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18
04
2021

Katharina Steinruck - Foto: NN Mission Marathon

Katharina Steinruck triumphiert mit Bestzeit in Enschede 2021, Eliud Kipchoge zurück im Sieg-Modus

By GRR 0

Eliud Kipchoge ist zurück im Sieg-Modus und Katharina Steinruck dürfte mit ihrem Triumph beim Elite-Marathonrennen auf dem Flughafen Twente von Enschede ihr Flugticket zu den Olympischen Spielen gebucht haben.

Der kenianische Olympiasieger und Weltrekordler (2:01:39) gewann den „NN Mission Marathon“ souverän in 2:04:30 Stunden. Nach einer überraschenden Niederlage beim London-Marathon im vergangenen Oktober, wo er als Achter ins Ziel gelaufen war, meldete sich Eliud Kipchoge rechtzeitig vor den Olympischen Spielen mit einer Jahresweltbestzeit zurück.

Der einzige deutsche Läufer im Feld, Tom Gröschel (TC Fiko Rostock), lief eine persönliche Bestzeit von 2:12:45 Stunden und belegte damit Platz 18, verpasste aber die Olympia-Norm von 2:11:30.

Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) setzte sich im Kampf um die drei olympischen Startplätze nicht nur gegen ihre nationalen Konkurrentinnen durch sondern gewann sogar das Rennen. Die 31-Jährige steigerte sich auf 2:25:59 Stunden und wurde in Enschede zur sechstschnellsten deutschen Läuferin aller Zeiten. Nach dem besten Rennen und dem größten Sieg ihrer Karriere ist Katharina Steinruck der Startplatz bei den Olympischen Spielen so gut wie nicht mehr zu nehmen. Sie ist nun hinter Melat Kejeta (Laufteam Kassel/2:23:57) die Nummer zwei im Kampf um die Startplätze. Theoretisch müssten nun innerhalb der nächsten sechs Wochen zwei Läuferinnen diese Zeit unterbieten, um sie noch zu verdrängen.

Das Rennen der Männer: Eliud Kipchoges „One Man Show“

Das Rennen der Männer entwickelte sich zur erwarteten „One Man Show“: Eliud Kipchoge dominierte bei sehr guten Wetterbedingungen auf der 5-km-Runde in Enschede. Dabei war aber von Beginn an klar, dass es dem 36-jährigen Superstar, der in Wien 2019 in einem allerdings nicht rekord-konformen Rennen unter zwei Stunden gelaufen war (1:59:40,2), heute nicht um Rekorde ging. Nach einem sehr verhaltenen Beginn mit einer 5-km-Zwischenzeit von 14:55 Minuten erreichte die dreiköpfige kenianische Spitzengruppe mit Tempomacher Philemon Kacheran, der am Ende durchlief und Vierter wurde in 2:08:47, dem späteren zweitplatzierten Jonathan Korir (2:06:40) und Eliud Kipchoge die Halbmarathon-Marke nach 61:43. Nachdem das Trio die 30-km-Marke in 1:28:10 Stunden passiert hatte, verschärfte Eliud Kipchoge rund zehn Kilometer vor dem Ziel das Tempo und setzte sich entscheidend ab. Seine Zielzeit von 2:04:30 Stunden ist für Eliud Kipchoge seine neuntbeste reguläre Zeit.

 

Eliud Kipchoge auf ungewohntem Terrain.-  Foto: NN Mission Marathon

„Das war für mich ein echter Test, um meine Form vor dem olympischen Marathon zu überprüfen. Die Bedingungen waren gut und ich danke den Organisatoren dafür, dass dieses Rennen möglich war. Jetzt werde ich in Kenia mit meinem Team Rücksprache halten bezüglich des weiteren Trainings für die Olympischen Spiele“, sagte Eliud Kipchoge.

