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20
02
2021

Symbolbild - Foto: Lothar Pöhlitz

Haltet durch, trainiert, nach der „Pest“ gab es auch wieder Olympia – Lothar Pöhlitz* – Wenn unsere Besten „trotzdem“ in die Spitze sollen

By GRR 0

Aktuell findet man in den Fachmedien, außer Fußball, nur keine oder nur kleine Läufererfolge, außer Vorschauen nicht einmal Gedanken für die Zeit danach, nach der Pandemie.

Man hat das Gefühl, das nicht wenige aus den Führungsetagen mit mir unruhig auf wenigstens hoffnungsmachende Erfolgsmeldungen von denen warten, die in den inzwischen schon vielen Monaten „im Home-Office heimlich“ weiter Leistungssport betrieben haben.

Und man hofft, dass sie durchhalten und „man“ sich schon einmal damit beschäftigt, wie das eingesparte Geld zum Wohle von Deutschlands Hoch-leistungssport – vielleicht einmal in Höhenketten – einzusetzen ist.

Wie wird unseren Besten, die früher in den Schlagzeilen waren, geholfen danach die Rückstände aufzuholen, mit besserem anderem Training. Wie und mit wem intensivieren wir das Nachwuchsleistungstraining, wer holt ein umsetzbares neues Konzept aus der Schublade, um den Kindersport in Schulen und Vereinen von Grund auf neu zu organisieren und animiert und sucht schon mal die dafür fachspezifischen Verantwortlichen und die nicht vorhandenen Kids-Coaches.

Und wer spricht mit der Bundesregierung, damit sie das auch will, auch weil ja regieren führen, leiten, lenken wollen bedeutet. Damit sind aber nicht die Experten gemeint, die fast täglich ins Fernsehen drängen und andere reglementieren wollen, sondern die, die im Interesse der Mehrheit Handeln, Geld in die Hand nehmen und verändern. Man bedenke, dass es auch nach 2021 wieder Olympische Spiele gibt und dass „die Welt- und Europarekorde“ gerade zeigen, dass unsere Gegner fleißig sind.

„Für Erfolge brauchen wir Menschen mit Führungsqualitäten und Leidenschaft“  (FIA-Präsident Jean Todt 2020)

*         Für Spitzenleistungen brauchen Talente ein durch Ihre Trainer begleitetes komplexes Training und eine sportmedizinisch-psychophysische Begleitung. Die Trainer müssen da sein, ohne sie ist die Belastung um 30% geringer. Mädchen und Jungen, Frauen und Männer müssen sich mehr zutrauen, das Weltniveau wollen, sich dafür schon früher und mehr fordern.

* Das Trainingsniveau ist immer ein Produkt aus Programm – Motivationskunst des Trainers und Belastungsbereitschaft des Athleten. Neue Ansprüche verlangen neue, jahreszeitabhängige Investitions-Strukturen. Jede Trainingseinheit ist wichtig, auch die zu Hause auf dem Teppich oder zur Regenerationsbeschleunigung.

* Wer trainiert, um zu siegen, muss der Qualität jeder der 3-4 wichtigen Trainingseinheiten pro Woche oberste Priorität zuordnen und sie mit der entsprechenden Einstellung und Leidenschaft in Angriff nehmen.

* Auf der Grundlage eines umfassenden Grundlagentrainings entscheiden die Anteile des Trainings zwischen 90-110% vom Leistungsziel und ein im Jahr geschwindigkeitsgeführter Trainingsaufbau für das Wettkampfendergebnis.

* Persönliche Bestleistungen setzen voraus: eine breite aerobe Basis, eine hohe aerob-anaerobe Kapazität, die anaerobe Mobilisationsfähigkeit, eine immer bessere Laktatverträglichkeit, starke Füße und Fußgelenke, als auch die auf dieser Grundlage notwendige, für den/die Einzelne(n) mögliche, „harte Tempoarbeit“.

* Nutze zur GA-Entwicklung mehr DL2 / DL3 – Trainingseinheiten. Im Dauerlaufcrescendo beispielsweise beginne langsam, aber laufe dann schneller und schneller und immer öfter an der oberen Grenze Deiner aerob-anaeroben Leistungsfähigkeit. Das angestrebte Maß sollte schon im Jugendtraining der 17-19jährigen von 20 -> 45 -> 60 Minuten im DL-2, in einer individuell möglichen, aber kontrollierten Geschwindigkeit liegen.

