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26
09
2018

Letzter großer Auftritt der Seriensiegerin Simone Raatz - Foto: laufreport.de

Erfolge für die Seriensieger Simon und Simone beim 36. Fiducia & GAD Baden-Marathon 2018

By GRR 0

Um es vorweg zu sagen, das angekündigte Unwetter mit Orkan und Starkregen verschonte den 36. Fiducia & GAD Baden-Marathon, alleine ein kräftiger Wind namens „Fabienne“ blies so manchen Bestzeiten-Traum weg.

Nach zweieinhalb bzw. drei Stunden gab es im Nordbadischen zwar einige gravierende Neuerungen, die auch im kommenden Jahr Bestand haben sollten, aber auch einige Konstanten. Und diese sind die beiden in Karlsruhe lebenden Langstreckler Simon Stützel und Simone Raatz, die zum vierten bzw. dritten Mal in Folge den Baden-Marathon jubelnd als Sieger beendeten.

Der Startschuss erfolgte bei der Rückkehr vom außerhalb gelegenen Messeareals zum innerstädtischen Carl-Kaufmann-Stadion bei frischer marathontauglicher Temperatur erst fünf Minuten nach dem Zeitplan. Grund war ein Rückstau bei der Läuferbeutelabgabe, der durch die eingeschränkten Nutzungsbedingungen in der Europahalle mit jeweils nur maximal 200 Besuchern eine zwangsläufige Folge war. Zwangsläufig erfolgte also ein überprüfter Ein- und Auslass zur Startnummern-Ausgabe im Foyer der Europahalle bzw. der Kleiderbeutelabgabe mittels einer Durchreiche.

Der Wechsel zum früheren Ort des Geschehens sollte allerdings keineswegs 1:1 erfolgen, sondern die einstige Streckenführung wurde zu einem echten Update genutzt. So kamen selbst Halbmarathonteilnehmer in den Genuss, vor dem Schloss vorbei zu laufen und beim Marathon führte die Strecke gar ein zweites Mal an der im Barockstil 1715 errichteten Markgrafenresidenz vorbei.

Die Favoriten waren ausgemacht und hatten sich schon mehrfach in der Siegerliste eingetragen.

Denkbare Konkurrenz war am Start, aber erkennbar mit der roten Nummer nur für den Halbmarathon gemeldet. Zu einer Wiederholung des letztjährigen Vorfalls, als Omar Tareq trotz Halbmarathonmeldung dennoch Marathon lief und zwar fast die ganze Strecke vorne weg und erst im Finale von Simon Stützel auf den zweiten Platz verwiesen werden konnte, die sollte es diesmal nicht geben. Omar hielt tapfer auch im Jahr nach den Irritationen am Halbmarathon fest – und Simon am Marathon.

Simon Stützel – Foto: LaufReport.de

An der Seite von Stützel lief zunächst noch Jochen Uhrig, der 35jährige Betriebswirt aus Weinheim mit Erfolgen abseits der Straßen, wie zum Beispiel beim Heidelberger Halbmarathon, dem Stelvio-Marathon oder beim Jungfrau-Marathon, den er vor zwei Wochen erst als Elfter und bester Deutscher beendete. Simon spielte seine Überlegenheit auf der zweiten Hälfte aus und siegte scheinbar spielerisch mit einem gewaltigen negative split. Dieser Erfolg war ihm nach einem schwierigen Jahr und verletzungsbedingten Rückschlägen zu gönnen. Nachdem er mit einem Fußbruch quasi auf Eis gelegt war, kam ihm prompt beim Aufbautraining ein Radfahrer in die Quere und Stützel landete im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Rettungshubschrauber in der Uniklinik und dies aufgerissener Bauchdecke.

„Es war schwierig heute mit dem Wind. Bin happy. Es war meine schnellste Zeit in den letzten 3 Jahren. Ich bin einfach nur froh, überhaupt hier zu sein“, äußerte der Sieger ziemlich angefasst, nachdem er als Erster nach 2:24:37 Stunden über die Ziellinie im Carl-Kaufmann-Stadion gelaufen war. Ob er nach vier Siegen in Serie auch 2019 wieder in Karlsruhe starten wird, fragte die Regionalpresse. „2019 plane ich den Berlin-Marathon. Den muss man mal gemacht haben und ich bin noch nie beim Hauptstadtmarathon gelaufen.“ Dritter wurde Timo Striegel aus dem Bottwartal in 2:46:46 vor David Mild, einem Obstbauer aus Offenburg.

