Poster für den 46. Erfurter Silvesterlauflauf 2019 - Graphik: Veranstalter
In Erfurt geht’s Silvester 2019 rund – Die kleinen Goldjäger und die großen Spaßversteher
Wie aus einer Meilenrunde ein Laufmarathon wurde: Beim 46. Erfurter Silvesterlauf werden auf der Traditionsrunde am Steigerwald über 2000 große und kleine Starter wieder einmal wie Sieger gefeiert
Am Anfang war die Meile. Genau genommen „Eile mit Meile“, wie eine anno 1974 von DDR-Sportjournalisten erdachte Gemeinschaftsaktion wortverspielt betitelt wurde.
Der erste Erfurter Silvesterlauf war einer von vier kleinen Leuchttürmen am damals öden Strand des Jedermannsports, mit denen unternehmungslustige Kollegen der Tageszeitung „Das Volk“ dem Meilenlockruf Nachdruck verleihen und Menschen zum Spaß am Sport bewegen wollten.
Ein Lockruf, der schon beim Auftakt im April einen sensationellen Widerhall gefunden hatte. Zum „Erfurter“ Frühlingserwachen“, einer Laufveranstaltung im Nordpark, nahmen 1.168 junge und alte Starter die 1974 Meter messende Meilenstrecke und den 4000-m-Lauf für Leistungssportler in Angriff. Jede(r) Teilnehmer(in) erhielt am Ende eine originelle Siegerurkunde, die 4-km-Besten freuten sich über Pokale und Sachpreise aus den Händen der 800-m-Europameister Dieter Fromm und Manfred Matuschewski.
Im Juli fand die erste „Thüringer Burgenfahrt“ – eine Fahrrad-Sternfahrt von Gotha, Arnstadt und Bad Langensalza zu den historischen Burgen „Drei Gleichen“ – mit 710 Teilnehmern begeisterten Widerhall. Tempo und Platzierung spielten keine Rolle, die Hobbyradler fühlten sich trotzdem einen Tag lang wie Hauptdarsteller.
Wie bei einem großen Rennen wurden sie von Führungsfahrzeugen der Polizei geschützt, von Materialwagen mit „Pannen-Engeln“ und einem „Besenwagen“ begleitet. Und am Ziel im Freudenthal bei Wandersleben gab‘s zur „Freibrause“ wieder eine Siegerurkunde für jede(n).
Ein Lockruf der romantischen Art war im Oktober 1974 der erste „Erfurter Fackellauf“, eine abendliche Meilenrunde um das damalige „Georgi Dimitroff-Stadion. Jeder Teilnehmer ab 14 Jahren lief die 1974 Meter (unter Ordner- und Feuerwehr-Aufsicht!) mit einer brennenden Fackel. 805 Teilnehmer(innen) genossen dieses selbsterleuchtende abenteuerliche Laufvergnügen, bei dem es natürlich keinen Wettbewerb – aber Siegerurkunden für alle gab.
Feurig ging es mit dem vierten „Leuchtturm“ am 31. Dezember weiter. Der „1. Erfurter Silvesterlauf“ wurde mit Feuerwerk eröffnet, und angesichts der in den Himmel zischenden Start- und Zielraketen spürten die über 950 Meilenläufer(innen) und Spitzenathleten auf ihren Runden im kalten Südpark wenigstens so etwas wie einen warmen Hauch vom 10.000 km entfernten Sao Paulo, auf dessen Straßen der berühmteste Silvesterlauf der Welt ausgetragen wurde.
Als „Feuerwerker“ gaben Fußball-Nationalspieler Rüdiger Schnuphase und die Mittelstrecken-Asse Fromm und Matuschewski nicht nur zündende Startimpulse, sondern auch Trainingsratschläge für Meilenneulinge und natürlich Autogramme auf deren Siegerurkunde.
Das erste 4-km-Rennen gewann mit dem Erfurter Hindernisläufer Stefan Nordwig ein junger Athlet vom SC Turbine, der zu den hoffnungsvollsten DDR-Hindernisläufern zählte. Das zweite Rennen im Jahr darauf gewann (bei dichtem Schneegestöber) übrigens ebenfalls ein Hindernisläufer – sein Name Waldemar Cierpinski.
Seitdem zierten die Namen von Weltklasseläufern der DDR-alljährlich die Start- und Siegerlisten der 4-km- und 10-km-Wettbewerbe. Schildhauer, Kuschmann, Peter, Kunze, Baumgärtl, Beyer und immer wieder Cierpinski wurden Stammgäste bei dem alljährlichen Jahresfinale, das gemeinsam mit den früheren Erfurter Stars wie Grodotzki, May, Matuschewski und Fromm, abends und nächtens mit einer zünftigen Silvesterparty endete.
