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23
05
2018

Symbolfoto: Rennradfahrer - ©LSB - NRW - Andrea Bowinkelmann

Giro d‘Italia 2018 – Warum Simon Yates an Lance Armstrong erinnert – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

CERVINIA – Fassungslosigkeit greift um sich. Denn alles erinnert an Lance Armstrong.

Wenn der Engländer Simon Yates auf dem 101. Giro d‘Italia die wirklichen Favoriten wie Fische auf dem Trockenen nach Luft schnappen lässt, während er ihnen auf den steilsten Bergen davon fährt, als käme er geradewegs von einem anderen Stern. Sogar im Zeitfahren am Dienstag ließ er sich von den Spezialisten nicht abhängen. 
Fassungslosigkeit greift um sich, weil sich im Peloton niemand Yates‘ fast schon bestürzende Leistungssteigerung  erklären kann. Denn niemals zuvor ist der 25-jährige Brite im Dienst der australischen Equipe Mitchelton-Scott zuvor sonderlich in Erscheinung getreten. Da gab es 2016 zwar den sechsten Rang bei der Vuelta a Espana – aber sonst?  Da schien Simons Zwillingsbruder Adam eher gefragt, immerhin 2016 beachtlicher Vierter der Tour de France. 
Doch das englische Team Sky – mit seinen berühmt-berüchtigten Tour-Triumphatoren Bradley Wiggins und Chris Froome –  winkte ab.
Warum? Vielleicht, weil Simon Yates, 2013 Weltmeister im Punktefahren auf der Bahn, 2016 auf der Fahrt in den Frühling – von Paris nach Nizza – der Einnahme des Asthma-Mittels Terbulatin überführt wordn ist? Die Teamleitung sprach damals von einem „menschlichen Irrtum“; man habe das Einholen der notwendigen Ausnahmebewilligung verpasst. Die Folge: Vier Monate Sperre! 
Heute sagt Yates‘ australischer Teamchef Matthew White: „Simon leidet seiner seiner Kindheit an Asthma, was meiner Meinung nach gar kein absoluter Dopingfall ist. Er hat ja immer noch Asthma, aber in der Zwischenzeit ist es damit einigermaßen in Ordnung. Er braucht noch nicht mal eine Ausnahmebewilligung für ein entsprechendes Medikament.“ 
White muss es ja wissen, denn er kennt sich in diesem Geschäft bestens aus. 2012 wurde der ehemalige Teamkollege von Lance Armstrong wegen verbotener Bluttransfusionen – angereichert mit EPO und Testestoron – für sechs Monate gesperrt. Von wem hatte White das alles gelernt: von Armstrong oder von seinen ehemaligen DDR-Trainern?
Yates jedenfalls ist 2016 mit einer viermonatigen Sperre – warum auch immer – weit glimpflicher davon gekommen, wie zuvor andere Rennfahrer. 2007 durfte der Italiener Alessandro Petacchi ein ganzes Jahr lang nicht aufs Rad seien, dessen Landsmann Diego Ulissi – derzeit im Giro unterwegs – bekam für ein Vergehen, wie es Yates nachgewiesen wurde – 2014 neun Monate Sperre. 
Und Yates‘ Landsmann Chris Froome, der auf der 18. Etappe der Vuelta 2018 die ihm erlaubte Menge des Asthmamittels Salbutamol um 100 Prozent überschritten hatte?
Ihm drohen zwei Jahre Sperre und die Aberkennung aller Siege beim Giro und der Tour de France.
Der Internationale Radsport-Verband (UCI) will sein Urteil pünktlich zum Start der Tour de France am 7. Juli verkünden.
Klaus Blume
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