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Informationen zur Ausbreitung des Coronavirus SARS CoV-2 für Laufveranstalter und Laufsportler/-innen
Stand 29-02-2020 [Die nachfolgenden Informationen dienen der orientierenden Information ersetzen keine rechtsanwaltliche Beratung oder fachärztliche Diagnostik und Therapie im Einzelfall].
Nach Stellungnahme von Robert-Koch-Institut und Bundesgesundheitsministerium befindet sich Deutschland am Beginn einer Ausbreitungswelle des Coronavirus SARS CoV-2.
Coronavirusepidemien sind in den zurückliegenden Jahren immer wieder in Deutschland vorgekommen (SARSassoziertes Coronavirus 2003, MERS-CoV 2012, …) und unsere Gesundheitsbehörden und unser Gesundheitssystem sind darauf eingestellt.
Zum heutigen Zeitpunkt steht die bestmögliche Reduzierung der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus in der Bevölkerung im Vordergrund vieler Maßnahmen. So soll ein Zeitfenster mit niedrigen Ansteckungsraten geschaffen werden, um ein Zusammentreffen mit dem Höhepunkt der alljährlichen Grippewelle (Influenza) zu vermeiden, Zeit für die Entwicklung eines Impfstoffes zu gewinnen und mit möglichst geringen Erkrankungsraten in die infektionsärmere warme Jahreszeit zu gelangen.
German Road Races (GRR9 e.V.) sieht sich dem Leitspruch der Weltgesundheitsorganisation „Die Eindämmung beginnt bei jedem Einzelnen“ verpflichtet und möchte basierend auf dem heutigen (29-02-2020) Stand Informationen für Laufveranstalter und Laufsportler/-innen geben.
Laufveranstalter sehen sich in diesen Tagen mit der Frage der Absage ihrer für die nächsten Wochen geplanten Laufveranstaltung konfrontiert. In Berlin wurde gestern die internationale Tourismusmesse mit Teilnehmern aus mehr als 180 Ländern abgesagt. Die Schweizer Regierung hat gestern befristet die Durchführungen von Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmenden untersagt. In Deutschland stehen derzeit behördliche Vorgaben zu Kriterien einer möglichen Absage von Großveranstaltungen noch aus.
Bis zur behördlichen Festlegung einheitlicher Kriterien für Absage von Großveranstaltungen auf Bundes- oder Landesebene sollte die Absage einer Laufveranstaltung durch den Veranstalter eine wohlüberlegte Entscheidung nach Konsultation der lokalen Ordnungsbehörden sein. Neben dem Hauptfokus der Fürsorgepflicht für das gesundheitliche Wohl aller Teilnehmer, Zuschauer und der Allgemeinbevölkerung sind intern Aspekte der Veranstalterhaftung bei Veranstaltungsausfall zu berücksichtigen, die ggf. existenzbedrohend für die Veranstaltung sein können.
Daher sollte jeder Veranstalter in ausreichendem zeitlichen Vorlauf Kontakt zu seiner zuständigen kommunalen Ordnungsbehörde aufnehmen und eine schriftliche Gefährdungsbeurteilung und Stellungnahme zur Durchführbarkeit der Veranstaltung einholen. Diese kann bei Absage der Veranstaltung aufgrund behördlicher Verfügung / höherer Gewalt dem Versicherer vorgelegt werden. Die vereinbarten Haftungskriterien der durch den Veranstalter abgeschlossenen Veranstalterhaftpflichtversicherung bei Ausfall oder Absage der Veranstaltung sollten zuvor genau geprüft werden.
