esa Krause will in Berlin ihren Titel verteidigen. - Foto: Victah Sailer
EM BERLIN 2018 – Vorschau (2) – Bahn-Langstrecken der Frauen: Can und Hassan favorisiert – Reh, Klosterhalfen und Krause die deutschen Hoffnungen
Mit einer Titelverteidigerin über die Langstrecken gehen die deutschen Läufer in die Leichtathletik-Europameisterschaften, die am kommenden Dienstag in Berlin beginnen:
Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) gewann vor zwei Jahren EM-Gold über 3.000 m Hindernis.
Ihr großes Ziel ist natürlich, vor heimischem Publikum Europameisterin zu werden. Sowohl über 5.000 als auch über 10.000 m geht die Türkin Yasemin Can als Titelverteidigerin an den Start. Gespannt sein darf man, welche Rolle Deutschlands Nachwuchs-Laufstars Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh spielen können.
10.000 m
Finale: Mittwoch (8.8.), 20.40 Uhr
Europameisterin 2016: Yasemin Can (TUR)
Olympiasiegerin 2016: Almaz Ayana (ETH)
Weltmeisterin 2017: Almaz Ayana (ETH)
Europäische Jahresbestzeit: 31:33,03 Lonah Chemtai Salpeter (ISR)
Deutsche Starterinnen: Alina Reh (SSV Ulm 1846), Anna Gehring (ASV Köln), Natalie Tanner
(LG Eintracht Frankfurt). Ersatz: Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg).
Über 10.000 m könnte sich ein Duell zweier aus Kenia stammender Läuferinnen entwickeln: Yasemin Can geht am Mittwoch als Titelverteidigerin an den Start. Die Türkin, die bis vor gut drei Jahren als Vivian Jemutai bekannt war, ist zwar in diesem Jahr noch kein 10.000-m-Rennen gelaufen, doch das hat nicht viel zu heißen. Fünf ihrer sechs Rennen in diesem Jahr hat die amtierende Crosslauf-Europameisterin gewonnen. Mit der für Israel startenden Lonah Chemtai Salpeter hat Yasemin Can dieses Mal voraussichtlich aber stärkere Konkurrenz als zuletzt auf kontinentaler Ebene. Die Ex-Kenianerin Salpeter führt mit 31:33,03 Minuten auch die europäische Bestenliste des Jahres an.
Yasemin Can ist sowohl über 5.000 als auch über 10.000 m Titelverteidigerin.- Foto: Victah Sailer
Nach einer glänzenden Crosslauf-Saison im vergangenen Winter, in der sie bei den Europameisterschaften das Rennen der unter 23-Jährigen gewann, wird Alina Reh nun erstmals bei einer großen Meisterschaft über die 10.000-m-Distanz an den Start gehen.
Gerade noch rechtzeitig hatte sie nach einem Ermüdungsbruch im Frühjahr die Norm über 10.000 m erfüllt. Am Mittwoch wäre in Berlin eine Platzierung unter den ersten Zehn ein Erfolg für Alina Reh. Schließlich wird die 21-Jährige erst ihr zweites 10.000-m-Rennen überhaupt laufen. Allerdings ist sie schon mehrmals die 10 km auf der Straße gerannt. Für Anna Gehring und Natalie Tanner geht es in erster Linie darum, bei der EM Erfahrungen zu sammeln und sich so gut wie möglich zu schlagen.
Konstanze Klosterhalfen könnte über 5.000 m für eine Überraschung sorgen. - Foto: Victah Sailer
5.000 m
Finale: Sonntag (12.8.), 20.15 Uhr
Europameisterin 2016: Yasemin Can (TUR)
Olympiasiegerin 2016: Vivian Cheruiyot (KEN)
Weltmeisterin 2017: Hellen Obiri (KEN)
Europäische Jahresbestzeit: 14:22,34 Sifan Hassan (NED)
Deutsche Starterinnen: Denise Krebs (TSV Bayer 04 Leverkusen), Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen). Nachnominiert (max. drei Läuferinnen können insgesamt starten): Hanna Klein (SG Schorndorf), Elena Burkhard (LG Farbtex Nordschwarzwald).
