Die erfolgreichen deutschen EM-Teilnehmer vom Freitag (v.li.): Carolin Schäfer, Christin Hussong, Gregor Traber, Kristin Gierisch und Marie-Laurence Jungfleisch - DLV/Jan Papenfuß
„Ladies Night“ im Olympiastadion mit vier DLV-Medaillengewinnerinnen
Am Freitagabend war im Berliner Olympiastadion bei den Leichtathletik-Europameisterschaften vor 48.500 Zuschauern „Ladies Night“, vier DLV-Athletinnen schafften den Sprung auf das Podest.
Gold erreichte Speerwerferin Christin Hussong, die im ersten Versuch den Meisterschaftsrekord auf 67,90 Meter schraubte. Auch bei Dreispringerin Kristin Gierisch war es der erste Satz, der saß und ihr Silber bescherte.
Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch und Siebenkämpferin Carolin Schäfer holten Bronze. Mit 13 Medaillen steht das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) vor dem abschließenden EM-Wochenende an Position eins des Medaillenspiegels.
„Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn wir bei der Pressekonferenz mit so vielen Athleten hier sitzen“, sagte der Leitende Direktor Sport Idriss Gonschinska am Samstagmittag im Hotel Interconti. „Das heißt, es sind viele Träume in Erfüllung gegangen und Ziele umgesetzt worden. Christin hat einen tollen ersten Wurf gezeigt und die Konkurrenz unter Druck gesetzt. Caro mit großem Kampf Bronze geholt, Marie ihre erste internationale Medaille gewonnen und Kristin einen starken Wettkampf gemacht“, freute sich Gonschinska über die Leistungen und schloss auch den fünften Platz von Hürdensprinter Gregor Traber ein.
Die DLV-Athleten kamen am Freitagabend bei ihrer Heim-EM in den Genuss von 48.500 Zuschauern. Besonders berührt war Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) vor seinem ersten Auftritt: „Ich hatte fast Tränen in den Augen, als ich die Schreie der Zuschauer gehört habe, die atemberaubende Stimmung war etwas ganz Besonderes.“
Nach drei verpassten EM-Finals in Folge, schaffte es der 25-Jährige mit einer extrem starken Zeit (13,26 sec) zum ersten Mal in den Endlauf. „Wenn mir jemand vor der EM gesagt hätte, dass ich Fünfter werde, hätte ich Jubelsprünge gemacht und das sofort unterschrieben.“
Erster EM-Podestplatz für deutsche Dreispringerin
„Die Anlage war ideal, ein bisschen wie in Eberstadt, und ich habe mich sehr gut gefühlt“, berichtete Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart 1843), die in Eberstadt schon die magische Zwei-Meter-Marke überfolgen hat. Im Olympiastadion ging es bis einschließlich 1,96 Meter über alle Höhen im ersten Anlauf, das war Bronze wert. Die gleiche Medaillenfarbe erkämpfte sich mit 6.602 Punkten Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt), für die es nicht leicht war nach dem Gewinn der WM-Silbermedaille an die Erfolge des Vorjahres anzuknüpfen. „Für die Medaille in London habe ich zehn Jahre gearbeitet, das hat extrem viel Kraft gekostet, deswegen bin ich nach einer Saison mit lauter Ups und Downs umso glücklicher über diese fantastische Bronzemedaille.“
Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) schrieb ein Stück Geschichte. Mit ihrer neuen Bestleistung von 14,46 Metern holte die 27-Jährige als erste DLV-Dreispringerin einen Podest-Platz bei einer Freiluft-EM. Seit 1994 ist die Disziplin im Programm und noch nie gab es seitdem eine deutsche Medaille. Die Zusammenarbeit mit Sportpsychologin Tanja Damaske hat sich ausgezahlt. „Ich wusste, dass ich etwas drauf habe und das hat funktioniert. Ich konnte bestätigen, was ich die ganze Saison schon gezeigt habe.
Ricard Ringer muss 5.000 Meter-Start absagen
Die große Gewinnerin des Abends war Christin Hussong (LAZ Zweibrücken), die ihren Speer auf 67,90 Meter katapultierte. Nur zwei deutsche Speerwerferinnen kamen jeweils weiter: Die Weltmeisterinnen von 2009 und 2013 Steffi Nerius (68,34 m) und Christina Obergföll (70,20 m). „Der Wettkampf war ein Traum, so wie ich mir das vorgestellt habe, vom ersten Wurf selbst weiß ich gar nichts mehr, das war wie im Flow“, erzählte die 24-Jährige, die mit fünf Jahren mit der Leichtathletik begann und seitdem von ihrem Vater Udo Hussong trainiert wird. „Ich habe leistungsmäßig schon viele Höhen und Tiefen erlebt und der Erfolg zeigt, dass man immer weitermachen muss.“
Gute Nachrichten gab es von den beiden Siebenkämpferinnen Louisa Grauvogel (LG Saar 70) und Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen).
Sie konnten nach dem Autounfall das Krankenhaus wieder verlassen und befinden sich im Mannschaftshotel, wo sie kompetent medizinisch betreut werden, berichtete Idriss Gonschinska. Der Leitende Direktor warf einen Blick voraus auf die kommenden Wettkämpfe: „Heute Abend gibt es weitere Chancen für unser Team.“
Nicht dabei sein wird dann Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), dessen Wadenmuskulatur für einen Einsatz im EM-Finale über 5.000 Meter noch nicht bereit ist.
DLV – Pamela Ruprecht