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08
04
2018

Auf dem Podium (von links) Miriam Dattke, Jens Nerkamp, Franziska Reng,. Karsten Meier, Fabienne Amrhein und Philipp Baar - Foto: Wilfried Raatz

Hitzerennen in Hannover – mit Überraschungssiegern Karsten Meier und Franziska Reng deutsche Halbmarathonmeister – Vorjahressieger Philipp Baar hinter Jens Nerkamp auf dem Bronzerang – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Miriam Dattke unterstreicht ihr Lauftalent mit Rang zwei – Marathonaus für Fate Tola – Afrikanische Siege durch Seboka Erre (2:09:44) und Agnes Kirob (2:32:35) – Melderekord mit 25.714 Läufern beim HAJ Hannover Marathon

Ungewohnt hohe Temperaturen sorgten beim HAJ Hannover Marathon für merkliche Einbußen in der sportlichen Qualität an der Spitze, sodass die Siegerzeiten zwangsläufig etwas hinter den Erwartungen zurückbleiben mussten.

Dennoch erlebte der HAJ Hannover Marathon mit 25.714 Läufern einen Massenandrang auf Rekordniveau und unterstrichen einmal mehr das vorzügliche Ansehen der Laufveranstaltung in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Die spätere Siegerin Franziska Reng – Foto: Wilfried Raatz

Bei den integrierten deutschen Halbmarathonmeisterschaften gab es durch Karsten Meier (LG Braunschweig) und Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) neue Titelträger.

Spitze nach 8,6 km mit an der Spitze Jens Nerkamp (links) und Karsten Meier (rechts) – Foto: Wilfried Raatz

Die mit großen Ambitionen ins Rennen gegangene Fate Tola fiel wegen einer Erkältung schon früh aus und machte damit den Weg frei für die Kenianerin Agnes Kirob, während bei den Männern der Äthiopier Seboka Erre mit einer starken Endphase als einziger Läufer unter der 2.10 Stunden-Marke blieb, die angestrebten Streckenrekorde aus dem Jahr 2013 wurden deutlich verfehlt.

„Ich komme mit der Hitze ganz gut zurecht, deshalb konte ich das Rennen gut kontrollieren – und bei den Temperaturen mit meinen Kräften etwas haushalten“, freute sich Franziska Reng über ihren ersten Titel bei den Frauen. Mit 1:14:14 Stunden blieb sie zwar deutlich über ihrer eigenen Bestmarke (1:12:33), aber das war letztlich uninteressant, da sie ein Gutteil der Strecke zusammen mit ihrer Teamkollegin Miriam Dattke die Konkurrenz kontrollierte.

Natürlich kam den beiden Regensburgerinnen zupass, das mit der Titelverteidigerin Sabrina Mockenhaupt und Anja Scherl zwei schnelle Läuferinnen ebenso fehlten wie die sich für die Marathondistanz entschiedene Fate Tola oder die parallel in Berlin startenden Katharina Heinig und Gesa Felicitas Krause weitere Topläuferinnen fehlten. „Ich bin nach 13 km zu Miriam aufgeschlossen und haben dann bis km 19 gut zusammengearbeitet. Natürlich freue ich mich über den Titel, aber letztlich ist es vorrangig der Zubringer für den Marathon in Düsseldorf!“

Das Thema Marathon ist zwar auch für Miriam Dattke interessant, doch für die 20jährige ist dies eher Zukunftsmusik. „Ich möchte mich für Berlin über 10.000 m qualifizieren, deshalb werde ich natürlich zuerst noch auf den längeren Bahnstrecken bleiben, aber irgendwann reizt mich natürlich die Marathondistanz!“

Starker Auftritt für die 20jährige Miriam Dattke auf Rang zwei – Foto: Wilfried Raatz

Und bekennt freimütig zum Rennverlauf mit der ungewohnten Führungsrolle: „Ich habe natürlich einen taktischen Fehler gemacht, aber es war letztlich auch erst mein zweite Halbmarathonlauf. Ich habe mich eher wie auf der Bahn gefühlt!“

Miriam Dattle lag auf der langen Zielgeraden vor dem Neuen Rathaus letztlich nur 22 Sekunden hinter Franziska Reng und schaffte damit den Doppelerfolg für die Schützlinge von Trainer Kurt Ring, die zudem auch in der Sonderwertung U23 die ersten beiden Plätze belegten. Zusammen mit der auf Position sieben einlaufenden Martina Rappold holten die Blau-Weißen der LG Telis Finanz Regensburg auch die Mannschaftswertung.  .