Sifan Hassan wird sich bei der EM auf die 5.000-m-Strecke konzentrieren und verzichtet auf einen Start über 1.500 m. Das macht die aus Äthiopien stammende Holländerin sicherlich zu einer der ganz großen Favoritinnen auf den EM-Titel, den die aus Kenia stammende Türkin Yasemin Can verteidigen möchte. Die bisherige Saison gibt bei Can wenig Aufschluss über ihre derzeitige Form. Bei Hassan sieht das anders aus. Sie steigerte sich vor wenigen Wochen über 5.000 m auf die Europarekordzeit von 14:22,34 Minuten.
Geschlagen wurde sie bei diesem Rennen in Rabat (Marokko) lediglich von der Olympiasiegerin Hellen Obiri (Kenia). Hassan ist mit ihrer Weltklasse-Bestzeit zurzeit die Nummer zwei in der Welt in diesem Jahr. In den Kampf um die Medaillen eingreifen könnten auch die Schottin Eilish McColgan (die Tochter der früheren Weltklasseläuferin Liz McColgan) und die Norwegerin Karoline Bjerkell Grovdal, wobei sie eher über 3.000 m Hindernis an den Start gehen wird. Ein Doppelstart macht aufgrund des Zeitplanes keinen Sinn.
Je nach Rennverlauf und dem eigenen taktischen Verhalten könnte Konstanze Klosterhalfen für eine Überraschung sorgen. Sollte es ein lange Zeit eher verhaltenes Rennen an der Spitze geben, womit aber nicht unbedingt zu rechnen ist, könnte Klosterhalfen ihre starke Grundschnelligkeit ausspielen. Allerdings müsste sie dafür taktisch deutlich disziplinierter und besser eingestellt laufen als dies zuletzt bei der Hallen-WM und der WM der Fall war. Für die anderen beiden deutschen Starterinnen – voraussichtlich Denise Krebs und Hanna Klein – geht es um eine möglichst gute Platzierung in Berlin.
3.000 m Hindernis
Vorläufe: Freitag (10.8.) ab 12.25 Uhr
Finale: Sonntag (12.8.), 20.55 Uhr
Europameisterin 2016: Gesa Krause (GER)
Olympiasiegerin 2016: Ruth Jebet (BRN)
Weltmeisterin 2017: Emma Coburn (USA)
Europäische Jahresbestzeit: 9:16,68 Yekaterina Ivonina (RUS)
Deutsche Starterinnen: Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier e.V.), Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald), Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus), Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg).
Gesa Krause ist die stärkste europäische Hindernisläuferin der letzten Jahre. Doch ausgerechnet vor der heimischen Europameisterschaft lief es zu Saisonbeginn nicht gut für die in Frankfurt lebende und für den Verein Silvesterlauf Trier startende WM-Dritte von 2015. Sie sagte weitere geplante Starts ab und ging in ein fünfwöchiges Höhentrainingslager nach Davos, um die Form zu verbessern. Mit einem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften meldete sich Gesa Krause zwischenzeitlich im Wettkampfgeschehen zurück.
Mit ihrem im vergangenen Jahr aufgestellten deutschen Rekord von 9:11,85 Minuten ist Gesa Krause die schnellste Läuferin auf der EM-Startliste. Um gute Siegchancen zu haben, müsste sie wohl ein ähnliches Niveau erreichen. Zwar startet die schnellste europäische Hindernisläuferin des Jahres, Yekaterina Ivonina (Russland), nicht in Berlin, aber die Norwegerin Karoline Bjerkell Grovdal ist einmal mehr stark einzuschätzen – es wäre überraschend, sollte sie sich bei der EM für einen Start über 5.000 m und gegen die Hindernisse entscheiden. Grovdal lief in dieser Saison bereits 9:18,36. 2017 hatte sie sich auf 9:13,35 gesteigert.
Zu beachten sein wird im Kampf um die Medaillen sicherlich auch die EM-Zweite von 2016, Luiza Gega (Albanien). Eine gute Rolle spielen können auch Antje Möldner-Schmidt, die Europameisterin von 2014, und Elena Burkhard, die das Finale erreichen können. Ein großer Erfolg wäre dies auch für Jana Sussmann.
Da Gesa Krause als Titelverteidigerin automatisch bei der EM starten darf, kann der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in dieser Disziplin vier Athletinnen ins Rennen schicken.
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