Blog
14
07
2020

Jule Behrens (52) gilt als eines der jungen deutschen Lauftalente und Simone Raatz (54) - Foto: Wilfried Raatz

Im Schatten der Promis: Bemerkenswerter Auftritt von Jule Behrens beim Berlin 5k Invitational – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Geplant waren zwei Rekordrennen. Doch einmal mehr bestätigte es sich, dass selbst bei einer optimalen Organisationsarbeit die Athleten auch auf die Minute topfit sein müssen.

Denn sowohl Alina Reh als auch Amanal Petros haben den anvisierten Deutschen Rekord im 5 km-Straßenlauf bei dem kleinen, aber überaus feinen „Berlin 5k Invitational“ verpasst, standen freilich am Rande des ideal gelegenem Wendepunktkurses am Zeuthener See im Südosten Berlins im Mittelpunkt.

Und suchten plausible Erklärungen für die gerade abgelieferten Resultate.

Das war freilich nur ein (zugegeben wichtiger Aspekt) dieses Rennens. Für viele jedoch war die flache Wendepunktstrecke am Zeuthener See der Neustart zu einer durchaus akzeptierenden Normalität.

Sehr zu Freude von Trainer Dieter Hogen sicherte sich in einem von insgesamt vier Läufen über die 5-km-Distanz dessen Schützling Christina Gerdes (SCC Events Pro-Team Berlin) die drittschnellste Frauenzeit mit 16:31 Minuten. Dahinter schlug die Minute für die beiden Läuferinnen des ASC Darmstadt, die rein altersmäßig kaum weiter auseinander liegen dürften als es bei der 17 Jahre alten Jule Behrens und der 44 Jahre alten Simone Raatz der Fall ist.

Jule Behrens gilt als eines der jungen deutschen Lauftalente, die im Herbst 2019 die U20-Berglaufmeisterschaft im thüringischen Breitungen und unmittelbar vor dem Corona-Lockdown die U18-Crossmeisterschaften in Sindelfingen in beeindruckender Manier gewinnen konnte.

Mit mutigem Starttempo (3:10 und 3:15) ging die Tochter der als W45-Masters-Läuferin und -Triathletin erfolgreichen Alexandra Rechel furios das Rennen an, musste gegen Ende aber auch ihrem Tempodiktat Tribut zollen – steigerte aber mit tollen 16:47 Minuten ihren Hausrekord um gleich 48 Sekunden. Wie es läuferisch in diesem Jahr bei Jule allerdings weiter gehen wird, das hängt von der allmählich auch beginnenden Triathlon-Saison ab, hier ist die junge Darmstädterin im Nationalkader integriert und gefordert.

„Falls die Berglauf-WM auf Lanzarote stattfinden sollten, dann ist dies für mich natürlich auch ein Thema. Ich weiß allerdings nicht, ob und wo man sich hierfür qualifizieren muss!“

Nicht einmal zwanzig Sekunden später war auch Simone Raatz im Ziel und jubelte über 17:05 Minuten – mit dieser Zeit konnte sie ihre aus dem Jahr 1993 (!!) resultierende Bestmarke mit nunmehr 44 Jahren um acht Sekunden steigern. „Die Strecke ist der Hammer, auf einem derartigen Kurs bin ich noch nie gelaufen. Für mich hat heute alles gepasst!“ Und blickt voraus: „Damit sollte ich eine 35er Zeit über 10 km möglich sein…!“

Für Simone, die nicht nur zehn deutsche Meistertitel als Mastersläuferin bislang errungen hat, steht zumindest Ende Oktober auf Madeira noch ein später Saison-Höhepunkt an, nämlich der 10 km-Straßenlauf bei den Masters-Europameisterschaften.

Einen Freudensprung ins Ziel machte im Mixed-Rennen der Männer und Frauen (mit dem Start von Alina Reh und Caterina Granz) der Griesheimer Triathlet Fabian Reuter, der sich als Zeitlaufsieger um 25 Sekunden auf 14:38 Minuten steigern konnte und die bis dato stärkeren Tom Thurley (14:44) und Silas Bergmann (14:45) auf die nächsten Plätze verweisen konnte.

Ob allerdings dieses Veranstaltungsmuster eine Steilvorlage und Mutmacher für andere Lauf-Veranstalter sein kann, das darf bezweifelt werden. Mit erheblichem Aufwand wurden Startfelder von maximal 12 Läufern pro Zeitlauf auf einem markierten Terrain aufgestellt, die dann allerdings „wettkampfgerecht“ unterwegs waren.

Alina Reh (links) bei ihrem Lauf – Foto: Wilfried Raatz

Ein derartiges Klasserennen hätte freilich viele Zuschauer verdient, aber auf die entsprechende Werbung hatte man wohlweislich auflagengemäß verzichtet. Eine derartige Praxis für Stadtläufe in einer Größenordnung von 300 oder 500 Teilnehmern ist sicherlich nicht machbar, eine Einlasskontrolle für Zuschauer ist in einer Fußgängerzone oder Anwohnerstraßen ebenso unmöglich.

„Ich habe die Befürchtung, dass wir auch im kommenden Jahr nicht zur Normalität zurückkehren können“, äußerte sich Trainer Dieter Hogen, der mit dem SCC Events Pro Team, ein Laufprojekt betreut, dem sich unter anderem auch die Laufzwillinge Anna und Lisa Hahner angeschlossen haben. „Da sind wir Trainer als Motivatoren gefragt!“

Wilfried Raatz

author: GRR