Tom Gröschel lief genau nach Plan die erste Hälfte der 42,195 km in 65:29 Minuten. Auch bei Kilometer 30 war er mit 1:33:23 Stunden noch auf Kurs für die avisierte Zeit von unter 2:11:30. Doch in der Folge konnte er das Tempo nicht halten und kam schließlich nach 2:12:45 ins Ziel. Immerhin verbesserte Tom Gröschel damit seine zwei Jahre alte Bestzeit von 2:13:49 um gut eine Minute. Was für ihn vielleicht noch wertvoller war: Nach Verletzungsproblemen ist er ohne Probleme ins Ziel gekommen. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen. Es war schon ein Ritt auf der Rasierklinge, dieses Tempo anzugehen. Als dann meine Gruppe bei Kilometer 28 auseinander fiel, wurden die Runden auf dem Flugfeld schon sehr, sehr lang“, sagte Tom Gröschel, der sich nach einer Erholungsphase auf einen Herbst-Marathon vorbereiten wird.

Das Rennen der Frauen: Größter Sieg der Karriere für Katharina Steinruck

Mit dem früheren Hindernis-Spezialisten Steffen Uliczka und Simon Stützel hatte Katharina Steinruck für das wahrscheinlich wichtigste Rennen ihrer Karriere zwei hochkarätige Tempomacher an ihrer Seite. Dadurch konnte sie durchweg ihr eigenes Tempo laufen und war von Beginn an an der Spitze. Nach einer 10-km-Zwischenzeit von 34:39 erreichte die vierköpfige Führungsgruppe, in der auch Gladys Chesir (Kenia), Hanna Lindholm (Schweden) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) liefen, die Halbmarathonmarke in 1:12:58 Stunden. Zu diesem Zeitpunkt bildeten Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin) und die erfahrene Portugiesin Sara Moreira die Verfolgergruppe, die 27 Sekunden Rückstand hatte.

Die beiden Sieger:in: Katharina Steinruck und Eliud Kipchoge – Foto: Mark Milde

An der Spitze fielen dann zunächst Hanna Lindholm und anschließend Gladys Chesir zurück. Bei 30 km (1:43:38) konnte nur noch Laura Hottenrott mit Katharina Steinruck mithalten – allerdings nicht mehr lange. Mit einer Bestzeit von 2:33:01 ins Rennen gegangen, war Laura Hottenrott im Kampf um einen Olympia-Startplatz mutig das Tempo mitgegangen. Doch der Schritt zu einer Zeit um 2:26 war sicherlich noch etwas zu groß. Im letzten Abschnitt wurde Laura Hottenrott deutlich langsamer, steigerte sich aber als Vierte noch enorm um fast fünf Minuten auf 2:28:02. Sie ist nun Fünfte im Qualifikations-Wettkampf.

Hinter der zweitplatzierten Sara Moreira (Portugal/2:26:42) lief Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin) mit einer starken persönlichen Bestzeit von 2:27:03 auf Platz drei. Damit belegt sie im Rennen um die Olympia-Startplätze nun Rang vier. Die Berlinerin hatte ein etwas verhalteneres Anfangstempo gewählt und lief damit insgesamt gleichmäßiger. Lange Zeit rannte sie zusammen mit Sara Moreira. Noch an der 30-km-Marke lag Rabea Schöneborn mit 1:44:15 Stunden auf Kurs für ein Ergebnis um 2:26:30. Im letzten Abschnitt verlor sie dann pro Kilometer zwar nur wenige Sekunden, aber es reichte am Ende nicht ganz, um die drittplatzierte Läuferin im Kampf um die Olympia-Tickets, ihre Zwillingsschwester Deborah (2:26:55), zu verdrängen. Als Dritte des Rennens gelang aber auch Rabea Schöneborn ein weiterer Achtungserfolg im Marathon. Erst im Dezember war sie in Valencia ein starkes Debüt gelaufen mit 2:28:42, nun steigerte sie sich auf 2:27:03. Damit ist sie im Rennen um die Olympia-Startplätze nun die Nummer vier und sollte nach dem derzeitigen Stand als Ersatzläuferin nominiert werden.

