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02
04
2021

Bundesstützpunkte Fotss: Lothar Pöhlitz

Hochleistungstraining in Bundesstützpunkten – wie vor 1992 – Lothar Pöhlitz

By GRR 0

© Lothar Pöhlitz* – Insider wissen schon, dass eine deutsche Ausbildungsoffensive des DOSB / BMI durch die Schaffung von Bundesstützpunkten (BSP) beschlossen wurde. Ziel ist Hochleistungstraining für Spitzenleistungen, die Konkurrenzfähigkeit deutscher Sportarten wieder im Weltniveau am besten bei Olympischen Spielen.

Auch im DLV gibt es dafür eine Konzeption Über die Umsetzung vor Ort der 16 BSP, den dafür verantwortlichen „Bundestrainer BSP“, angedachte Organisations-Strukturen, und der notwendigen Talentsichtung findet man einen Überblick über alle DLV-Bundesstützpunkte mit detaillierten Informationen zu den jeweiligen Standorten.

Ich weiß welche Riesen-Herausforderung es ist, wenn vielleicht in 10-12 Jahren Spitzenleistungen die Ziele sind, noch dazu wo die Medien gerade nicht der Leichtathleten beste Freunde sind.

Olympia und Medaillen bei Olympischen Spielen sind etwas Unvergleichliches. Ich durfte Olympia selbst dreimal als Olympia-Trainer erleben, in Los Angeles 1984, Seoul 1988 und Atlanta 1996.

Die Zeit etwa ab 1992 hat gezeigt, dass es nicht reicht einem sportlichen Wunderkind den „symbolischen Kasten Wasser“ hinzustellen und ihm zu sagen das er/sie nun über Jahre 20-30 Stunden wöchentlich hart trainieren muss und sich auch noch dabei wohlfühlen und gesund bleiben soll. Dafür braucht man Wunderkinder, hochbegabte Talente und erfahrene Profi-Coaches, deren Familien auch noch von ihrem Job „leben“ könnten.

Die Männer, Frauen und ihre Trainer wissen woran sie bei EM, WM oder OS gemessen werden – am Podium. Vielleicht braucht die Leichtathletik dafür auch einen Elon Musk.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir glauben das ich um 1970 beim Sportclub Chemie Halle – bis 1979 meine damalige Heimat – einer von 24 hauptamtlichen Leichtathletik-Trainern war. Deren Pflicht war es bei allen 10-12 Trainingseinheiten pro Woche beim Training dabei zu sein. Und es gab damals schon 16 ähnlich besetzte Sportclubs. Das war zu der Zeit, wo es in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1972 in München, in Ost und West gerade mit den Doping – Experimenten begann.

Ich habe gelernt, wir dürfen es uns nicht länger leisten auch nur eine(n) unserer hoffnungsvollen Läufer/innen auf diesem Weg zurück zu lassen.

Die mit einem BSP verbundenen Ziele erfordert entsprechende Strukturen zu schaffen, einen geeigneten Stützpunktleiter oder „Direktor BSP“ vom Fach zu finden, die Trainerausstattung dafür, das Stützpunkt-Training und die notwendige Talentauswahl und deren Vorbereitung durch die Landesverbände um „Talente an die Weltspitze zu führen“, neu zu organisieren. Das gilt auch für die Talentsichtung, den notwendig „anderen Schul-sport“ in den Regionen und die BASICS-Ausbildung im Altersbereich 8-14 Jahre. Ohne leistungsorientierte Sport-Gymnasien oder eine Eliteschule ist ein BSP nicht komplett. Dabei wissen sicher alle, die damit betraut werden, um die Komplexität der Aufgaben der jeweiligen Region und das ohne die Bundesregierung und deren Bundestag nichts läuft.

Das Geheimnis aller Erfolge im Sport besteht in harter Arbeit. Gemeinsam im Team müssen Wissen, Erfahrungen und Austausch über die Trainingslehre, die Sportmedizin, die Psychologie und Ernährung den Topathleten und ihren Trainern vermittelt werden. Sie müssen verinnerlichen das sie mehr und disziplinierter trainieren müssen, um international konkurrenzfähig zu sein. 