Laufsportler stehen wie alle Menschen im Mittelpunkt der Unterbrechung von Infektionsketten und sollten hier einen bestmöglichen Beitrag leisten. Vorgaben hierzu finden sich auf den Seiten des Robert-Koch-Institutes. Im Vordergrund stehen hierbei einfache und wirkungsvolle Grundsatzempfehlungen zum vorbeugenden Infektionsschutz bei saisonalen Atemweginfektionen:
- Husten- und Niesetikette: Husten und Niesen in 1-2m Abstand zu Mitmenschen in ein Einwegtaschentuch oder notfalls in die Ellenbeuge von Mitmenschen abgewandt
- Gute Händehygiene: >30 Sekunden gründliches aller teile der Hände mit Seife nach Nutzung öffentlicher Gebäude und Verkehrsmittel, bei Heimkehr, nach: Toilettennutzung, Kontakt zu Menschen und Tieren, Naseputzen/Husten/Niessen, vor jeder Mahlzeit oder Speisezubereitung, vor dem Zubettgehen
- Mindestens 1-2 Meter Abstand zu erkrankten „erkälteten“ Mitmenschen. Laufveranstaltungen unter freiem Himmel erlauben eine Risikoabsenkung des Übertragungsrisikos durch Einhaltung dieses Mindestabstandes viel eher als andere Großveranstaltungen wie z.B. Hallenkonzertveranstaltungen
- Bei milden Verläufen einer akuten Erkältung (bei 80% der Infektionen der Fall) ohne Fieber, Luftnot, Kurzatmigkeit: häusliche „Eigenquarantäne“ ohne Beanspruchung von Hausarzt, Notfallpraxis, Rettungsdienst oder Krankenhaus. Ausnahmen von dieser Empfehlung sind Säuglinge und Senioren, Diabetiker, Herz- oder Lungenkranke, Krebspatienten, Schwangere und immungeschwächte Menschen sein
Beschwerdebild und Verlauf einer Coronavirus SARS-CoV-2 Infektion unterscheiden sich bei den am häufigsten vorkommenden milden Verläufen nicht von einer saisonalen Grippe (Influenza). Zum heutigen Zeitpunkt hat die bisherige Grippewelle 2020 98.500 nachgewiesene Infektionsfälle und 161 Todesfälle (85% >60 Jahre alt) gebracht. Dem stehen aktuell (29-02-2020) weniger als 100 bundesweit nachgewiesene Coronavirus SARS-CoV-2 Infektionen gegenüber – Tendenz stark zunehmend.
Der Laufsportler wird in individuellen Erkrankungsfall eine Atemwegsinfekt ohne Rachenabstrich nicht feststellen können, welcher Erreger konkret seinen Beschwerden zugrunde liegt. Insbesondere Influenza- und RSVviren können zu einer massiven Entzündungsbelastung des Körpers mit erhöhtem Herztodrisiko insbesondere bei Menschen jenseits des 35. Lebensjahres führen.
Daher möchten wir nachfolgend grundlegende Empfehlungen zu Trainings- und Wettkampfteilnahme bei saisonalen Atemwegsinfekten geben:
Herztodrisiko und obere Atemwegsinfekte → kein Training oder Wettkampf bei Erkältungen, Durchfall, Fieber, Kopf- und Gliederschmerz, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Lymphknotenschwellungen, Rheumaschub
Nur 14% aller Herzinfarkte ereignen sich bei zuvor aufgrund von Beschwerden diagnostizierbaren koronaren Herzerkrankungen – bei einer spürbaren und nachweisbaren signifikanten Minderdurchblutung des Herzmuskels sind mehr als 70% des Herzkranzgefässquerschnitts verlegt.
68% der Herzinfarkte hingegen passieren bei zuvor symptomfreien und diagnostisch kaum feststellbaren Herzkranzgefässeinengungen wenn weniger als 50% des Gefässquerquerschnitts verengt sind oder sogar ohne vorhandene Herzkranzgefäßverengung, wenn Cholesterinablagerungen (Plaques) in der Herzkranzgefässwand einreißen (rupturieren) und den Blutstrom blockieren. Die übrigen 18% der Herzinfarkte treffen Patienten mit 50-70%iger Herzkranzgefässeinengung.
