Lothar Pöhlitz - Foto: privat
Jetzt ist Selbstvertrauen gefragt – die Angst zu besiegen und die Handbremse zu lösen – Von Lothar Pöhlitz*
Sportliche Leistungen sind das Ergebnis eines mehrjährigen optimalen Trainings.
Natürlich mit einer für das individuelle Ziel notwendigen Belastung. Hoffentlich wurden In dem mehrjährigen Trainingsprozess die im Wettkampf gebrauchten psychischen Fähigkeiten mitentwickelt.
Erfolg hat wer sich nachhaltig für seine Ziele motivieren kann, glaubt und vor allem die wichtigen Trainingseinheiten, mit der wettkampf-ad-äquaten Belastung und hohen Umfängen, kurzen Pausen und zielgeschwindigkeitsorientierten Tempo nutzt, um schließlich mental gestärkt und von seiner Leistungsfähigkeit überzeugt in die nächsten Rennen zu gehen. Niederlagen unterstützen diesen Prozeß nachhaltig. In den nächsten Wochen wird sich zeigen wer sich wie auf den jeweiligen Höhepunkt vorbereitet hat.
Mentale Stärke ist Voraussetzung für Siege in allen Altersklassen
Wenn man der/die Beste im Team sein will muß man am besten trainieren und die neue Bestleistung wollen
Nur wer konzentriert, mit der notwendigen Willenskraft im nervlich guten Zustand, mit der Überzeugung es auch zu packen, für sich grenzwertige Trainingseinheiten erfolgreich bewältigt, wird den gewünschten Effekt erzielen. Selbst- und Trainer – Motivation steuern die Handlung. Grundlage dafür ist das persönliche Motiv, das auf der Basis unterschiedlicher Persön-lichkeitsstrukturen, auch unterschiedlich (mehr positiv oder mehr negativ) zielbestimmt ist.
Erfolgreiche Athleten ziehen ihre Motivation aus dem Ziel sportliche Spitzenleistungen in ihrer Altersklasse zu wollen. Psychische Stärke wird nur durch hartes Training und Wettkämpfe ausgeprägt. Dabei können wettkampfnahe Belastungen und erfolgreich gestaltete Aufbauwett-kämpfe, aber auch Wettkampferfahrungen durch Niederlagen helfen.
Weniger sichere Athleten bringen durch ihre „noch“ nicht besiegbare Angst nicht selten ihre Leistungsfähigkeit nicht auf die Bahn. Die Ausbildung ihrer Fähigkeiten, sich auf die gestellten Aufgaben im Rennen zu konzentrieren, sich nicht durch unvorhersehbare Situation (z.B. Wind, Stürze oder Gedränge) ablenken zu lassen, ihrer Überzeugung die gestellten Aufgaben auch lösen zu können oder durch die notwendige Kampfbereitschaft auch „müde Phasen“ zu überstehen bzw. sich in Endphasen noch besonders mobilisieren zu können, erfordert langfristig stetige Einwirkungen des Trainers. Wer nach einem Sturz im Rennen zu lange liegen bleibt war ungenügend auf die möglichen Rennsituationen vorbereitet.
Misserfolgseinflüsse sind individuell und vielfältig, wie z.B.: Angst vor der Belastung oder dem Versagen, Zweifel, Erinnerungen an die letzte Niederlage, Taktikfehler, unerwartete Renngestaltung, ungenügende Frische, nicht optimale klimatische Bedingungen, Druck durch mediale Ankündigungen oder das familiäre Umfeld, den Trainer, den Manager, Funktionäre, überraschend auftretende scheinbar bessere Gegner, nicht erreichbare Qualifikationsnormen, mangelhafte Konzentration, größere Zeitplanverschiebungen, negative Gedanken usw.
Niederlagen und Siege – dafür treiben wir den ganzen Aufwand – Foto Kiefner
Eine hohe Motivation ist für eine gute Wettkampfleistung wichtig, wer aber vorher die notwendigen Trainingsbelastungen nicht realisiert, wird es nicht zu der „geträumten Wettkampfleistung“ bringen. Deshalb ist die individuell höchste physische Leistungsfähigkeit die erste Voraussetzung für die persön-liche Bestleistung. Auch Trainer sollten wissen das Training nur bis zur Wettkampfzielgeschwindigkeit in der Regel nicht zur neuen Bestleistung führt.
Glauben, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein …
sind die Grundvoraussetzung für jede sportliche Spitzenleistung. Ohne einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst, an die Überzeugung, dass man über das Wissen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten und die Kontrolle über Training und Wettkämpfe verfügt sind überdurchschnittliche Leistungen nicht möglich. Wer sich selbst wenig zutraut, wer vor einem bestimmten, harten Trainingsprogramm Angst hat, wer sich vor einem wichtigen Wettkampf durch sein Umfeld oder seinen Papa-Coach zu stark unter Druck setzen lässt, seine aktuell-individuelle Leistung unterschätzt und Misserfolgs-gedanken im Kopf kreisen lässt, wird keine gute Leistung zustande bringen. Wer aber nach einem grenzwertigen, harten Trainingsprogramm mit sehr gutem Gefühl und zufrieden nach Hause geht, ist auf dem Wege zum Erfolg.
