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27
06
2020

Beate auf der Glienicker Brücke - Foto: Erdmute Nieke

Flensburg liebt dich… auch in Berlin! Am 27. Juni 2020 – von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Gedanken zum virtuellen Flensburg-Marathon in Berlin zum Siebenschläfer

Nach 14 Wochen Corona-Lockdown entstehen gewisse neue Laufroutinen. Die Wochenenden werden für lange Läufe reserviert. Letzten Sonntag bin ich mit meiner Lieblings-Langstecken-Mit-Läuferin Beate vom LT Bernd Hübner mal wieder in Brandenburg unterwegs, wir laufen 21 km von Hennigsdorf nach Schönwalde und über den Mauerradweg zurück nach Hennigsdorf.

Bei jeden Lauf bequatschen wir den nächsten gemeinsamen Lauf:

Nächstes Wochenende planen Iki und Martin den Flensburg-Marathon virtuell am Flensburger Löwen am Wannsee! – Sind aber nur 15 km! – Wir könnten ja einfach noch 6 km anhängen! – Bin schon in Flensburg gemeldet! – O. k. das mache ich auch! – Es soll sehr heiß werden! – Die Strecke liegt im Schatten! – Mal ein paar Hübis treffen, wäre auch wieder schön!

Gesagt, getan! Ich werde unter der Startnummer 795 in Flensburg gelistet und habe vom 26. bis 28. Juli 2020 Zeit eine beliebig lange Strecke an einem beliebigen Ort unter Achtung der Corona-Verordnung zu laufen.

Samstag Morgen zum Siebenschläfer zeigt das Thermometer schon 22 Grad als Beate und ich sich zum Wannsee aufmachen. Kurz vor 9 Uhr treffen sich 20 Hübis unter Einhaltung der Abstände auf dem Parkplatz am Flensburger Löwen am Wannsee und erhalten von Martin und Iki eine zweite Startnummer mit unseren Namen und unserem Team, damit wir nicht alle zusammen laufen. Beate und ich kommen ins „Team Nord-Mädels“. Passt, da wir vom Wannsee aus im Norden wohnen und wir die einzigen sind, die 21 km laufen wollen. Zwei Sprüche zieren unsere Startnummern: „Flensburg liebt dich… auch in Berlin!“ und „Jeder läuft privat für sich auf eigene Verantwortung unter Beachtung der aktuellen Corona-Verordnung. Motto: Keiner will Corona – jeder ein Flens!“ Dazu verspricht ein Gutschein an der Startnummer auch noch: „Corona? Nee. Ein Flens.“ Das könnte heute flensen. Denn neben der Verkehrssünderdatei in Flensburg kennt frau das leckere Flensburger Bier.

Dann das Startzeichen am Flensburger Löwen!

Wie kommt ein Flensburger Löwe an den Berliner Wannsee? Die Wikipedia weiß es: „Der Idstedt-Löwe ist ein spätklassizistisches Monument in Flensburg. Der dänische Bildhauer Hermann Wilhelm Bissen schuf es 1862 zur Erinnerung an den Sieg der dänischen Truppen über die aufständischen Schleswig-Holsteiner in der Schlacht bei Idstedt (1850). Nach dem Frieden von Wien (1864) wurde die Plastik nach Berlin verbracht. 1945 gelangte sie nach Kopenhagen. Sie kehrte 2011 an ihren ursprünglichen Standort in Flensburg zurück und wurde am 10. September 2011 enthüllt. Eine Zinkkopie von 1874 steht am Wannsee in Berlin.“ Entnommen aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Idstedt-L%C3%B6we

Der Flensburger Löwe am Wannsee in Berlin – Foto: Horst Milde

Los geht es, immer am Wannsee-Ufer entlang, zum Glück mit viel Waldschatten. Mit etwas Fantasie können wir jetzt behaupten, dass der Wannsee eine Kopie der Ostsee wäre. Immerhin sind wir ja auch an einer Löwenkopie gestartet. Der Uferweg ist bereits morgens gut bevölkert. Viele Menschen sind mit Badeutensilien ausgestattet. Die wollten wahrscheinlich alle in der Ostsee baden und nehmen nun auch mit dem Wannsee vorlieb.