Simone Raatz fehlten im Ziel zuerst die Worte – bis auf eins: „Geil!“ Und dennoch kam sogleich ein Hauch Wehmut auf: „Es war mein letzter Marathon. Die Zeit war mir egal, ich wollte gewinnen. Es war für mich alles sehr emotional.“

Unterwegs auftretende Probleme zeigten ihr aber, dass die richtige Entscheidung getroffen ist, nach 10 Marathonsiegen aufzuhören. Nach 32 km musste die Läuferin, die immer mit Rückenproblemen auf längeren Distanzen kämpft, sogar die Schuhe wechseln. „Der Wind war brutal und es war sehr hart. Die neue Strecke war sehr schön, im City-Park war enorm viel los.“

Paroli konnte ihr im Frauenfeld niemand bieten. Es war einzig die Aufgabe, einigermaßen gut durchzukommen. Damit war das Triple perfekt. Nach 2:55:44 hatte sie den dritten Sieg in Folge beim Heimatmarathon eingefahren, war bis zur Hälfte der Distanz sogar in Schlagweite ihrer persönlichen Bestzeit von 2:47:38 geblieben.

Und mit der 42jährigen Steuerfachwirtin war das Traumsiegerpaar komplett, das mit dem jeweiligen Wohnsitz in Karlsruhe auch die Stadtmeisterschaft für sich entschied. Vor drei Wochen gewann sie übrigens bei der Masters-WM in Málaga die Silbermedaille über 10 km.

Ebenfalls der Altersklasse W40 gehört Anke Rahmel an, die in 3:14:23 ein gleichmäßiges Rennen auf dem zweiten Platz beendete. Sie ist eine Läuferin der memler.de und oft schon als Brems- und Zugläuferin beim Baden-Marathon im Einsatz gewesen.

Was am Samstag sportlich mit 963 Jugendlichen und Kindern begann, fand am Sonntag mit 7346 Finishern eine Fortsetzung, mit 8.309 Registrierten im Ziel gab es einen überaus gelungenen „Neuanfang“ an alter Stelle, darunter 838 beim Marathon.

Dabei sein kann Frau und Mann auch als Marathonengel, eine der vielen Karlsruher Erfindungen, sowie als Walker oder im Inklusionslauf. Laufen mit Herz, eine erfolgreiche Spendensammelaktion, ist in Karlsruhe längst Tradition, wie es nun auch der Tanzmarathon geworden ist, der im zehnten Jahr die Marathonläufer beim Vorankommen unterstützt.

Andere Ideen hatten ihren Platz beim Baden-Marathon, der unter diesem Namen erst seit 1999 firmiert, davor war er als Rot-Kreuz-Marathon und einmalig schlicht als Karlsruhe Marathon durchgeführt worden. Berührungspunkte mit Kunst in vielen Facetten, auch dafür steht der Baden-Marathon unter der Leitung von Fried-Jürgen Bachl. Mit dem langjährigen Titelsponsor Fiducia & GAD ist man sich bei allen Änderungen einig gewesen, hat sich vom reinen Leistungsgedanken verabschiedet. Von Berufsläufern aus Osteuropa und aus Afrika, die lange den sportlichen Teil prägten, hat man sich ganz verabschiedet. Für Freizeitsportler gibt es hauseigene Aufbauprogramme, wo man sich gemeinsam an eine Distanz herantastet.

Der Halbmarathonlauf ist mit 4255 Teilnehmern wiederum der beliebteste Wettbewerb beim Baden-Marathon.  Der Halbmarathon 2018 war geprägt von der Wiedersehensfreude der Läufer mit dem Schloss auf ihrer Strecke. Omar Tareq (TuS Lörrach) verpasste zwar bei seinem Alleingang gegen den Wind die zwischenzeitlich durchaus mögliche 1:07er Endzeit, doch selbst die 1:08:33 Stunden bedeuten für den 26jährigen Hausrekord.

Bei den Frauen machten zuerst Vorjahressiegerin Melina Wolf (LG Region Karlsruhe) und die Vorjahresdritte Nora Kusterer (SV Oberkollbach) gemeinsame Sache: Die beiden liefen die ersten 10km in 36:49 Minuten, dann setzte sich Nora Stück für Stück an der Spitze ab und schaffte mit 1:19:25 Stunden noch den Sprung unter die 1:20-Marke.

Anna Herzberg (1:21:00) überholte in der Schlussphase LG-Ass Melina Wolf, die mit 1:21:24 diesmal nur Dritte wurde.

Constanze und Walter Wagner/ www.laufreport.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

author: GRR