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2020

Alexandra Wester - Foto: Horst Milde

„Kein politisches Thema“ : Weitspringerin Wester nicht im DLV-Kader – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Nach ihrem zumindest temporären Ausschluss aus der Nationalmannschaft erhebt Leichtathletin Alexandra Wester Vorwürfe.

Doch die Bundestrainerin kontert entschieden.

Die Weitspringerin Alexandra Wester wirft dem Bundesausschuss Leistungssport des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) vor, sie wegen ihres Engagements gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen aus der Nationalmannschaft geworfen zu haben. Aus dem Trainingslager auf Grenada teilte die Athletin telefonisch mit: „Ich fühle mich in meiner Meinungsfreiheit nicht geschützt. Es hat wohl Druck von außen gegeben.“

Ihr Aufenthalt in der Karibik wie die Teilnahme an Trainingslagern der Nationalmannschaft Anfang 2021 habe sie mit Bundestrainer Ulli Knapp abgestimmt. Ihre Bestleistung von 6,95 Metern stammt aus dem Februar 2016. 2018 wurde sie Zweite der deutschen Meisterschaft (6,68 Meter) und nahm an der Europameisterschaft von Berlin teil. Wegen einer schweren Verletzung ihres Sprungfußes sprang sie 2019 mit links, kam auf 6,36 Meter und springt mittlerweile wieder mit rechts. 2020 bestritt sie keine Wettkämpfe.

Ihr Partner, der Basketball-Profi Joshiko Saibou, ist von den Telekom Baskets Bonn entlassen worden, weil er auf einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Berlin, an der er gemeinsam mit Alexandra Wester teilnahm, den Mindestabstand nicht eingehalten haben soll, was er bestreitet. Für Mittwoch wird die Entscheidung des Arbeitsgerichts erwartet.

Chef-Bundestrainerin Annett Stein teilte mit, dass der Bundesausschuss Leistungssport der Aufnahme von Alexandra Wester in den Perspektivkader für 2021 nicht zugestimmt habe, da sie die Kriterien nicht erfüllt habe. Dies sei zuletzt 2017 geschehen, habe aber im Sinne einer Qualifikation jährlich zu erfolgen.

„In Bezug auf die Meinungsfreiheit hat der DLV mehrmals betont“, schreibt sie, „dass die eigene Meinung der Athletinnen und Athleten unter Beachtung der Vorbildfunktion respektiert wird.“

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag, dem 8. November 2020

Michael Reinsch

Korrespondent für Sport in Berlin.

 

author: GRR