Olaf Lawrenz (BSC) (r.) - Deutscher Meister über 800m (1:50,1) vor Friedel Strecke (Barmer TV) 1:50,1 in Hamburg 1954 - Foto: Archiv von der Becke im Sportmuseum Berlin
Olaf Lawrenz vollendet 90. Lebensjahr – Acht Deutsche Meisterschaften und der einzige „deutsch-deutsche Titelträger“!
Als DDR-Bürger im Jahre 1952 Deutscher Meister beim Deutschen Leichtathletik-Verband
Olaf Lawrenz, der langjährige Präsident des Deutschen und des Berliner Sportlehrerverbandes vollendet am Mittwoch, dem 17. März, sein 90. Lebensjahr.
Er stand von 1979 bis 1989 dem Deutschen Sportlehrerverband (DSLV) auf Bundesebene vor und hatte von 1969 bis 1989 den Vorsitz im (West-) Berliner Landesverband inne.
Olaf Lawrenz wurde im westlichen Berliner Stadtbezirk Charlottenburg geboren, wuchs aber im östlichen Treptow auf und nahm im Jahre 1951 das Studium der Fächer Leibeserziehung und Biologie an der gerade neu gegründeten Freien Universität Berlin im Westen auf, nachdem ihm trotz zahlreicher Einser-Noten im Abitur ein Studienplatz an der Humboldt Universität zu Berlin im Ostteil der geteilten Stadt verwehrt wurde. Beruflich krönte der Oberstudienrat seine Karriere bis zur altersbedingten Pensionierung als Leitender Schulrat im Stadtbezirk Zehlendorf.
Olaf Lawrenz, der als Schüler zunächst Feldhandball spielte, gehörte in den 1950er Jahren als Mittelstreckler zu den auch international sehr erfolgreichen Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Herausragend dabei sind seine acht Deutschen Meisterschaften, die er im Trikot für den Berliner Sport-Club (BSC) gewann; hinzu kamen 15 Hochschulmeisterschaften (über 800m und 1.500m sowie u.a. in der damals noch „geläufigen“ 3×1.000m Staffel) mit Bestzeiten von 1:49,1 Min. über 800m, 2:21,0 Min. über 1.000m und 3:43,8 Min. über 1.500m sowie u.a. ein deutscher Rekord über 2.000m in der Halle. Auch bei internationalen Meisterschaften für Studierende in Regie des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) holte er mehrfach „Gold“.
Ferner bestritt Olaf Lawrenz insgesamt 16 Länderkämpfe für den DLV, bis heute unvergessen bleibt dabei die Japanreise im Jahre 1954 zusammen mit dem späteren Mainzer Sportwissen-schaftler Prof. Berno Wischmann (1910-2001), wo er ausnahmsweise im Stabhochsprung (mit flacher Erdlandung) antreten durfte. Und noch ein Detail in der leichtathletischen Karriere von Olaf Lawrenz dürfte sporthistorisch gesehen einmalig sein: Im Jahre 1952 wurde er als (Noch-) DDR-Bürger mit der 3×1.000m-Staffel des BSC in Hamm Deutscher Meister des DLV … vermutlich bis heute der erste und einzige „deutsch-deutsche Titelträger“!
In den 1960er Jahren übernahm der Jubilar im DLV die Funktion als ehrenamtlicher Bundestrainer für den Bereich Hindernislauf. So ganz nebenbei führte er von 1995 bis 2001 auch noch den Vorsitz in der Vereinigung Ehemaliger Leichtathleten (VEL), die damals als „Club der alten Meister“ bezeichnet wurde, weil anfangs nur ehemalige Deutsche Meister zur Aufnahme zugelassen wurden:
„Daraus erwuchs ein Freundeskreis ohne Mauern in den Köpfen und Herzen“, charakterisiert Olaf Lawrenz die Vereinigung, die gerade nach der Maueröffnung 1989 viel Zulauf durch ehemalige ostdeutsche Leichtathletinnen und Leichtathleten fand. Für seine großen Verdienste in der Leichtathletik wurde ihm 1966 die DLV-Nadel in Silber verliehen.
Die Amtszeit von Olaf Lawrenz als Präsident des Deutschen Sportlehrerverbandes war gekenn-zeichnet von einer gesellschafts- und bildungspolitischen Aufwertung des Schulsports im Über-gang der Fachbezeichnung „Leibeserziehung“ hin zum „Sportunterricht“. In diese Zeit fiel beispielsweise im Jahre 1985 die Verabschiedung des sog. „Zweitens Aktionsprogramms für den Schulsport“ durch den Deutschen Sportbund, die Kultusministerkonferenz und die Kommunalen Spitzenverbände.
Und es war die große Blütezeit der bundesweiten sog. ADL-Kongresse u.a. im gerade eröffneten ICC am Messegelände in seiner Heimatstadt Berlin (1979) und danach an der jungen Universität in Bielefeld (1983). Das waren mehrtägige Tagungen mit einigen tausend Sportlehrkräften, die der DSLV zusammen mit der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) im damaligen Ausschuss Deutscher Leibeserzieher (ADL) organisierte und woran Olaf Lawrenz qua Amt als Präsident des DSLV zusammen mit Prof. Dr. Klaus Willimczik (geb. 1940, damals Bielefeld) als Präsident der dvs maßgeblichen Anteil hatte.
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, heute Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung im Deutschen Olympischen Sportbund und von 1989 bis 1993 selbst als Vizepräsidentin im DSLV ehrenamtlich tätig, ist Olaf Lawrenz langjährig persönlich verbunden. Sie gratuliert zum 90. Geburtstag und würdigt seine Verdienste: „Olaf Lawrenz hat mit seinem vielschichtigen Wirken für den Schulsport in Deutschland viele Akzente gesetzt, die bis in die heutige Zeit nachwirken und die in ihrer Bedeutung bis heute nichts eingebüßt haben. Ich wünsche ihm weiterhin viel Fitness und Lebensfreude auf dem Weg zum 100. Lebensjahr“.
Olaf Lawrenz selbst ist seinem Sport bis heute treu geblieben: Aktiv weiterhin mit traditioneller Morgengymnastik und täglichen Spaziergängen vorwiegend im Berliner Süden vom Domizil in Wannsee aus, aber auch passiv, vor allem wenn es um „seine“ Leichtathletik geht. Seinem BSC hält er inzwischen seit über 70 Jahren die Treue.
Für den 90. Geburtstag war in der Familie zusammen mit Ehefrau Rosemarie gleichzeitig die Feier der Silberhochzeit von Sohn und Schwiegertochter in Berlin geplant. Dieses Event muss nun erstmal auf den Sommer verschoben werden …
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann