Hart umkämpft sind die Rennen bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften. - Foto: Victah Sailer - www.photorun.net
Kamworor strebt Hattrick bei Cross-WM 2019 an, Elena Burkhard leider einzige deutsche Teilnehmer/-in des DLV in Aarhus
Mit der Crosslauf-WM steht am Sonnabend im dänischen Aarhus einer der hochkarätigsten und härtesten Wettkämpfe auf dem Programm, den die internationale Leichtathletik zu bieten hat.
Bei den Männern geht Titelverteidiger Geoffrey Kamworor an den Start. Der Kenianer will zum dritten Mal in Folge die Cross-Goldmedaille gewinnen.
Im Rennen der Frauen gehört seine Landsfrau Hellen Obiri zu den Favoritinnen.
Nur eine einzige deutsche Athletin geht leider in Aarhus in einem der fünf Rennen an den Start: Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald) wird erstmals bei einer Cross-WM laufen.
Bei dieser WM, die zurzeit alle zwei Jahre stattfindet, kann jede Nation sechs Läufer in eines der vier Einzel-Rennen schicken. Dies sind doppelt so viele wie zum Beispiel bei Olympischen Spielen. Aufgrund der enormen Stärke der Kenianer und Äthiopier sowie einiger weiterer Länder bilden sich somit außergewöhnlich starke Felder.
Neben den Wettbewerben der Männer und Frauen sowie der beiden Junioren-Rennen gibt auch die vor zwei Jahren neu eingeführte Mixed-Staffel. Hier teilen sich zwei Männer und zwei Frauen die gut 8 km lange Strecke, wobei egal ist, wer an welcher Position läuft. Kenia geht hier als Titelverteidiger an den Start.
Außergewöhnlich ist auch die Strecke in Aarhus: Der anspruchsvolle Rundkurs führt unter anderem über ein vom Boden aus angelegtes, begrüntes Schrägdach eines Museums. Nach dem Abwärtslaufen vom Dach folgt eine enge, überhöhte Kurve. Die Strecke begünstigt spannende und vielleicht auch dramatische Rennen.
Kenia gegen Äthiopien – dieser Zweikampf bildet seit vielen Jahren immer wieder spitzensportliche Höhepunkte bei Cross-Weltmeisterschaften. Im 10-km-Rennen der Männer ist Geoffrey Kamworor als Favorit anzusehen. Der 26-jährige Kenianer hat das Rennen bereits 2015 und 2017 gewonnen. Er könnte nun auch im Crosslauf den Hattrick schaffen, der ihm bei der Halbmarathon-WM im vergangenen Jahr gelang. Diese Meisterschaft gewann Kamworor 2014, 2016 und 2018. Einer seiner stärksten Konkurrenten dürfte sein Landsmann Rhonex Kipruto sein, der Junioren-Weltmeister über 10.000 m. Amos Kirui geht als Sieger der kenianischen Meisterschaften ins Rennen.
Über die genau 10,025 km lange Strecke in Aarhus läuft für Äthiopien unter anderen der erst 19-jährige Shooting-Star Selemon Barega. Er hatte im vergangenen Jahr in Brüssel einen Junioren-Weltrekord über 5.000 m aufgestellt. Mit dem Sieger der äthiopischen Cross-Meisterschaften, Mogos Tuemay, ist ebenfalls zu rechnen. Sowohl Kenia als auch Äthiopien wird mit sehr jungen Teams am Start sein: Der älteste äthiopische Läufer ist 24, bei den Kenianern sind bis auf zwei Athleten keine älter als 23. Am ehesten könnten wohl zwei Läufer aus Uganda die favorisierten Kenianer und Äthiopier gefährden: Joshua Cheptegei lag bei der Cross-WM vor zwei Jahren eingangs der letzten Runde noch in Führung, brach dann aber ein. Jacob Kiplimo ist der Junioren-Cross-Weltmeister von 2017.
Aus europäischer Sicht könnte das Juniorenrennen über 7,57 km am Sonnabend einen Höhepunkt bilden. Hier will Norwegens neuer Lauf-Star Jakob Ingebrigtsen die Dominanz der Afrikaner durchbrechen.
Erstmals werden die Frauen bei der Cross-WM keine kürzere Strecke laufen sondern wie die Männer 10,025 km absolvieren. Die Kenianerin Hellen Obiri – amtierende 5.000-m-Weltmeisterin und Olympia-Zweite über diese Strecke – startet zum ersten Mal bei einer Cross-WM und gehört als kenianische Meisterin zu den großen Favoritinnen. Mit Agnes Tirop hat Kenia zudem die Cross-Weltmeisterin des Jahres 2015 am Start. Bei den äthiopischen Meisterschaften hatte sich Dera Dida souverän durchgesetzt. Sie will nun bei der WM die seit 2009 andauernde kenianische Siegesserie stoppen. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern erhalten die Sieger eine Prämie von 30.000 US-Dollar.