Eine im Laufsport wesentliche Risikogruppe für einen plötzlichen Herztod sind Läufer mit nicht bekannten Cholesterineinlagerungen (Plaques) in der Herzkranzgefäßwand, die z.B. unter Entzündungsreaktionen (Grippe, Atemwegsinfekte), erschöpfender sportlicher Belastung oder Blutdruckentgleisungen aufplatzen (rupturieren) und die Blutversorgung des Herzmuskels stören können: die Folge ist nicht selten ein Absterben (Infarkt) des vom betroffenen Kranzgefäss versorgten Herzmuskelareals.
Eine besonders extreme und vielfach unterschätzte Entzündungsbelastung (Inflammation) für unseren Körper stellt die saisonal weit verbreitete Infektion mit Grippeviren (Influenza A&B) und dem RSV (Respiratorisches Synzytialvirus) dar; wie diesbezüglich Coronaviren einzuschätzen sind ist noch unklar. In Folge dieser massiven Inflammation besteht bei Menschen mit vorhandenen Cholesterinplaques ein erheblich erhöhtes Risiko für eine Plaqueruptur mit tödlichem Herzinfarkt. Auch Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) durch Influenzaviren und RSV sind als Folge denkbar. Eine Myokarditis wird vom Sportler meistens nicht bemerkt, kann aber unter sportlicher Belastung zu tödlichen Herzrhythmusstörungen führen. Eine Virusmyokarditis kann aber auch durch über den Magendarmtrakt aufgenommene Viren (Enteroviren) – z.B. Coxsackie-B-Viren – verursacht werden, weshalb neben Atemwegsinfektionen auch Erbrechen und Durchfall Anlass zur Sport- und Trainingspause sein sollten.
Je nach Studie werden Herzmuskelentzündungen für bis zu 21% aller plötzlichen Herztodfälle bei <35jährigen verantwortlich gemacht. Studien an schwedischen Eliteorientierungsläufern legen nahe, dass der Anteil der Myokarditis als Ursache von Herztodfällen beim Sport unter Umständen noch deutlich höher ausfällt.
Sportliche Aktivitäten (Training und Wettkampf) – insbesondere erschöpfende Belastungen – können eine zusätzlichen auslösenden Faktor für eine tödliche Plaqueruptur oder für das Auftreten einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung bei unerkannter Myokarditis darstellen. Nach sportlicher Belastung treten die meisten tödlichen Plaquerupturen in den 60 Minuten unmittelbar nach sportlicher Aktivität auf; das Risiko einer tödlichen Plaqueruptur bleibt jedoch für insgesamt 24 Stunden deutlich erhöht. Auch Rheumaschübe können Plaquerupturen triggern (Schuppenflechte, rheumatoide Arthritis, etc.).
TIPP: Weder Training noch Wettkampf bei Infekten oder Rheumaschüben
Bei Entzündungssymptomen aller Art (Fieber, Schüttelfrost, Lymphknotenschwellungen, Atemwegsinfekt, Durchfall, Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerz, Abgeschlagenheit, Rheumaschub, etc.) – insbesondere bei Menschen jenseits des 35. Lebensjahres – wird eine Trainings- und Wettkampfpause empfohlen.
Als Faustregel zur Festlegung der Länge einer Sportpause gilt: pro Tag mit Fieberphasen (>38,0°C) eine Woche Trainings- und Wettkampfpause.
Bei Verdacht oder Nachweis einer Influenza- und RSV-Infektion werden mindestens 4Wochen Sportpause nach Beschwerdefreiheit empfohlen [ein Virusnachweis von RSV oder Influenza A&B mittels Bluttest und Polymerasekettenreaktion [PCR] in einem Labor dauert etwa 90 Minuten]. Influenza- und RSV-Infektionen sind häufig und erhöhen das Risiko einer Plaqueruptur ganz erheblich!
Alkoholkonsum, Mangelernährung (Diäten), Schlafmangel und psychischer Stress sollten während der Sportpause vermieden werden.
