Gesa Krause gewinnt Bronzemedaille mit deutschem Rekord - 2019 World Outdoor Championships Doha, Qatar Sept 27-Oct 06, 2019 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com
Gesa Felicitas Krause sauer auf den DLV – Hindernis-Ass kritisiert DLV-Entscheidung, keine Mittelstrecken bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig zu starten – von Ludwig Reiser
Nur wenige Stunden alt ist die „Konzeptionelle Empfehlung zur Organisation und Durchführung von Leichtathletik-Veranstaltungen“ des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), die für Veranstalter und die kommunalen Aufsichtsbehörden eine Unterstützung in Form von Leitlinien darstellen soll.
Die sehr detaillierte Darstellung zielt jedoch alleine auf die „Stadion-Leichtathletik“ ab. Die beim DLV unter „stadionferne Wettkämpfe“ geführten Laufevents werden mit einem Fünf-Zeilen-Absatz mit mehr oder weniger Schulterzucken abgetan in dem Tenor, dass man in der Darmstädter Leichtathletik-Zentrale für das „Herzstück der Leichtathletik“ kein schlüssiges Konzept habe. Und man die weitere Entwicklung abwarten möchte.
Die Handreichungen zur Organisation und Durchführung sind vordergründig auf die für Anfang August anstehenden Deutschen Meisterschaften in Braunschweig und die Deutschen Jugendmeisterschaften, für die es offenbar noch keinen Ausrichter gibt, verfasst.
Als Wettbewerbe schlagen die Väter dieser Handreichungen Sprints und Läufe bis 800 m, Sprünge und Wurfdisziplinen vor, bei denen die Hygiene- und Abstandsregelungen weitgehend problemlos eingehalten werden können. Für den 800 m-Lauf schlägt die Kommission ein komplettes Laufen in Bahnen vor unter Freilassen jeder zweiter Rundbahn.
Diese Entscheidung kritisiert Gesa Felicitas Kraue, WM-Dritte und zweifache Europameisterin über 3000 m Hindernis, in ungewöhnlich scharfer Form.
„Kein Hindernislauf und keine Mittelstrecken bei Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr – ich bin sprachlos!“ schreibt die neben Konstanze Klosterhalfen wohl einzige deutsche Medaillenhoffnung auf den längeren Laufdistanzen auf internationalem Parkett in einem Kommentar in den sozialen Medien.
„Eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen und die ich in keinem Sinne befürworten kann! Corona ist und war ein großes Thema, aber man spielt Fußball mit 22 Athleten auf dem Platz in vollem Gange und bei einem Meisterschaftsfinale mit acht bis zwölf Läuferinnen und Läufern soll das nicht möglich sein?!“
Andere Fachverbände wie Swiss Athletics haben in Verbindung mit Swiss Running, dem Schweizer Pendant von German Road Races (GRR), der Vereinigung der deutschen Läufe, ein Konzept unter Einhaltung der behördlichen Vorgaben ausgearbeitet, das sogar Massenveranstaltungen ermöglicht.
So findet Ende Juli der traditionsreiche Swissalpine in Davos über 68 und 43 Kilometer statt, gewiss unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln mit einem ausgeklügelten Blockstartsystem. Andere Läufe, teilweise als Jagdrennen mit Einzelstarts mit einem Abstand von zehn oder fünfzehn Sekunden, sind nicht nur in der Schweiz, sondern auch bereits in Deutschland in der Planung.
„Virtuelle Läufe sind zumindest für die Motivation von Tausenden von Läufern wichtig“, findet GRR-Vorsitzender Horst Milde. „Wir vermissen aber die helfende Hand des Deutschen Leichtathletik-Verbandes bei der Rettung der deutschen Laufszene. Es kann nicht sein, dass die vielen Veranstalter, gleichgültig, ob diese von professionell arbeitenden Agenturen oder nicht minder engagiert auf ehrenamtlicher Basis arbeitenden Vereinsmitglieder, nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Hier stehen wie auch im professionellen Spitzensport Existenzen auf dem Spiel!“
Gesa Krause – 2018 MonteCarlo Diamond League MonteCarlo, Monaco July 20, 2018 Photo: Victah Sailer
Doch noch einmal zurück zu einer merklich gefrusteten Gesa Felicitas Krause. „Ich werde weiter hart arbeiten und hoffentlich baldigst wieder am Start stehen können – Fakt ist, es wird nicht über die 3000 Meter Hindernis bei der DM in Braunschweig sein.“
Ludwig Reiser