Mit Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald) ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) erstmals seit 2011 wieder bei einer Cross-WM vertreten.
Elena Burkard im Team Europe – Foto: European Athletics
Damals belegte Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) Platz 54. Eine deutsche Läuferin trat zuletzt 2008 bei dieser WM an: Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05) erreichte Rang 33. Für Elena Burkard ist am Sonnabend in Aarhus eine vielleicht sogar deutlich bessere Platzierung möglich. Die 27-Jährige überzeugte zweimal bei den Cross-Europameisterschaften als Fünfte (2017) und Sechste (2018). Es bleibt aber abzuwarten, wie die 3.000-m-Hindernis-Spezialistin mit der etwas längeren Strecke zurecht kommt.
race-news-service.com
Die Meinung von Horst Milde:
Der Cross-Country-Lauf hat eine lange Tradition. Die IAAf feiert in Aarhus ein Jubiläum eigener Art: „200 Jahre Cross-Country“ mit einer eigenen Ausstellung. Für diese Ausstellung haben berühmte Athleten/-innen wie Paula Radcliffe, Paul Tergat und andere Ausstellungsstücke ihrer Laufgeschichte zur Verfügung gestellt.
Paul Tergat – World Cross-Country Championchips 1997 und Weltrekordler im Marathon 2003 in Berlin – Photo: Victah Sailer
Englische Wurzeln
Die Disziplin des Cross-County-Laufens, wie wir sie heute kennen, wurde erstmals 1819 in der englischen Schule von Shrewsbury als Schnitzeljagd mit dem Namen „Hase und Hunde“ urkundlich erwähnt.
Die IAAF Heritage-Ausstellung führt die Besucher entlang eines Zeitplans von den Anfängen bis zur Etablierung des Sports in Großbritannien in den 1830er Jahren und dann, durch die Erwähnung in Thomas Hughes‘ berühmtem Rugby School-Roman Tom Brown’s School Days von 1857, über den Atlantik nach Amerika.
Die Entwicklung des Cross Country Laufes wird bis zur Gründung der International Cross Country Union (ICCU) im Jahr 1903 nachvollzogen. Im selben Jahr begann die ICCU mit der Organisation der „Internationalen Meisterschaften“, die 1973 unter der Federführung der IAAF zustande kamen und immer beliebter wurden. Der Zeitplan erstreckt sich über die 42 Austragungen der IAAF Cross Country Weltmeisterschaften, die seitdem stattgefunden haben
Einen Monat lang geöffnet
Die Eröffnungszeremonie der IAAF Heritage Cross Country Running Ausstellung – 1819 bis 2019 findet am 28. Februar in Aarhus statt. Die Ausstellung bleibt bis zur IAAF Cross Country Weltmeisterschaft Aarhus 2019 am Samstag, den 30. März, geöffnet.
„The Toughest Race in the World“
2003 gab die IAAF eine Sonder-Edition einer Broschüre heraus mit dem Titel: „The Toughest Race in the World“ – „A look at 30 Years of the IAAF World Cross Country Championships“ mit 374 Seitenund mit allen Angaben zur Erfolgsgeschichte des Cross-Countrylaufes.
1977 beginnt in Waregem (BEL) mit 21 Nationen und 285 Athleten/-innen die WM- Geschichte des Cross-Country-Laufes der IAAF, auch in Deutschland machte sie Station, 1977 fand in Düsseldorf die WM mit 23 Nationen und 344 Athleten/-innen auf der Galopprennbahn Grafenberg statt.
Unverständlich ist und bleibt, daß der DLV die Cross-WM mit Missachtung straft und entweder gar keine Teilnehmer entsendet oder wie 2019 mit einer Läuferin beschickt.
Es sind aber nicht nur die Läufernationen wie Kenia und Äthiopien die mit großen Teams sich beteiligen, sondern u.a. auch Großbritannien mit 24 Teilnehmern/-innen oder die USA. Das muss doch einen Grund haben sich an der Cross-WM zu beteiligen, diese Verbände fahren ja nicht mit ihren Athleten hin, um Geld zu verpulvern, sondern um den Athleten Wettkämpfe zu bieten und sich mit der Weltelite zu messen und zu lernen.
Hat das der DLV nicht nötig?
Der DLV, die deutschen Trainer – und natürlich die deutschen Läufer und Läuferinnen wären gut beraten in dieser Hinsicht einen Sinneswandel anzustreben.
Horst Milde
Statistical Reference file and Chronology of World Cross 2019 – by K Ken Nakamura:
https://dansk-atletik.dk/media/2271482/wxc_stats_nakamura.pdf
https://germanroadraces.de/?p=121263
Race-by-race previews: IAAF/Mikkeller World Cross Country Championships Aarhus 2019
IAAF/Mikkeller World Cross Country Championships Aarhus 2019 Facts and Figures now available