„Ich bin super zufrieden mit meiner Leistung und freue mich über die persönliche Bestzeit. Natürlich hatte ich die Zeit von 2:26:55 im Auge. Ich habe alles gegeben und dachte zwischendurch, dass ich es schaffen werde. Aber schon im Bereich zwischen 28 und 30 Kilometer  bekam ich muskuläre Probleme. Dadurch hat es am Ende nicht ganz gereicht“, sagte Rabea Schöneborn.

Rabea Schöneborn (lks.) Laura Hottenrott (m) und Katharina Steinruck – Foto: Mark Milde

Nicht ins Ziel kam dagegen Anke Esser (Bayer Leverkusen). Nachdem sie sich anfangs sogar der Führungsgruppe angeschlossen hatte, passierte sie etwas später die 10-km-Marke in 34:57 Minuten. Danach jedoch ging sie aus dem Rennen.

„Es ist ein tolles Gefühl – ich bin völlig fertig, aber überglücklich“, sagte Katharina Steinruck, nachdem sie die letzten acht Kilometer ohne Konkurrentinnen an der Spitze nur noch hinter ihren beiden Tempomachern gelaufen war. „Ich muss mich bei Simon und Steffen bedanken, sie haben mich am Ende förmlich zu der Zeit unter 2:26 geschrieen“, erklärte die 31-jährige Läuferin, die sich von 2:27:26 auf 2:25:59 verbesserte und damit derzeit in der europäischen Jahresbestenliste auf Rang zwei liegt. Dabei hatte Katharina Steinruck aufgrund kühler Temperaturen sogar lange Laufkleidung gewählt. „Mit dem Sieg hätte ich nie gerechnet. Mein Fokus lag einfach nur auf einem schnellen Rennen und 2:26 war dabei das Ziel. Eigentlich wollte ich die letzten sechs Kilometer noch etwas schneller rennen, aber da hat die Muskulatur dann nicht mehr mitgemacht. Für heute habe ich das maximal Mögliche herausgeholt.“

Der Start auf dem Flugfeld von Twente nahe Enschede. – Foto: NN Mission Marathon

Ergebnisse

Männer:

  1. Eliud Kipchoge KEN 2:04:30
  2. Jonathan Korir KEN 2:06:40
  3. Goitom Kifle ERI 2:08:07
  4. Philemon Kacheran KEN 2:08:47
  5. Stephen Kiprotich UGA 2:09:04
  6. Geoffrey Kusuro UGA 2:09:53
  7. Matthew Sang KEN 2:09:54
  8. Felix Chemonges UGA 2:09:59
  9. Hiskel Tewelde ERI 2:10:07
  10. Marcin Chabowski POL 2:10:17
  11. Tom Gröschel GER 2:12:45

Frauen:

  1. Katharina Steinruck GER 2:25:59
  2. Sara Moreira POR 2:26:42
  3. Rabea Schöneborn GER 2:27:03
  4. Laura Hottenrott GER 2:28:02
  5. Marcela Joglova CZE 2:28:16
  6. Jill Holterman NED 2:28:18
  7. Mieke Gorissen BEL 2:28:31
  8. Gladys Chesir KEN 2:29:16
  9. Laura Mendez ESP 2:29:28
  10. Ruth van der Meijden NED 2:29:30

Die schnellsten deutschen Frauen aller Zeiten

2:19:19            Irina Mikitenko (Wattenscheid) Berlin        28.09.2008

2:23:57            Melat Kejeta (Kassel)                   Berlin         29.09.2019

2:24:35            Katrin Dörre-Heinig (Leipzig)  Hamburg   25.04.1999

2:25:37            Uta Pippig (Berlin)                      Berlin          26.09.1995

2:25:42            Fate Tola (Braunschweig)         Frankfurt    30.10.2016

2:25:59            Katharina Steinruck (Frankfurt) Enschede  18.04.2021

2:26:01            Luminita Zaituc (Braunschweig) Frankfurt  28.10.2001

2:26:13            Sonja Oberem (Leverkusen)       Hamburg    22.04.2001

2:26:21            Sabrina Mockenhaupt (Köln)     Berlin           26.09.2010

2:26:44            Anna Hahner (Gengenbach)      Berlin           28.09.2014

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