Haile Gebrselassie - Foto: Horst Milde
Haile Gebrselassie appelliert an Zusammenhalt: „Bleibt zu Hause, dann besiegen wir Corona!“
Haile Gebrselassie, einer der größten Läufer aller Zeiten, hat die Menschen in aller Welt aufgefordert, zusammenzuhalten.
In einer Social-Media-Nachricht gibt sich der äthiopische Superstar kämpferisch wie zu seinen besten Zeiten: „Bleibt zu Hause, dann besiegen wir Corona! Sorgt Euch nicht zu sehr in der heutigen Dunkelheit, denkt an das Licht in der Zukunft“, verkündet Haile Gebrselassie aus seinem „Home Office“ in Addis Abeba.
Der 46-Jährige wurde noch während seiner einmaligen Karriere, in der er zweimal zu Olympia-Gold über 10.000 m lief (1996 und 2000), insgesamt neun WM-Titel gewann sowie 20 offizielle und sieben inoffizielle Weltrekorde aufstellte, zum erfolgreichen Geschäftsmann. Haile Gebrselassie investierte unter anderem in Hotels, Kinos und Kaffeeplantagen und hat heute ein paar tausend Angestellte.
„Wir sind im Auge des Sturms. Aber ich glaube, wir werden den Sturm überleben. Die Menschheit hat auch zwei Weltkriege und die Spanische Grippe überlebt, um nur ein paar Beispiele zu nennen“, erklärte Haile Gebrselassie in einem Interview mit der holländischen Zeitung „NRC“, in der er sich insgesamt sehr besorgt zur Coronavirus-Krise äußert.
Viele seiner Betriebe seien zurzeit geschlossen, und er mache sich große Sorgen über die Zukunft seiner Angestellten. Erst im Februar hatte Haile Gebrselassie im äthiopischen Arba Minch ein weiteres Resorthotel eröffnet. Nachts könne er aufgrund der Probleme zurzeit nicht mehr als vier Stunden schlafen. „Was passiert, wenn meine Angestellten kein Einkommen mehr haben? Was passiert, wenn mir etwas passiert? Wer kümmert sich um die Menschen, die ich liebe?
Auch als Unternehmenschef habe ich keine Kontrolle über die Situation“, sagte Haile Gebrselassie, der einen äthiopischen Corona-Hilfsfonds mit einer Summe von über 40.000 Euro unterstützte. Viele Menschen in Äthiopien könnten es sich einfach nicht leisten, längere Zeit zu Hause zu bleiben. „Sie müssen hinaus gehen und Geld verdienen, denn niemand gibt ihnen etwas zu Essen.“
Das sei eine ausweglose Situation.
In sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen und streng erzogen, kann Haile Gebrselassie mit Krisensituationen vielleicht besser umgehen als andere. „Ja – deswegen gebe ich auch niemals auf. Aber ich mache mir Sorgen um die nächste Generation. Mein 14-jähriger Sohn fürchtet sich vor dem Tod. Er denkt nur noch daran. Es geht inzwischen nicht nur um das Überleben sondern auch darum, die Emotionen zu kontrollieren“, erklärte Haile Gebrselassie gegenüber „NRC“.
Auf die Frage, wie der Sport nach der Coronavirus-Krise aussehen könnte, antwortete Haile Gebrselassie: „Das ist schwer zu sagen, aber ich bin sicher, die Dinge werden schlechter. Viele Unternehmen machen Verluste. Ohne Sponsoren gibt es keinen Sport. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir eines Tages melancholisch zurückblicken auf eine Zeit, als Unternehmen noch die Olympischen Spiele sponserten. Ich frage mich, wie viele Marathonläufe und Leichtathletik-Events überleben werden. Ich bin besorgt um die Leichtathletik.“
Die Menschheit sollte in den Augen von Haile Gebrselassie aus der Krisensituation auch etwas lernen: „Wir sollten demütig sein und uns gegenseitig helfen. Dieser Virus betrifft jeden – egal ob du in einem Slum wohnst oder der Premierminister von Großbritannien bist. Niemand ist sicher. Man könnte diese Lektion auch als eine goldene Möglichkeit für die Menschheit sehen.“