Foto: Lothar Pöhlitz
Die Realisierung einer geplanten Wettkampf-Zielgeschwindigkeit, ganz gleich über welche Strecke, erfordert die ständige Auseinandersetzung mit dem Tempo, der Strecke, den Gegnern, den Witterungseinflüssen, den tobenden Zuschauern und dem eigenen Befinden in den verschieden taktischen Situationen.
Mentales Training für Läufer muss bewirken, dass
- Er/sie fähig ist, die im Training erworbenen Fähigkeiten im Wettkampf erfolgreich umzusetzen, sich rechtzeitig mental auf das Rennen einzustellen, heute gilt´s! Der Sportler hat keine Angst zu versagen, weil er gut trainiert hat
- seine Leistungsfähigkeit für das Training und den Wettkampf realistisch einzuschätzen, das Ziel muss möglich sein
- die geplante Leistungszielgeschwindigkeit – auch in Hasenrennen, oder in Vor- bzw. Zwischenläufen bei DM, EM, WM, OS, durch Konzentration auf sich selbst bei „klarem Kopf“ für die Aufgabe, zu treffen, d.h. nicht zu überziehen
- auch bei höchster Belastung und hoher Konzentration gleichzeitig muskulär locker und entspannt, aber aktiv zu agieren. Der Sportler geht mit einer positiven Erregung in den Wettkampf und ist bereit den Anderen zu zeigen wie gut er trainiert hat. Er will gewinnen (sein persönliches Ziel erreichen)
- Willensspannkraft und Willensstoßkraft so dosiert und kontrolliert einzusetzen, dass auch die vorgesehene physiologische Wirkung erzielt wird.
- Denke bewusst an die positiven Dinge, gehe gut gelaunt zum Frühstück, ihre Lieblingsmusik sollte Dich bereits seit dem Aufstehen begleiten
Psychologen können so wichtig sein wie Trainer oder Ernährungsberater
Hilfreich und unterstützend bieten sich psychoregulative Entspannungs- und Mobilisationstechniken – wie autogenes Training, Yoga, Atemübungen oder die progressive Muskelrelaxation nach JACOBSEN. Für den Laufbereich ist wichtig, dass während des Trainings eine Beeinflussung im Sinne einer Optimierung der Muskelspannung in den verschiedenen Körperbereichen gelingt, erfühlt wird und der Sportler lernt, eines Tages auf durch den Trainer zugerufene Begriffe wie „oben locker“ oder „groß bleiben“ oder „lang“ durch Selbstbefehle reagieren und damit eine möglichst ökonomische Lauftechnik, eine optimale Bewegungsstruktur bei gewollter Geschwindigkeit bis ins Ziel aufrecht erhalten kann. Leistungssport – Psychologen erkennen Schwachstellen und vermitteln die Techniken und Aufgaben, die schließlich im Training erlernt, geübt, verfestigt und schließlich zunächst bei weniger wichtigen Wettkämpfen immer wieder auf ihre Wirksamkeit hin erprobt werden.
Höchstleistungen im Wettkampf setzen vermitteltes Wissen und Handlungs-bereitschaft voraus, nicht nur der Trainer, sondern der Athlet muss die Leistung oder den Sieg wollen! Am besten ist, wenn der Läufer weiß was er im Rennen tun soll.
Wer eine Medaille will muß um Gold kämpfen
Trainer motivieren ihre Athleten durch:
- * Lob und anerkennende Worte, positive Orientierung
- ein positives Trainings- und Wettkampfklima – „nutze Deine Gegner
- im Training, um sie im Wettkampf zu besiegen“
- realistische, aber auch herausfordernde Trainings- und
- Wettkampfziele, in Überreinstimmung mit den Zielen der Athleten
- Herausbildung des Leistungs- und Siegeswillens
- Ziel: Verschiebung der individuellen Grenzen
- Erziehung zur Selbständigkeit und Selbstverantwortung
- Vorbildwirkung und positive Selbstdarstellung
- Vertrauen in die Athleten und weitere Verstärkung ihrer Stärken,
- aber auch Abbau der Schwächen
- sachliche Analysen positiver, aber auch negativer Wettkampfergeb
- nisse, ehrliche Beurteilung der Anstrengungsbereitschaft,
- aber auch durch Aufzeigen der Perspektive
* Erfahrungsanalysen nach Niederlagen, Du hast gut trainiert jetzt kommt es darauf an das……………., sagt der Coach.
Lothar Pöhlitz
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*Lotha Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971- 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf / Gehen beim DVfL / DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 i. R. / Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjährig Dozent an der DOSB-Trainer-akademie und DLV-Trainerschule / seit 2006 Leichtathletik Coaching-Academy
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