Berlin-Marathon 2019 Weder in Berlin noch bei einem anderen Lauf der World Marathons Majors-Serie oder weiteren internationalen Top-Marathonrennen können sich Athleten in diesem Herbst für Olympia qualifizieren. - Foto: SCC-EVENTS / Norbert Wilhelmi
Herbst-Marathon-Klassiker 2020 gelten nicht für Olympia-Qualifikation 2021
Der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics (WA) hat überraschend den Qualifikationszeitraum für die Olympischen Spiele in Tokio, die nach der Verschiebung aufgrund der Coronavirus-Krise nun im Sommer 2021 stattfinden sollen, bis Ende November ausgesetzt.
Diese Entscheidung dürfte bei Marathonläufern und -Veranstaltern sehr gemischte Reaktionen hervorrufen – ganz unabhängig davon, ob im Herbst überhaupt wieder gelaufen werden kann. World Athletics hatte schon bei vorangegangenen Änderungen im Straßenlaufsport – zum Beispiel werden diverse Weltrekorde seit einiger Zeit nicht mehr geführt – unglückliche Entscheidungen getroffen.
Das Aussetzen des Qualifikationszeitraumes bedeutet, dass sich die Athleten erst wieder ab Dezember 2020 für die Olympischen Spiele qualifizieren können. Wenn ein Marathonläufer also zwischen September und November die Qualifikationszeit erreicht oder einen entsprechenden Platz bei einem Top-Rennen belegt, würde World Athletics dieses Ergebnis nicht für die Olympia-Qualifikation gelten lassen.
Dies trifft besonders jene Marathonläufer, die bisher noch nicht die internationalen Normen von 2:11:30 Stunden (Männer) beziehungsweise 2:29:30 (Frauen) erreicht beziehungsweise unterboten haben und die zwischen September und November Marathon laufen wollen.
Unter den betroffenen deutschen Marathonläufern sind zum Beispiel der deutsche Rekordhalter Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal), der Deutsche Meister Tom Gröschel (TC Fiko Rostock), Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg), Fabienne Königstein (MTG Mannheim) und die Zwillinge Anna und Lisa Hahner (SCC-Events Pro-Team Berlin) sowie Deborah und Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin).
Für einige von ihnen könnte es nun heißen, umzuplanen und auf einen Winter-Marathon zu setzen. Dies wiederum wäre auch ein Nachteil für die deutschen Toprennen im Herbst, die natürlich nationale Eliteläufer präsentieren möchten.
Alle hochklassigen internationalen Marathonrennen in dieser Zeit verlieren den sportlichen Wert eines Olympia-Qualifikationslaufes. In Deutschland zählt neben Berlin und Frankfurt in diesem Herbst auch Hamburg dazu, denn der Lauf wurde in den September verschoben. Aber auch in Chicago, New York, London oder Boston – also der kompletten World Marathon-Majors-Serie im Herbst – ist nach dem Beschluss von WA keine Olympia-Qualifikation möglich.
Hintergrund dürfte auch sein, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) die olympischen Startplätze in der Leichtathletik deutlich reduziert hat. Dadurch können nach dem aktuellen Stand im Marathon nur jeweils 80 Männer und Frauen teilnehmen.
Schon jetzt ist die Situation so, dass bei den Männern über 80 Athleten die internationale Olympia-Norm von 2:11:30 Stunden unterboten haben und startberechtigt wären.
Nach der Olympia-Verschiebung hatte das IOC sehr schnell angekündigt, dass die Qualifikationsleistungen der einzelnen Athleten bestehen bleiben und auch für die Spiele in 2021 zählen. Von einer entsprechenden Erhöhung der Teilnehmerzahlen war jedoch nicht die Rede.