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Doppelsieg im Olympiastadion knapp verpasst: Susanne - Schreindl gewann zum vierten Mal den Halbmarathon, während Ehemann Tobias diesmal Zweiter wurde. - Foto: GENERALI MÜNCHEN MARATHON (P. Hiller).

„G’schafft!“ – Notizen vom GENERALI MÜNCHEN MARATHON 2019 gesammelt von Wilfried Raatz

By GRR 0

Marathonsieger Andreas Straßner auf dem Weg zum Triple – Internationale Laufgäste wie Alexandra Morozova und Luis Carlos Rivero auf dem Podium – Über 21.000 Meldungen bei der 34. Marathon-Auflage durch die Olympiastadt München 

Kaum ist die Wies’n herum, heißt es für die Ausdauersportler mit der Vorliebe für das Distanzlaufen „Auf geht’s“ – so das diesjährige Motto des GENERALI MÜNCHEN MARATHON. Weißblauer hätte der Himmel freilich über der Olympiastadt München kaum sein können als am 13. Oktober, sodass selbst stramme Stammgäste unisono feststellen mussten: „So warm war es bislang noch nie!“

Die Mittagssonne verdarb dann auch letztlich so manchem unter den Ambitionierten den Sprung zu einer neuen Bestmarke, wenngleich die Freude über das „G’schafft“-haben beim Zieleinlauf (in großen Lettern weithin sichtbar) im herrlichen Olympiastadion überwiegte.

Über 21.000 Meldungen registrierte das Team um Gernot Weigl und Laura Bauer zur 34. Auflage, eine Zahl, die überaus zufrieden stellen dürfte. Dass darunter gleich 35 Prozent ausländische Starter waren, das erfreute sicherlich die heimische Hotellerie und das Gaststättengewerbe, wenngleich dies nur marginale Werte direkt nach dem millionenträchtigen Oktoberfest sein dürften. Das größte ausländische Kontingent stellte dabei Österreich, gefolgt von Italien, Russland (!) und Frankreich.

Und eine der 635 russischen StarterInnen stand gut drei Stunden nach dem Start auf dem Coubertinplatz auf dem ersten Stockerlplatz: Alexandra Morozova aus Jekatarinburg im Ural.

Die Ultraläuferin kam mit der Empfehlung eines zweiten Platzes beim legendären Comrades-Marathon über 89 km nach München – und spielte nach der Streckenhäfte ihre Stärken aus. „Bis Halbmarathon war ich noch Dritte“, ließ sie über den Teammanager von „BMW Russia – I love Running“ übersetzen. Auf die Frage allerdings, ob denn ihr Teamsponsor die Anreisekosten nach München übernommen hätte, mussten beide etwas lachen und verneinten schnell mögliche Irritationen. Mit 2:47:58 Stunden schaffte die Russin eine doch ansprechende Endzeit, wenngleich diese sechs Minuten über ihrem Hausrekord aus 2017 liegt.

Im Ziel dauerte es etwas mehr als drei Minuten, bis mit der Brasilianerin Adriana Domingos da Silva die Zweitplatzierte über die inzwischen wieder kunststoffbelegte Zielgeraden einlief. Die als Mitfavoritin gestartete einheimische Bianca Meyer schaffte als Siegerin 2017 und Dritte 2018 erneut als Dritte den Sprung aufs Podium. Ihre Zeit 2:54:52 Stunden. „Es war sehr, sehr hart!“ gestand die Läuferin der „Running Company“, deren Gründerin sie zudem ist. „Ich hatte schon nach zwei Kilometern Durst!“  Die 44jährige Läuferin hatte schließlich in dieser Saison andere Akzente gesetzt, die ihr im Verbund mit Hendrik Lange auch einen Sieg beim Transalpine in der Mixed-Wertung eingebracht hatte. „Auch wenn ich keine Bergläuferin bin, das war für mich das Highlight der Saison!“ Besondere Sprintqualitäten musste sie zudem noch zeigen, um die noch im Olympiastadion knapp vor ihr laufende Viola Walther von Rang drei zu verdrängen. Während Bianca die W45 gewann, holte sich die als Fünfte einlaufende Irina Haub in 2:59:01 die W40-Wertung, Stefanie Borris holte sich als Gesamtachte 3:06:05 die W50-Kategorie.

Mit Andreas Straßner gewann nach 2018 nun auch 2019 ein Bayer den München-Marathon. Der Blick auf die Uhr und die gestoppten 2:28:51 Stunden eher nachrangig. „Hier zählt das Feeling, als Erster ins Olympiastadion einzulaufen! Für mich als Bayer ist dies etwas Besonderes, auch wenn ich nicht mehr für einen bayerischen Verein starte!“ Der aus Weißenburg stammende Andreas Straßner läuft inzwischen wie seine Freundin Julia Galuschka für das hessische Team Naunheim.