Dabei kommt der Organisation der psychophysischen Betreuung, der Belastung und Erholung, der physiotherapeutischen Begleitung eine außergewöhnliche Bedeutung zu. Ein besonderes Augenmerk muss aber auch der Führung, Begleitung und dem Kümmern um die Sportlerinnen und Sportlern in den DLV-Bundesleistungszentren, auch in den Eliteschulen des Sports und ihren Internaten, gelten.

Förderung aber muss im Kindesalter beginnen.

Das Ziel muss sein, so viele Kinder wie möglich wieder zur Bewegung im Schulsport, außerschulischen Sport und in Vereinen zu animieren. Nur wer ambitioniert ist, hat die Chance, an die Spitze zu kommen. Sie müssen aber „ausgegraben“ werden.

„An den Bundesstützpunkten-Nachwuchs und an den Bundesstützpunkten wird im täglichen Trainingsprozess die Leistungssportkonzeption des Spitzenverbandes umgesetzt. Sie sind gekennzeichnet durch optimale Rahmenbedingungen, zu betreuende Athlet/innen in leistungsstarken Trainingsgruppen und hochqualifiziertes, hauptamtliches Trainerpersonal. Die Standorte der Bundesstützpunkte-Nachwuchs und Bundesstützpunkte sind in der Regel die Dienstorte der Bundestrainer/ innen und der Trainer/innen am OSP.

An Bundesstützpunkten-Nachwuchs und Bundesstützpunkten arbeiten die Partner Verein, Landesfachverband und Spitzenverband eng und zielorientiert zusammen. Bundesstützpunkte-Nachwuchs und Bundesstützpunkte stellen Trainingsstätten für das Hochleistungstraining in entsprechender Ausstattung und in zeitlich notwendigem Umfang zur Verfügung. An Bundesstützpunkten-Nachwuchs und Bundesstützpunkten ist ein tägliches lokales, ein regelmäßiges regionales und/oder zentrales Training von A bis D/C-Kaderathlet/innen möglich“ (DOSB / Leistungssport / Bundesstützpunkte).

Mit den Bundesstützpunkten ist es so ähnlich als wolle man ein Haus bauen, aber es fehlt das notwendige Geld für den Keller. Also bleibt nur sich zur Miete wohl zu fühlen.

Für den Winter eine Halle, für den Sommer ein geeignetes Trainingsgelände

Erfolge von Eliten sind an Bedingungen, Trainer-Teams und Zeit gebunden 

Es muss also neue organisatorische Schritte für die schon angedachte Konzentration der dafür geeigneten Kräfte, des Führungspersonals, der Partnerschaft mit den OSP, der Trainer z.B. im Mittel- und Langstrecken-Lauf für die Disziplinbereiche (BASICS / U18-U20 / U23-Spitze) geben. Die Auswahl der Besten / Kader einer Disziplin oder Disziplingruppe für mehrere Jahre, des besten Nachwuchses in einem BSP, Verein, Sport-Gymnasium oder einer Eliteschule des Sports mit Internat, mit entsprechenden Ausbildungskonzeptionen und der Bereitstellung / Optimierung der erforderlichen Hochleistungstrainingsbedingungen, sind die Aufgaben.

Das gesamte dafür vorgesehene Personal muss, in einer Serie von Fortbildungen, auf diese im umfassenden Sinne „ungewöhnlich anspruchsvollen Aufgabe“ qualifiziert werden.

Allein einen Direktor einer Sportschule zu überzeugen die notwendigen 4 Doppelstunden Sport in der Woche sinnvoll im Stundenplan zu platzieren und dafür den/die besten Sportlehrer/Trainer/innen zu finden, ist sicher eine Herausforderung für sich.

