunschweig wieder die Zuschauer für eine tolle Atmosphäre sorgen. Mich hat sehr gefreut, das auch mal junge Athletinnen und Athleten ins Rampenlicht gerückt sind.

Ein besonderer Dank geht an das Land Niedersachsen, die Stadt Braunschweig und den Niedersächsischen Leichtathletik-Verband sowie an die zahlreichen freiwilligen Helfern, die die Titelkämpfe erst ermöglicht haben.“

DLV: Silke Bernhart

DLV – DM Braunschweig Tag 1: Deniz Almas in 10,09 Sekunden unschlagbar

Es sind Meisterschaften auf Abstand – aber dennoch mit meisterschaftswürdigen Leistungen. Den ersten Tag der 120. Deutschen Meisterschaften im Eintracht-Stadion in Braunschweig, die angesichts der Corona-Pandemie unter strengen Hygienevorschriften stattfinden, krönte Deniz Almas mit seinen rasanten 10,09 Sekunden über die 100 Meter. Im Dreisprung und im Speerwurf räumten Max Heß und Christin Hussong ihre vierten Titel ab. Doch es gab auch zahlreiche Überraschungssieger an diesem Samstag in Braunschweig.

Christin Hussong – Foto: Theo Kiefner

Es sind andere Meisterschaften, als die Leichtathleten sie sonst gewohnt sind. Meisterschaften mit Maske. Auf Abstand. Und ohne Zuschauer. Meisterschaften im Corona-Sommer.

Aber dennoch eben Meisterschaften, bei denen die Athleten sich zu Höchstleistung pushten, denn im besten Fall glänzt der Lohn golden.

Der schnellste Wolf ist auch der schnellste Deutsche. Deniz Almas (VfL Wolfsburg) füllte im Ziel mit seinem Jubelschrei das gesamte Eintracht-Stadion. Berechtigt, schließlich hatte der 23-Jährige nur kurz zuvor mit 10,09 Sekunden den Titel über die 100 Meter geholt.

10,09 Sekunden – so schnell war seit Julian Reus‘ Rekordlauf 2014 kein Deutscher Meister mehr über diese Distanz. Dabei war es in Braunschweig auch eben jener Julian Reus (LAC Erfurt), der dem jungen Almaz vom ersten Meter an ordentlich Druck machte, kam der fünfmalige Freiluftsieger, der seine Karriere nach den Olympischen Spielen 2021 beenden will, doch mit Abstand am besten aus den Blöcken.

Deniz Almas (VfL Wolfsburg) – Foto: Theo Kiefner

Doch dann tobten die jungen Wilden in Person von Deniz Almas und dem Kölner Joshua Hartmann vorbei. Der 21-jährige Hartmann war in diesem Jahr bereits mit 10,14 Sekunden Bestzeit gelaufen und stellte dieses Vermögen auch im heißen Braunschweiger Stadion unter Beweis. In 10,23 Sekunden holte er sich, nach Platz fünf im Vorjahr, Silber vor Julian Reus, der aber in 10,26 Sekunden bewies, der er mit seinen 32 Jahren nach wie vor nicht unterschätzt werden sollte.

Die 10,09 Sekunden sind die zweitschnellste Zeit in Europa in diesem Sommer – nur Almas selber war in diesem Jahr (10,08 sec) überhaupt schneller.

DLV – Alexandra Dersch

 

Die komplette Zusammenfassung mit allen Entscheidungen von Tag 1 der DM in Braunschweig lesen sie auf leichtathletik.de.
 

RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer

„Rettet unsere Läufe“ – Wir brauchen jede Stimme, um den Laufsport zu retten. Helfen Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an der Petition!

Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe

 DANKE für Ihre HILFE!

 

author: GRR