* Auch die Trainings-Details sind wichtig, werden unterschätzt. Die „Arbeit neben dem Laufen“ wie z.B. die bis zu 1 Stunde dauernden verschiedenen Übungen zur Stärkung der Füße, Fußgelenke und Kniehebemuskulatur, des „Zentrums“ und des Oberkörpers durch Stationstraining, ZWL / BAL oder Sprünge.

* Für Mittelstreckler sind anspruchsvolle Dauerläufe bis zu 30 Minuten Dauer und / oder Fahrtspiele / Intervalle mit schnellen 4-6 Minuten-Abschnitten bei guter Schrittgestaltung für die Entwicklung der maximalen Sauerstoffaufnahme, für Langstreckler ein größerer Umfang mit diesen Trainingsmitteln Basisvoraussetzungen

* Die Intensität „tötet“ nur „diejenigen“, deren aerob-anaerobe Grundlage – also die VO2max – zu schwach ist. Ohne Intensität geht nichts.

* Ohne Selbstvertrauen und einen klaren Kopf gibt es keine großen Siege. Durch vorbildhaftes Gruppen-Qualitätstraining der Besten wird auch der Kopf trainiert. Mentale Stärke entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit Partnern und Gegnern bei immer längeren „tempo-runs“ und erfolgreichen Wettkämpfen.

* Wettkämpfe sind das reizwirksamste Training. Nach ausreichend langen Trainingsabschnitten wird in und durch Wettkampfphasen der Entwicklungsstand der wettkampfspezifischen Leistungsfähigkeit überprüft und weiterentwickelt. 

* In Rennen gibt es nur einen Sieger, aber viele Verlierer. Wichtig ist, dass die Verlierer zum nächsten Wettkampf besser vorbereitet und mental stärker zurückkommen w o l l e n. 

* Die persönliche Bestleistung beim jeweiligen Jahreshöhepunkt ist im Leistungssport das eigentliche Ziel des Jahrestrainingsaufbaus. Persönliche Bestleistungen im Wettkampf setzen persönliche Bestleistungen im Training und das Wissen um die Tapering-Prinzipien voraus.

* Für den Weg zum Gipfel geht es für an die Spitze strebende Läufer ohne inzwischen immer längeres Höhentraining und „before-break-fast-runs“ nicht. Die immer bessere Sauerstoffversorgung von Herz, Lunge, dem Gehirn und auch der Körperenden wird durch Investitionen im Feld-, Wald-, Wiesen- und Bahntraining verbessert oder begrenzt.

* In schwierigen Zeiten, in denen die Fortschritte auf sich warten lassen, ist wichtig die innere Stärke neu zu mobilisieren.

* In der Niederlage haben im Fußball immer die Trainer Schuld, die Läufer wissen natürlich, dass sie bei Enttäuschungen immer auch selbst Anteile haben.

* Auch die Lehre von der leistungssportgerechten Ernährung und die zunehmenden physiotherapeutischen Behandlungen sind für den Erfolg wichtig und müssen angeboten werden. Essstörungen/ Magersucht, die bei Mädchen und Jungen immer öfter manifest werden, erfordern frühzeitiges Erkennen und Maßnahmen, weil ein Fortschreiten der Krankheit nicht nur Gefahr für das Leben der Patienten bedeutet, sondern auch erfahrungsgemäß außergewöhnliche sportliche Leistungen in der Zukunft ausschließen.

* Auch hochbegabte Talente müssen zeitweilig Training und Wettkämpfe in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen. Sie brauchen: Charakter – Persönlichkeit – Belastungsbereitschaft – Disziplin – Siegermentalität – Einstellung – Leidenschaft – Selbstvertrauen – optimale Ernährung – einen Profi-Coach und Hochleistungs-Trainingsbedingungen.

F A Z I T  

Für große Siege brauchen Läufer hartes Qualitäts-Training, Leidenschaft, Mentalität, starke Beine, einen willensstarken, programmierten Kopf und am besten ein „anderes“, noch besseres Training. Dafür muss man für demnächst, jetzt auch weiter „heimlich“, die Voraussetzungen schaffen.

Lothar Pöhlitz

Quelle: LG Telis Finanz Regensburg

*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf/Gehen im DVfL / 1980 – 1998 DLV- Bundestrainer / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie Köln und DLV-Trainerschule

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