Intensität erfordert Basis, besseres Training, Profi-Coaches und Teamarbeit

Die Trainingslehre hat uns „gelehrt“, das optimale Trainingsreize, Trainingsreiz-verarbeitung und eine wirksame Transformation in Welt-Spitzenleistungen vor allem Vollzeit-Profi-Coaches, Spezialisten für Mittel- oder Langstrecken, für die Bahn-disziplinen oder den Marathon/Straßenlauf, für den Spitzenkader oder den Nachwuchsleistungskader dieser Bundesstützpunkte erfordert. Die gegenwärtigen „Trainerbewegungen“ im DLV – dass „Stühlerücken“ hat bereits begonnen – machen deutlich, dass man wegen des zu geringen nationalen Trainer-Potentials für solche hochrangigen Ziele, bald, wie schon in den Spielsportarten und im Wintersport, mit international hochklassigem Personal ergänzen muss.

Das bedeutet zugleich die derzeit niedrige Finanzierung der Trainer den Erwartungen entsprechend, endlich angemessen, wenigstens den Schulsport-Lehrern entsprechend, zu erhöhen. Es werden auch Sponsoren und Partner-Hochschulen / Universitäten in den Regionen gebraucht, die in Kooperation wertvolle Hilfen leisten.

Moderne Krafträume und Physiotherapie vor Ort sind Grundvoraussetzungen

Eine Differenzierung in den Aufgaben ausgewählter olympischer Lauf-Disziplinen wäre zur Steigerung der Effektivität der Arbeit, bei der aktuellen Spitzentrainer-Ausstattung verschiedener BSP, so am sinnvollsten:

BSP Lauf-Bahn Mä: / Fr: 800m – 1500m – 3000m Hi – 5000m 

BSP Marathon / Straßenlauf M / F: 10000m – 10 km – 21,1 km – Marathon.

Dazu ist also geplant das leistungsstarke Talente, Frauen und Männer in den jeweiligen Disziplinen in den BSP bei den besten Trainern – gemeinsamen – trainieren.  Die dazu notwendige kurz- und längerfristige Regeneration von Körper & Geist nach realisierten neuen Qualitäten im Trainingsumfang, muss durch „Vorort“-Sportmediziner und entsprechendes Fachpersonal in Physiotherapie und Ernährung begleitet werden.

Das BSP-System müsste natürlich so schnell als möglich in Balance und arbeitsfähig werden, wenn schon im Olympiazyklus bis 2024, nicht nur das nächste Training, sondern alle 10-12 wöchentlichen Trainingseinheiten und die Physiotherapie, reizwirksam auf das nächste Rennen oder die nächste Saison oder sogar auf die EM, WM oder OS letztendlich, auf angestrebte erfolgreiche Leistungshöhepunkte, vorbereiten sollen.

Vorbild für den Aufbau / Ausstattung der Bundesstützpunkte könnten dabei, neben den Trainer-Teams, die Strukturen des Bundesleistungszentrums Kienbaum sein.

BSP in Deutschland

 

Drei Säulen sind vor allem für Spitzenleistungen wichtig

Erfahrung ist, dass für solch ein Ausbildungssystem kompetente hauptamtliche Vollzeit-Profi-Coaches für Hochleistungstraining ganztägig gebraucht werden, auch weil die dazugehörigen Höhentrainingslager von den weltbesten Läufern inzwischen z.T. beträchtlich verlängert wurden. Ohne einen dafür Stellvertreter-Trainer-Assistenten für den „Chef“, der gleichzeitig Leiter des Nachwuchs-Teams ist, wird es erfahrungsgemäß nicht gehen.

Für den zweiten wichtigen Komplex, die sportmedizinisch-psychophysische Betreuung & Ernährung, bedarf es Investitionen vor Ort durch eine enge Kooperation mit dem OSP, d.h. auch für die 3-4x wöchentlichen Behandlungen unmittelbar nach Ende wichtiger Trainingseinheiten vor Ort und auch für und im angeschlossenen Sport-Gymnasium oder der Eliteschule.

Erfolgreiche BSP setzen voraus, das aus einem Angebot von begabten Kaderathleten für eine bestimmte Laufdisziplin ausgewählt werden kann, Zeit für ihre aufzubauende Belastbarkeit für das geplante Hochleistungstraining ist und durch ein aufgabenbezogenes Nachwuchs-Wettkampfsystem des DLV die Siegermentalität entwickelt wird. Dafür muss bereits das Grundlagentraining im Altersbereich BASICS 7-10 und 11-14 in den LV „anders“ als bisher erfolgen.