Nach der Wende adelten einige Jahre lang auch Weltklasseläufer(innen) aus Kenia und Äthiopien (u.a. Kiprut, Abebe und Loroupe) das Erfurter Lauffestival, bis die explodierenden Star(t)geldansprüche von deren Nachfolgern das Budget der Veranstalter vom FSV Thuringia sprengten. Denen ging es immer darum, nie die Geburtsurkunde aus Meilenzeiten zu verlieren und den Spaß am Sport für alle in den Mittelpunkt zu stellen. Auch die Laufanfänger, die den „inneren Schweinehund“ überwinden, sollten sich als Sieger fühlen.
So gibt es heute noch beim 46. Lauf die fröhliche Sonderwertung für die Läufer mit den originellsten Laufkostümen, Pokale und Preise in 16 Altersklassenwertungen (U 14 – Ü 70) und – anstelle der früheren Siegerurkunde – eine Goldmedaille für alle, die ihr Ziel erreichen. Vom dreijährigen „Bambino“, der nur eine Runde in der Leichtathletikhalle dreht, bis zum 81-jährigen einstigen Meilenanfänger Waldemar Pidde aus Waltershausen, der als einziger alle bisherigen 45 Silvesterläufe absolvierte.
Dieses Miteinander, die Freude der kleinen Goldjäger wie der großen Spaßversteher, und das Wiedersehen mit Assen von einst haben einen Mann wie Waldemar Cierpinski zu bislang 34 (!) Silvesterläufen in die thüringische Blumenstadt gelockt. „Die familiäre Atmosphäre“, sagt der zweimalige Marathon-Olympiasieger heute, „und die vielen schönen Erinnerungen sind mir selbst am letzten Tag des Jahres immer noch eine Reise wert“.
Wie einigen von jenen 20 „Unsportlichen“, die sich 1974 in Erfurt als Laufanfänger einem einjährigen „Meilentest“ – mit stetig ansteigendem Training und regelmäßiger sportmedizinischer Kontrolle – unterzogen hatten und später zu ambitionierten Rennsteigläufern wurden.
Auch das erklärt, warum aus der ersten Meilenrunde von 1974 ein 46-jähriger Marathon wurde.
Helmut Wengel
https://www.erfurtersilvesterlauf.de/
Erfurter Silvesterlauf
Beim Finale darf man‘s krachen lassen. Olympiasieger zünden die Startraketen. Thüringens beste Lang- und Mittelstreckenathleten duellieren sich mit Rivalen aus anderen Bundesländern um Pokale und Sachpreise. Die sportlichen (Aus)Dauerläufer rüsten zu ihren Altersklassen- Wettbewerben. Die Jüngsten fiebern dem ersten Rennen ihres Lebens entgegen. Und die Humorsachverständigen basteln schon an ihren Laufkostümen.
So heiß es am Vormittag des 31. Dezember auf den letzten Runden des Jahres rund ums Steigerwaldstadion auch zugehen mag, der Spaß für alle kommt beim 46. Erfurter Silvesterlauf nicht zu kurz. Beim Jahresfinale des Thüringer Sports werden nicht nur die Besten der Wettbewerbe geehrt, sondern auch Schnupperläufer, Laufkinder und Spaßvögel.
Nicht zuletzt kann sich jeder Teilnehmer, …
Neu im Programm – Teamwertung für Hobbyläufer auf 4km & 10km
Team-Wertung: Mannschaftswertung für Hobbyläufer im Rahmen der 4km und 10km– Läufe. Teilnahmeberechtigt sind Mitarbeiter von Firmen und Behörden, sowie Hobbyläufer, die sich zu einem Team zusammenschließen können. Ein Team muss aus mindestens 3 Teilnehmern bestehen und die exakt gleiche Schreibweise des Teamnamens haben. Bei größeren Teams werden pro Team die 3 schnellsten Läuferinnen/Läufer gewertet sowie das Team mit den meisten Mitgliedern geehrt. Möglich sind weibliche, männliche oder gemischte Teams (werden nicht getrennt gewertet).
Anmeldung läuft!
Direkt vor Ort ab 02.12.2019 im Karstadt Sports Erfurt (Anger 2) gegen Barzahlung mit sofortigem Erhalt der Startnummer.
Nur wer seine Startgebühr pünktlich bezahlt hat (bis einschließlich 18.12.2019), ist gemeldet und erhält seine Startnummer zu den genannten Terminen, ansonsten ist eine Nachmeldegebühr fällig!
Bei Online Anmeldung können die Startnummern nicht im Karstadt Sports Erfurt, sondern nur am 30.12.2019 von 16.00-18.00 Uhr sowie am 31.12.2019 ab 08.00 Uhr in der Leichtathletikhalle am Steigerwaldstadion Erfurt abgeholt werden.
Der 46. Erfurter Silvesterlauf 2019:
https://germanroadraces.de/?p=141385