Die als Mitfavoritin gestartete Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) kam nach einer gerade überstandenen Erkältung mit 1:15:18 auf Rang drei. In Hannover gab es übrigens ein Wiedersehen mit Susanne Hahn, die ihre erfolgreiche internationale Karriere 2014 beendet hatte – und nun als W40-Starterin in ihrer früheren Heimat als Sechste mit 1:17:43 Stunden die Masterskategorie gewinnen konnte.

Spannend war das Halbmarathonrennen bei den Männern, als nach 20 km der in Hannover lebende Karsten Meier mit einem scharfen Antritt die Dreiergruppe mit zudem Jens Nerkamp (PSV GW Kassel) und dem Titelverteidiger Philipp Baar (ART Düsseldorf) sprengen konnte – und wie auch Franziska Reng zum ersten Meistertitel laufen konnte.

„Ich bin zwar nicht der Hitzeläufer, konnte mich aber beim DLV-Trainingslager in Flagstaff mit ähnlichen Temperaturen schon einmal auf die vorherrschenden Bedingungen einstellen“, so der für die LG Braunschweig startende Karsten Meier, der schon vier Wochen zuvor als Cross-Vizemeister auf sich aufmerksam machen konnte.

„Das ist meine erste Einzelmedaille“, freute sich Jens Nerkamp, „vielleicht habe ich aber meine Siegchancen vergeben, weil ich bei Karstens Antritt nicht entschieden nachgesetzt habe!“ Mit 1:05:22 zu 1:05:26 fiel die Entscheidung über Gold und Silber denkbar knapp aus. Philipp Baar folgte 22 Sekunden dahinter auf Rang drei.

Der vorjährige Vizemeister Hendrik Pfeiffer kam mit dem Renverlauf nicht zurecht und lag schon früh hinter der Spitze. „Der Stress mit einer Klausur am Freitag war vielleicht doch etwas viel für mich“, gestand Pfeiffer, der in drei Wochen übrigens wiederum auf die Medaillengewinner von Hannover treffen wird, wenn in Düsseldorf die deutschen Meister über die längste olympische Laufdistanz vergeben werden.

Fate Tola war mit großen Erwartungen zu ihrem Heimspiel nach Hannover gekommen, da sie seit diesem Jahr für Hannover Athletics startet. „Ich habe mir bei meinem Aufenthalt in Äthiopien eine leichte Erkältung geholt, die sich durch die kühlen Temperaturen im Flugzeug noch verstärkt hat. Beim Rennen musste ich ständig husten, es ging einfach nicht mehr“, gestand die Vorjahressiegerin sichtlich enttäuscht. Nach 16 km war das Rennen für sie vorbei – und damit der Weg frei für Agnes Kiprop.

Die Kenianerin kam allerdings auch nicht glatt durch und musste auch wegen Oberschenkelproblemen einen Gang zurückschalten. Allerdings war sie mit 2:32:35 Stunden über zwanzig Minuten vor den nächsten Marathonläuferinnen im Ziel. Wesentlich enger ging es bei den Männern zu. Während der Äthiopier Seboka Erre nahe seiner Bestzeit nach 2:09:44 einem scheinbar sicheren Sieg entgegen lief, wurde der Kampf um Rang zwei zu einem Krimi der besonderen Art:

Michael Konyuga stürzte entkräftet 10 m vor der Ziellinie, kroch auf allen Vieren gerade noch in 2:10:16 über die Ziellinie, ehe sein kenianischer Landsmann Duncan Koech drei Sekunden dahinter über die Zeitmessmatten stürmte.  

 Wilfried Raatz

 

 

 

 

 

author: GRR

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