Dann bei Kilometer fünf stehen Oda und Manfred mit ihrem legendären Versorgungsstand! Wasser, Cola, Apfelschorle und einige Näschereien, auf die wir bei der Hitze gar keinen Appetit haben.

 

Iki und Martin  – Foto: Bernd Hübner

Weiter geht es bis zur berühmten Glienicker Brücke. Spätestens seit dem Film von 2015 „Bridge of Spies – der Unterhändler“ von Steven Spielberg mit Tom Hanks in der Hauptrolle kennt die Welt diese Brücke und ihre Rolle beim Austausch von Agenten im Kalten Krieg an der Nahtstelle zwischen Ost und West. Auf der Brücke in der Sonne mit schon kitschig blauen Himmel machen Beate und ich Fotos und drehen dann um. Die anderen Hübis laufen in anderen Teams mit anderen Tempos. Auf dem Rückweg gibt es nochmal den Oda-Manfred-Stand! Gelegenheit die Wasserflasche aufzufüllen, die Brillengläser vom Schweiß zu befreien und das koffeinhaltige Süßgetränk zum Energietanken zu trinken. DANKE an Oda und Manfred für Eure Zeit und Energie, die ihr uns geschenkt habt!

Kilometer neun ist geschafft, weiter geht es, der Uferweg füllt sich immer mehr mit Radfahrer*innen und Badehungrigen und Spaziergänger*innen. Der Schweiß rinnt, der Blick immer über das Wasser, unzählige Boote dümpeln über den See. In Flensburg wären es wohl echte Schiffe gewesen!

Mit Kilometer 15 erreichen wir wieder den Parkplatz, unsere geheime Getränkestation und wieder zurück,die meisten Hübis sind mit ihren Kilometern fertig und genießen schon den Schatten unter dem Löwen.

Beate und ich dürfen nochmal sechs Kilometer. Das Wetter ist einfach nur noch richtig heiß. Die zwei Rettungsmänner an der DLRG-Station „Jagen 95“ schauen uns ziemlich kritisch an, wahrscheinlich sehen wir irgendwie abgekämpft aus.

Inzwischen müssen wir uns durch die vielen Menschen oft durch schlängeln. Die Badestellen am Wegesrand sind hoffnungslos überfüllt, als wären heute alle Berliner*innen dem alten Schlager von 1951 „Pack die Badehose ein. Nimm dein kleines Schwesterlein und dann nischt wie raus nach Wannsee!“ gefolgt.

Dann das Ziel ist in Sicht! 21,0975 km, es werden ein paar Meter mehr. Wir umrunden den Wannseelöwen zur Erheiterung der vielen Ausflügler und der Hübis, die auf uns gewartet haben. Wir erhalten von Martin und Iki eine Medaille und ein alkoholfreies Flens! Das flenst jetzt aber richtig! DANKE an Iki und Martin für diese geniale Idee!

Nun haben wir den virtuellen Flensburg-(Halb)-Marathon gemacht. Wenn Beate und ich unsere Kilometer addieren, stimmt es wieder. Dafür hatten wir zwei Startnummern und haben zwei Medaillen. Die offizielle kam schon gestern per Post aus Flensburg.

 Erdmute mit Startnummer und Urkunde aus Flensburg –  Foto Bernd Hübner

Was bleibt? Der Wannsee ist nicht die Ostsee – aber uns verdirbt nichts so schnell die gute Lauf-Laune. Wir laufen weiter – allein und doch gemeinsam. Wer weiß, wann ich den echten „Flensburg-liebt-dich-Marathon“ mal laufen werde. Denn inzwischen entwickelt sich ja bereits ein kleiner Wettkampfstau mit den vielen neu datierten Läufen im Kalender.

Bis dahin laufen wir Hübis einfach weiter, virtuell und doch ganz echt mit viel Schweiß u Herzblut!

Dr.  Erdmute Nieke

 

 

 

 

 

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