„Offenbar ist es ein Fluch, in München Marathon zu laufen“, rätselte der Marathonsieger über wiederum starke Krämpfe, die ihn auf der zweiten Streckenhälfte zur Vorsicht mahnten. Allerdings musste Andreas Straßner auch zugeben, dass die Marathon-Vorbereitung auf München nach dem WM-Mannschaftssilber der deutschen Ultraläufer über 50 km alles andere als glatt verlief. Und dennoch versprach Andreas Straßner sogleich, auch im kommenden Jahr wiederum in München am Start stehen – und gewinnen zu wollen. „Drei Siege in Folge wäre schon ein Traum!“

Ganz nach Gernot Weigls einstmals formulierten „local heroes“-Philosophie verlief das Rennen an der Marathonspitze. Neben Straßner galt dies vornehmlich für Maxim Fuchs im Dress der LG Passau. Trainer Günter Zahn verfolgte das Rennen seines Schützlings vom Fahrrad aus und gab letztlich den entscheidenden Impuls für das furiose Finale zugunsten von Maxim Fuchs, der 150 Meter vor dem Ziel im Spurt den Berliner Florian Jäger überrumpelte. Mit 2:31:20 zu 2:31:27 war die Entscheidung um Rang zwei und drei letztlich doch noch deutlich und dennoch knapp zugleich ausgefallen. Mit Stephan Fuhrmann und den München-Marathonsieger 2015 Florian Stelzle auf den Rängen sieben und acht gab es Günter Zahl einen weiteren Grund zur Freude, denn damit wurde die LG Passau nicht nur durch Maxim bayerischer Einzel- sondern auch im Team Mannschaftsmeister. „Das ist auch ein Grund, weshalb wir hier sind!“ Und lobte zugleich die veränderte Streckenführung, die die Schleife um den Königsplatz und die Pinakotheken nun im ersten Drittel der Marathonstrecke vorsah als bislang im Schlußteil. „Nun geht es praktisch geradeaus in Richtung Olympiastadion!“

Die starke Präsenz der LG Passau setzte sich auch auf der Halbmarathondistanz fort, schließlich wollten Tobias und Susanne Schreindl hier gerne wie 2017 zum Doppelsieg laufen. Auf der neu konzipierten Strecke, die erstmals am Chinesischen Turm im Englischen Garten gestartet und sogleich auf den zweiten Teil der Marathonstrecke geführt wurde, stand allerdings für Tobias der für Guatemala bei den Olympischen Spielen in Tokio startende Luis Carlos Rivero „im Weg“.

Dieser gewann in souveräner Manier in 1:08:31 Stunden und einer guten Minute Vorsprung auf den Passauer, der nach 1:09:36 folgte. „Das muss ich in Frankfurt aber gleich zweimal laufen“, gestand der 29jährige mit Blick auf seine Uhr. „Luis war schon früh immer 2 bis 3 Sekunden pro Kilometer schneller. Ich hatte einfach starre Haxen, mir fehlte auch etwas die Motivation!“ Anders hingegen Luis Carlos, der derzeit in München bei seinem Bruder lebt und auch schon beim Berlin-Marathon mit 2:17:09 Stunden ein Rennen auf deutschem Boden absolviert hatte. „Ich bin auf Tokio fokussiert, deshalb brauche ich auch diese Unterdistanzrennen!“ Überdistanz bedeuten diese 21,0975 km hingegen für Tobias Ulbrich, den 19jährigen Läufer der LG Region Landshut, der mit 1:10:29 als Dritter sein Debüt auf der langen Straßendistanz gab. „Vorerst werde ich allerdings eher auf der Bahn bleiben, es sollte lediglich einmal ein Herantasten an die Halbmarathonstrecke sein!“

„Das war nicht mein Wetter“, klagte auch Susanne Schreindl, die zwar in 1:19:56 die Frauenwertung nach 2015, 2017 und 2018 nun bereits zum vierten Mal gewinnen konnte, aber angesichts der Endzeit nicht gerade hoffnungsfroh in Richtung Frankfurt blickt, wo sie über die Marathondistanz starten wird. „Mir liegt einfach ein Wetter wie in Freiburg“, so die 26jährige, die im Breisgau als Vierte ihr vielleicht bestes Rennen bislang gelaufen war.

Unter dem Motto „Lauf ma zam“ gewann das Allgäu Outlet Raceteam mit Heiko Middelhoff, Mathias Stöhr, Simon Pulfer und Johannes Hillebrand in 2:24:58 den Staffelwettbewerb, der mit insgesamt 3200 Teilnehmern den größten Zuwachs (12 Prozent) zu verzeichnen hatte.

Bliebe noch ein Blick auf den Zehner, der nach dem Marathon und dem Staffel-Wettbewerb vom Coubertinplatz aus gestartet wurde.

Hundertprozent international präsentierte sich das Podium mit dem Russen Andrey Karpin (32:59), Oscar Basantes aus Ecuador (33:06) und dem Franzosen Huillaume Oster (33:12), während bei den Frauen mit der Trail-Spezialistin Tina Fischl (36:22), Katrin Reischmann (36:42) und Lisa Fuchs (37:29) gleich drei deutsche Läuferinnen die ersten drei Ränge belegen konnten.

Wilfried Raatz

 

 

 

 

 

author: GRR