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17
06
2019

Gerhard-Uhlenbruck-2009.jpg: Rana Düselderivative work: Stepro (talk) - Gerhard-Uhlenbruck-2009.jpg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9761303 - Wikipedia

Immunbiologe Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck vollendet 90. Lebensjahr – Der Kölner ist Deutschlands produktivster Sport-Aphoristiker …

By GRR 0

Der renommierte Kölner Immunbiologe Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck hat am Montag, dem 17. Juni, sein 90. Lebensjahr vollendet.

Der Mediziner ist auch im Sport keine Unbekannter, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Er gilt als Pionier für moderates Bewegungstraining für Menschen in der Krebsnachsorge. Hierzu hat er u.a. in den 1980er Jahren wegweisende Projekte mit dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen initiiert bzw. dafür Konzepte entwickelt.

Die erste Gruppe wurde seinerzeit unter seiner ärztlichen Regie beim TV Hürth (Rhein-Erft-Kreis) eröffnet.

Gerhard Uhlenbruck verfügt aber noch über ganz andere Talente: Als Jugendlicher brachte er es zunächst bis zur Bezirksmeisterschaft im Boxsport in seinem Heimatverein TV Refrath (einem Stadtteil von Bergisch Gladbach), bevor er seine große und bis heute anhaltende Leidenschaft für den Ausdauersport entdeckte und quasi als „Versuch mit sich selbst“ immer wieder für seine beruflichen Forschungen nutzen konnte.

Gerhard Uhlenbruck war seit den 1960er Jahren als Langstreckenläufer aktiv bei Volksläufen im Trikot des Gymnasial-Sportvereins Porz von 1953 in Köln; er wurde 1984 sogar Deutscher Meister des Deutschen Verbandes Langlaufenden Ärzte (DVLÄ) in der Wettkampfdisziplin Marathon (AK 55).

Insgesamt absolvierte er 36 Marathonläufe (Bestzeit 3:18 Std.). Der DVLÄ hat ihn aufgrund seines vielfältigen Engagements längst ebenso zum Ehrenmitglied ernannt wie die Interessengemeinschaft der Langstreckenläufer (IGL) in Deutschland. Daneben betätigte sich der Jubilar früher auch mit Straßenrennen im Radsport.

Und dann ist da schließlich noch das große „literarische Talent“ von Gerhard Uhlenbruck zu nennen und zu würdigen. Diese Leidenschaft wiederum beinhaltet eine „ausdauernde“ Dimension im Sport, respektive im Laufsport: Gerhard Uhlenbruck ist (quasi „nebenberuflich“) als Aphoristiker tätig und gilt seit Jahrzehnten als produktivster Sport-Aphoristiker in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit.

Zu seinem umfangreichen Werk zählen derzeit über 50 (!) literarische Veröffentlichungen, darüber hinaus schreibt er seit den Anfängen der Zeitschrift „spiridon“ vor über 45 Jahren in jedem Heft (!) unter der Rubrik „Laufend notiert“ jeweils ein knappes Dutzend solcher „Merksätze“, sowohl zum Sport allgemein als auch speziell zum Laufen – zwei „laufende“ Kostproben können das untermalen:

„Laufen: Ein klassisches Beispiel für die Macht der Gewohnheit und die Gewöhnung an diese Macht“ und: „Ein wichtiger Beweg-Grund für die Gesundheit besteht darin, sich laufend zu bewegen“.

Wer die Sinnsprüche von Gerhard Uhlenbruck liest oder hört, fühlt sich entweder ertappt mit einem schlechten Gewissen oder (viel besser!) gleich motiviert, mit sportlichen Aktivitäten zu beginnen – auch hierzu zwei Beispiele:

„Wer Sport treibt, lässt sich nicht treiben, sondern schwimmt gegen den Strom seiner Lebensdauer“. Der zweite Auswahl-Aphorismus kommt fast schon wieder mit einer gedanklichen Verbindung zur beruflichen Profession des Jubilars rüber: „Die meisten Menschen sind nicht mehr immun gegen Sporttreiben, aber sie sind durch Sporttreiben immun geworden“.

Wer mehr davon lesen möchte, kann sich allein durch die geradezu spitzfindig formulierten Titel der Bücher inspirieren lassen wie: „Spitze Spritzen und spritzige Spitzen“ (2004) oder „Mensch ärgere mich nicht. Wieder Sprüche und Widersprüche (1984) oder „Zur Sache Sätzchen“ (2016).

Gerhard Uhlenbruck wurde als erstes Kind des Mediziners Paul Uhlenbruck im Kölner Stadtteil Lindenthal geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium Kreuzgasse in Köln begann er 1949 das Studium der Medizin an der Universität zu Köln. Seine experimentelle Doktorarbeit fertigte er in der Physiologie an. Im Jahre 1963 wurde er zum Leiter der Abteilung Biochemie und Tumor-Immunologie des Max-Planck-Instituts (MPI) für Hirnforschung in Frankfurt ernannt. Dort konnte er sich 1964 für das Fach Immunbiologie habilitieren, wenig später gründete er eine „Filiale“ des MPI in Köln, wo er die Abteilung für Neuro-Immunologie aufbaute und leitete.

Von 1959 bis 1961 war er als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Lister Institut in London als Immunologe tätig. Zum ordentlichen Universitätsprofessor wurde er 1968 berufen. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung 1996 arbeitete Uhlenbruck als Direktor des Instituts für Immunbiologie am Uni-Klinikum in Köln.

In seinen Forschungsarbeiten beschäftigte er sich immer wieder mit der gesundheitlichen Prävention durch Sport und hier insbesondere mit dem Thema Lauftherapie. Die grundsätzliche Frage dabei war, wie es durch Bestimmung von immunologischen Parametern gelingen kann, neben der physischen Leistungsfähigkeit auch das psychische Wohlbefinden (z.B. durch Stressabbau) durch (regelmäßige) sportliche Aktivität zu steigern, aber auch zu zeigen, wo durch Grenzüberschreitungen Gefährdungen (z.B. durch Infekte) für den einzelnen lauern können.

Gerhard Uhlenbruck war über Jahrzehnte u.a. als Gast-Dozent an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Köln und an der Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes in Köln tätig. Ihn verbindet bis heute eine lange kollegiale (Forschungs-) Freundschaft mit dem Nestor der Sportmedizin in Deutschland, Prof. Dr. mult. Wildor Hollmann (geb. 1925), dem langjährigen Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der DSHS Köln. Auch bis heute folgt Uhlenbruck Einladungen zu Lesungen aus seinen Werken (in Sportkreisen u.a. beim Literatur-Marathon in Berlin). Er ist Gründungsmitglied des Kölner Vereins für Marathon und wurde 1997 für sein medizinisches und literarisches Schaffen mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Fast überflüssig zu erwähnen ist, dass Gerhard Uhlenbruck bis heute täglich dichtet und täglich Sport treibt – altersangemessen vorzugsweise beim stündlichen Walken im Kölner Stadtwald. Dazu hat er gleich einen passenden Aphorismus parat: „Wenn man geht, geht alles besser“ und fügt für diese aphoristische Tätigkeit sogleich auf Lateinisch hinzu „Nulla dies sine linea“ (Kein Tag ohne eine Zeile).

Daran wird sich auch am 90. Geburtstag bzw. im neuen Lebensjahrzehnt von Gerhard Uhlenbruck vorläufig nichts ändern!

Prof. Detlef Kuhlmann

author: GRR