Bei moderat verlaufenden Erkältungen, Schnupfen, Husten, Heiserkeit OHNE Fieber, Schüttelfrost, Gelenkschmerz etc. gilt im Allgemeinen die Empfehlung für 14 Tage Sportpause nach Abklingen der Symptome.
Nach Diagnose einer Myokarditis werden je nach individueller fallbezogener ärztlicher Beurteilung (z.B. Echokardiografiebefund und Verlauf) Sportpausen von mindestens drei bis sechs Monaten empfohlen.
Nach erfolgter Sportpause sollte das Training mit niedrig intensivem Ausdauertraining und zunächst einer Trainingseinheit wöchentlich begonnen und dann die Trainingsumfänge allmählich gesteigert werden, je nach Diagnose unter ärztlicher Rücksprache und Überwachung. Ein Intervalltraining sollte je nach Befundverlauf frühestens 4 Wochen nach Trainingsbeginn erfolgen.
Bei wiederkehrender Neigung zu Atemwegsinfekten sollte der Hausarzt aufgesucht werden (Blutuntersuchung z.B. von Blutbild, hsCRP, Vitamin D; ggf. Grippeimpfung, Vitamin D Supplementierung).
Mögliche Warnzeichen einer Herzmuskelentzündung können allgemeine Schwäche und Müdigkeit, Herzstolpern und Herzrasen, Kurzatmigkeit und Luftnot sowie Brustschmerzen sein. Insbesondere wenn diese Symptome im zeitlichen Zusammenhang zu einem Infekt auftreten sollte ein Arzt aufgesucht und eine sofortige Sportpause eingehalten werden.
Nach einer Erhebung der Techniker Krankenkasse 2012 setzten 35% der 1000 befragten Breitensportler aller Altersgruppen trotz Husten und Schnupfen ihr Training ohne Unterbrechung fort. Die Bereitschaft der Sportler, durch Arzneimitteleinnahme eine Sportfähigkeit herzustellen, war groß. Nur jeder zweite legt eine Sportpause ein um den Infekt vollständig auszukurieren.
Dabei ist die Wettkampfteilnahme im Nachgang zu einer Infekterkrankung neben dem gesundheitlichen Risiko auch mit einem deutlich erhöhten Risiko von Frustration und sportlichem Mißerfolg verbunden. Die SAFER STUDY IV aus Kapstadt befragte 7031 Teilnehmer/-innen des „Two Oceans Marathons 2012“ (21,1km oder 56km Laufstrecke) und ergab bei 19% der Läufer/-innen 8-12 Tage vor dem Start bestehende Infektsymptome von Atemwegen (12,7%), Harnwegen (§5) oder Magendarmtrakt (3,5%) – Fieber hatten 7,9% in den 8-12Tagen vor dem Rennen.
Diese Daten bestätigen Ergebnisse einer ähnlichen Studie beim Stockholm Marathon im Jahr 2000. 89% der befragten Läufer/-innen startete trotz ihrer Symptome – je nach Infektausprägung war ihr Risiko das Rennen abbrechen zu müssen um bis zu 4,7fach erhöht.
©2020-02-29 – Dr. med. Ralph Schomaker; Rennarzt Volksbank-Münster-Marathon & German Road Races (GRR) e.V. – ZfS-Zentrum für Sportmedizin (www.zfs-muenster.de); ralph.schomaker@zfs-muenster.de
Verstärkung und Werbung für den Laufsport in Deutschland!
Neue Mitglieder werden gerne, zur weiteren Stärkung der Position des Laufsports, innerhalb der Leichtathletik, aufgenommen. Stärken Sie die Gemeinschaft der Laufveranstalter und Lauf-Gemeinschaften und zeigen Sie sich solidarisch!
Interessierte Veranstalter und Laufsportvereine, die an der Weiterentwicklung des Laufsports in Deutschland mitwirken und teilhaben wollen, wenden sich bitte an: office@germanroadraces.de
Die Stimme des Laufsports in Deutschland:
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