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17
08
2018

Europas nächster Mo Farah? Jakob Ingebrigtsen schreibt mit 17 Jahren bereits Leichtathletik-EM-Geschichte. - Foto: Berlin 2018 - Getty Images

Jakob Ingebrigtsen: Die EM BERLIN 2018 produzierte einen neuen Lauf-Star

By GRR 0

Europa hat einen neuen Lauf-Star: Und es ist nicht ausgeschlossen, dass Jakob Ingebrigtsen zum nächsten Mo Farah wird.

Der erst 17-jährige Norweger lief bei den Europameisterschaften in Berlin in der vergangenen Woche zu einem sensationellen Doppelsieg über 1.500 und 5.000 Meter. Mit diesem Triumph hat Jakob Ingebrigtsen schon jetzt in zweierlei Hinsicht Rekorde gebrochen: Noch nie hat ein Läufer in der Geschichte der Europameisterschaften, die bereits 1934 begann, diese beiden Disziplinen gewonnen.

Und es gibt – alle Disziplinen eingerechnet – keinen Männer-Sieger in der EM-Geschichte, der auch nur annähernd so jung ist wie Jakob Ingebrigtsen.

Dass dem Youngster der Doppelsieg gelungen ist, obwohl der Zeitplan ein solches Unterfangen fast unmöglich machte, beweist seine Ausnahmestellung. Während ein Doppelstart über 10.000 und 5.000 Meter bei internationalen Titelkämpfen zumeist möglich ist, da die längere Distanz ganz am Anfang und die kürzere in der Regel ganz am Ende der Meisterschaften auf dem Programm stehen, ist dies bei den 1.500 und den 5.000 Metern anders.

Beides sind traditionell Disziplinen, die am Ende der Titelkämpfe stattfinden. Nur rund 23 Stunden nach dem 1.500-m-Finale von Berlin gewann Jakob Ingebrigtsen auch über 5.000 m.

In der Geschichte der großen Leichtathletik-Meisterschaften gab es überhaupt nur drei Läufer, die bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften diese beiden Strecken gewinnen konnten: Der legendäre Finne Paavo Nurmi siegte bei Olympia 1924 am 10. Juli über 1.500 und 5.000 m und hatte zwischen den beiden Wettbewerben nur 42 Minuten Erholungszeit.

80 Jahre später schaffte der Marokkaner HIcham El Guerrouj diesen Doppelsieg bei den Olympischen Spielen in Athen, nachdem er ein Jahr zuvor bei den Weltmeisterschaften noch knapp gescheitert war. Der aus Kenia stammende US-Amerikaner Bernard Lagat gewann dann bei den Weltmeisterschaften 2007 in Osaka beide Strecken.

Der Brite Mo Farah hat in den letzten Jahren die Langstrecken über 5.000 und 10.000 Meter dominiert und wurde über diese Distanzen zum Nachfolger der äthiopischen Stars Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele.

Inzwischen wechselte Farah zur Marathondistanz. Es ist gut möglich, dass Jakob Ingebrigtsen zum nächsten ganz großen europäischen Lauf-Star werden kann, der auch bei globalen Titelkämpfen für Furore sorgen kann.

Mit 17 Jahren bereits Doppel-Europameister zu sein, davon konnte Mo Farah in diesem Alter nur träumen. Der Brite gewann seine erste große Medaille mit 23 Jahren: 2006 wurde er Zweiter bei der EM über 5.000 m.

Im britischen Leichtathletik-Newsletter ,Athletics International’ hieß es nach dem Doppel-Triumph von Jakob Ingebrigtsen: „Unglaublich … so einen wie Jakob Ingebrigtsen haben wir bisher noch nie gesehen!“

Die Geschichte vom Aufstieg des Jakob Ingebrigtsen ist eine Familien-Geschichte. Zwei seiner älteren Brüder starteten ebenfalls im Berliner 1.500-m-Finale: Henrik wurde Vierter und Filip, der vermeintlich zurzeit stärkste der drei über die Mittelstrecke, belegte Platz zwölf, nachdem er sich im Vorlauf bei einem Sturz eine Rippe gebrochen hatte. Aufgrund der Verletzung konnte Filip im 5.000-m-Finale nicht antreten, während Henrik die Silbermedaille gewann.

Gut möglich, dass die norwegischen Brüder alle drei Medaillen gewonnen hätten, wenn Filip fit gewesen wäre. Alle drei – auch das ist ein Novum – haben nun bereits EM-Gold über 1.500 m gewonnen: 2012 hatte Henrik Ingebrigtsen den Titel gewonnen, 2016 triumphierte Filip, der ein Jahr später bei der WM zudem die Bronzemedaille gewann, und nun siegte Jakob.

Mit seinem EM-Doppelsieg hat Jakob Ingebrigtsen seine Brüder nun übertrumpft. Die Familie kommt aus Sandnes in Süd-Norwegen, wo die drei Läufer von ihrem Vater Gjert Ingebrigtsen trainiert werden.

Die älteren Brüder Henrik (27 Jahre) und Filip (25), der vor kurzem den norwegischen 1.500-m-Rekord auf hochklassige 3:30,01 Minuten verbessert hat, betrieben zunächst eine Reihe von Sportarten. Darunter waren auch Skilaufen und Fußball. Als offensichtlich wurde, dass sie im Laufen außerordentliches Talent hatten, eignete sich Gjert Ingebrigtsen das nötige Trainings-Know-how an, um seine Söhne in die internationale Spitze zu führen. „Es ist schwierig für ihn, einerseits Vater und zugleich Trainer zu sein – ebenso ist es für uns schwierig, zugleich Söhne und Athleten zu sein. Aber wir müssen das so machen, denn wir hoffen, die besten der Welt zu werden“, sagt Henrik Ingebrigtsen.

Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern konzentrierte sich Jakob schon früher auf das Laufen. „Im Fußball machte es keinen Sinn mit Jakob“, erzählt Henrik Ingebrigtsen und fügt hinzu: „Er ist zum Laufen geboren – und zu nichts anderem. Ich war bei seiner Geburt dabei, aber irgendwie kann ich einfach nicht glauben, dass er erst 17 ist, denn er ist so verdammt stark.“

Die sportlichen Ressourcen der kinderreichen Familie Ingebrigtsen sind noch längst nicht erschöpft. Jakob, Filip und Henrik haben neben zwei weiteren Geschwistern auch noch eine elfjährige Schwester und einen fünfjährigen Bruder, die beide ebenfalls an den Laufsport herangeführt werden.

race-news-service.com

 

author: GRR