Blog
06
03
2021

Christina Schwanitz - Foto: ©Victah Sailer

Hallen-EM 2021 in Torun: Kugelstoßerin Schwanitz holt Bronze – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Auf Kugelstoßerin Christina Schwanitz als Medaillenlieferantin ist Verlass. Bei der Hallen-EM in Torun gewinnt sie im letzten Versuch Bronze. Es ist ihre vierte EM-Medaille unterm Dach

Christina Schwanitz hatte Grund zu jubeln. „Jawoll! Jawoll!“ , rief die ehemalige Welt- und Europameisterin im Kugelstoßen, als sie bei der Hallen-Europameisterschaft von Torun (Polen) am Freitagabend im sechsten und letzten Versuch endlich 19 Meter übertraf.

Da dies allerdings nur um vier Zentimeter gelang, musste sie mit Platz drei vorliebnehmen – was sie gern tat, schließlich war sie zwischenzeitlich auf Rang vier gerutscht.

„Das Allerschönste an dem Abend war, dass ich mal wieder seit langem gekontert habe, im letzten Versuch“, sagte sie der Website leichtathletik.de: „Ich habe mich so darüber gefreut, weil ich weiß, dass das geht. Beim Saisonhöhepunkt endlich wieder die 19 vor dem Komma stehen zu haben und zu bestätigen.“

Über einige ihrer Stöße zuvor hatte sich die Sächsin aus Chemnitz lautstark geärgert. Immerhin waren alle ihre Versuche – über 18,21 Meter, 18,71 Meter, 18,39 Meter, 18,41 Meter und 18,29 Meter – gültig, und sie blieb mit 19,04 Meter nur sieben Zentimeter unter ihrer Bestleistung dieses Winters.

Die in der Hallensaison noch unbesiegte Auriol Dongmo allerdings beherrschte die Distanz deutlich. Viermal übertraf die aus Kamerun stammende Portugiesin 19 Meter und siegte mit 19,34 Meter. Zweite wurde die Schwedische Dreh-Stoßerin Fanny Roos mit 19,29 Meter. Sara Gambetta aus Halle an der Saale wurde mit 18,34 Meter Sechste.

„Unheimlich stolz, froh, dankbar“

„Ich bin als Zweite angereist und gehe als Dritte nach Hause“, sagte Christina Schwanitz: „Aber ich bin unheimlich stolz, froh, dankbar, glücklich und zufrieden. Dass ich mich in Europa wieder beweisen konnte nach dem Bandscheibenvorfall, der ja doch etwas größer war und länger gedauert hat, ist schon echt toll. Da noch so eine Leistung abrufen zu können, ist nicht selbstverständlich und darauf bin ich unheimlich stolz.“

Vor einem Jahr noch konnte die Kugelstoßerin nicht trainieren; ihre Hand war gelähmt. Mit konservativer Therapie und ohne Operation überwand sie die Verletzung eines Halswirbels.

Vor sieben Jahren gewann Christina Schwanitz in Göteborg ihre Hallen-Europameisterschaft; 2011 in Paris und 2019 in Glasgow wurde sie Zweite. Die vierzehn Tage zwischen deutscher und Europameisterschaft verbrachte sie im Trainingslager Kienbaum bei Berlin, „um sicher zu sein, dass ich nichts mit herbringen kann oder mich infizieren könnte“.

Für die deutsche Mannschaft, die mit 48 Sportlerinnen und Sportlern in Polen antritt, ist ihre die erste Medaille. Zu den Favoriten auf den Sieg gehört Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo, deren Wettbewerb sich am Samstagabend entscheidet.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 5. März 2021

Michael Reinsch

Korrespondent für Sport in Berlin.

author: GRR