Darmstädter Stadtlauf überall zur gleich Zeit wie hier der Start nahe des Karlsruher Wildparkstadions mit der schnellsten Läuferin Simone Raatz (rechts) - Foto: wus-media UG/ Ludwig Reiser
Flott unterwegs auch im Alleingang – 43. Auflage des Darmstädter Stadtlaufes von Ludwig Reiser
Die 43. Auflage des Darmstädter Stadtlaufes punktet bei der virtuellen Ausrichtung durch schnelle Endzeiten und ein internationales Starterfeld – Per App unterwegs mit und ohne Tücken
Die Ergebnisliste des App-Anbieters runningCOACH weist bei den Resultaten der Riese & Müller Women‘s Challenge im Rahmen der virtuell durchgeführten 43. Auflage des Darmstädter Stadtlaufes die Weltklassezeit von 12:58 Minuten aus, die nur sechs Sekunden über dem Fünf-Kilometer-Weltrekord der Männer liegt.
„Sorry, aber meine App hat sich nach knapp 13 Minuten von mir verabschiedet“, entschuldigt sich Christiane für einen Fauxpas, für den die Freizeitläuferin nun partout nichts kann. „Natürlich war ich amüsiert, dass die App-Stimme mir zum Tagessieg gratulierte. Mit einer GPS-Uhr haben wir allerdings eine 32er Endzeit nach exakt fünf Kilometern registrieren dürfen“.
Diesen jedoch holte sich erwartungsgemäß Simone Raatz auf einer 2,5 km-Wendepunktstrecke in Karlsruhe nahe des ehrwürdigen Wildparkstadions. Mit 17:36 Minuten lief die 44jährige mehrfache deutsche Cross-, Berg- und Langstreckenmeisterin ihre zweitbeste (!) Laufzeit über dieser Distanz in ihrer inzwischen 30jährigen Karriere als Leichtathletin. „Ich bin wirklich überrascht über diese starke Zeit, denn in den letzten Wochen habe ich viele Kilometer mit Wochenspitzen bis zu 150 km gelaufen und dabei keine Tempoläufe gemacht. Ich brauche solche Läufe als Motivation für die hoffentlich noch in der zweiten Jahreshälfte anstehenden Wettkämpfe“.
Allerdings erhielt die für den ASC Darmstadt laufende Langstrecklerin eine unverhoffte und überaus willkommene Unterstützung: „Die App hat mich super motiviert, allerdings auch irritiert, denn ab dem zweiten Kilometer wurde ich immer wieder darauf hingewiesen, dass ich Zweite im virtuellen Vergleich sei. Das hat mich natürlich irgendwie auch wieder neu motiviert, zumal diese Zeit wirklich im Alleingang erzielt wurde“.
Für den ASC-Mittel- und Langstreckentrainer Wilfried Raatz gestaltete sich der wenn auch virtuelle Stadtlaufabend zu einem gelungenen Auftritt seiner Schützlinge über die 5 km-Distanz. An der Nordseeküste lief Sylvie Müller auf einem Deichabschnitt nicht minder beachtliche 18:27 Minuten, Teamkollegin Emma Waßmer startete als Dritte in Stuttgart mit einem Arbeitskollegen in 19:24 durch.
Während sich M40-Masters-Crossmeister Jürgen Zehnder mediengerecht nahe Darmstadt in 17:12 Minuten die Tagesbestzeit und die Masterswertung sicherte, duellierten sich im Darmstädter Wald auf unterschiedlichen Strecken der italienische Schuhfachverkäufer Giuseppe Troia (17:16) und die beiden ASC-Läufer Michel Geissler (17:22) und Axel Dietrich (17:26) in der Männerkategorie bei der Sparkasse Men’s Challenge.
Nicht nur, dass Läufer aus allen Teilen Deutschlands an diesem Abend stadtlaufmäßig unterwegs waren, sondern neben Läufern aus der Schweiz und Italien waren dank des Darmstädter Unternehmens Software AG auch deren Firmenangehörige in Großbritannien, Bulgarien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Indien, Malaysia, Brasilien und den USA unterwegs. „Wegen der unterschiedlichen Zeitzonen funktioniert die vom Schweizer GRR-Partner runningCoach entwickelte viRACE-App nicht so, wie es der eigentliche Gedanke der Echtzeitstarts eigentlich vorsieht“, bedauerte Stadtlauf-Chef Wilfried Raatz, „wir sind aber sehr zufrieden, dass sich ein renommiertes Dax-Unternehmen wie die Software AG mit ihrem Engagement in unsere Charityprojekte für ein Coronahilfsprojekt in Darmstadt und in Darmstadts Schwesterstadt Brescia einfügen ließ!“
Mit 260 Läufern wußte der versierte Organisator von renommierten Veranstaltungen durchaus zufrieden sein, wenngleich er hofft, einen realen Stadtlauf noch in diesem Herbst durchführen zu können. Auch wenn es verschiedentlich Probleme mit dem GPS-Empfang, vor allem in Waldgebieten quer durch die deutschen Landen, gab, zeigte sich Wilfried Raatz mit dem Kunstwerk Stadtlauf zufrieden und wünscht sich nichts sehnlicher als: „Das war hoffentlich das erste und letzte Mal, dass wir eine derartige Hilfskonstruktion benutzen mussten, um ein Angebot für die treuen Stadtläufer bieten zu können!
Stadtläufe wie dieser in Darmstadt leben natürlich von der Stimmung an der Strecke!“ Doch noch einmal zurück zur verhinderten Weltrekordläuferin Christiane: „Ich war vorher genauso aufgeregt wie sonst. Unterwegs habe ich mir vorgestellt, wo ich nun in Darmstadt entlanglaufen würde: runter zum Langen Ludwig, durch das Carée, über die Treppe (nur die Runde Kirche habe ich irgendwie ausgelassen…).
Es hat heute Spaß gemacht und ich freue mich auf baldiges reales Zusammentreffen mit vielen Teilnehmern!“
Ludwig Reiser