Ohne Höhentraining keine Lauf-Spitzenleistungen (Foto: höhenbalance / Schommers)

Talentvorbereitung für die BSP unter anderen Bedingungen für mehr Training

Für den Prozess der Ausbildung eines Tages für´s Podium werden erfahrungsgemäß, für die Laufdisziplinen unterschiedlich, 8-12 Jahre gebraucht, wenn die entsprechen-den Talente früh erkannt und nach den Prinzipien eines Nachwuchsleistungstrainings gefördert werden. Da das Weltniveau inzwischen früher beginnt und sich im Erwachsenenalter weiter verdichtet hat, wäre konsequent, wenn dies ein „anderes Training“ auch für Hochbegabte in Deutschland ermöglicht

Talente an Sportschulen brauchen für ihre komplexe leistungsorientierte Vorbereitung zusätzliche 4 x 2 Sportstunden im Rahmen des Unterrichts (Sportgymnasien oder Eliteschulen) am Vormittag in den dafür erforderlichen Bedingungen (wie z.B. Lehrer-Trainer, Sportlehrer, Sporthallen, usw.), auch weil durch die Pandemie nicht davon auszugehen ist das beim derzeitigen Schulsport Kinder demnächst ausreichend vorbereitet zu einer Sportschule kommen, wir aber wissen, dass es in vielen Ländern solche zu wünschenten Bedingungen gibt.

Nachdem im Eignungserkennungstraining der mögliche Disziplinbereich Mittel- oder Langstrecke (BASICS Klassen 7-10) erkannt wurde, erfolgt die verstärkte Ausbildung innerhalb des Disziplinbereichs, die mögliche Hinführung zu der Disziplin, für die der Sportler nach seiner „ererbten Muskelstruktur begabt“ scheint, im Nachwuchs-leistungstraining. Das muss gemeinsame Aufgabe der Vereine, Bundes-Leistungs-zentren, Sport-Gymnasien, Eliteschulen des Sports, OSP sein. Und wie im RTP-Nachwuchs des DLV steht, die Talente weiter auf das Hochleistungstraining umfassend vorbereiten.

 

 

Im Team ist das „andere Training“ leichter zu schaffen (Foto: Ayadi)

Im Gegensatz zur derzeit landesweiten Vorstellung / Praxis wäre für komplett ausgestattete BSP für die angedachten Ziele auch eine entsprechende, andere „Trainerausstattung“ Grundlage / notwendig.

 In der DLV-Konzeption zu den BSP findet man:

„DLV-Bundesstützpunkte sind Trainingszentren für Bundeskaderathleten mit besonderer Ausstattung für den Nachwuchs- und Hochleistungssport. Sie sind ein wesentlicher Baustein der disziplinspezifischen Leistungsentwicklung der Bundeskaderathleten im täglichen Training. Die Bundesstützpunkte sind gekennzeichnet durch optimale Rahmenbedingungen hinsichtlich der Trainingsstätten, in leistungsstarken Trainingsgruppen zu betreuenden Athleten, spitzensportfördernde Vereine, hochqualifiziertes, hauptamtliches Trainerpersonal, Serviceleistungen der betreuenden Olympiastützpunkte und den Möglichkeiten der dualen Karrierebegleitung.

Eine Differenzierung erfolgt anhand der spezifischen Betreuungskompetenzen in den leichtathletischen Disziplingruppen Sprint/Hürden, Lauf/Gehen, Sprung, Wurf/Stoß und Mehrkampf. In Abhängigkeit der Trainerkompetenzen fokussieren sich die Betreuungskompetenzen innerhalb der oben genannten Disziplingruppen auf ausgewählte olympische Disziplinen am jeweiligen Bundesstützpunkt“.

Lothar Pöhlitz

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*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959-1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf / Gehen im DVfL / 1980-1985 Sprint-Trainer beim TSV Bayer 04 / 1980 – 1998 DLV-Bundestrainer Lauf / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der DOSB-Trainerakademie und DLV-Trainerschule / 4 Lauf-Fachbücher – seit 2006-2020 Leichtathletik Coaching-Academy.

 

author: GRR