Tokio - Foto: Horst Milde
Ein Weg, den keiner bisher kennt – Ratlosigkeit bei allen, die zu den Olympischen Spielen nach Tokio wollen – LG Telis Finanz Regensburg
Ob nun als Liste die von der IAAF gekauften Organisation „all-athletics.com“ Punktewertung, hinter die so keiner recht blickt, wie sie zustande kommt oder eben die nackten Ergebnisse der von der IAAF bisher veröffentlichen Weltbestenliste zum Tragen kommt, ist noch offen. Eins ist jedoch schon durchgesickert: Die Ergebnisse, die bei bedeutenden Meetings erzielt werden, beginnend mit der Diamond League und weiterführend mit den offiziell anerkannten Meetings der IAAF und der EAA, werden Vorrang erhalten gegenüber den Resultaten aller anderer Meetings.
Genau hier beginnt die Crux deutscher Leichtathleten, die sich Hoffnungen auf eine Olympiateilnahme 2020 machen und nicht zu den Auserlesenen zählen, die regelmäßig in den Veranstaltungen der Diamond league starten. Das sind nämlich die weitaus meisten, wohl 70-80 Prozent des zu erwartenden DLV-Olympiaaufgebots für Tokio.
In Deutschland ist das beileibe nicht nur in Regensburg ein Problem. Deutschland hat, warum auch immer, keine gehobene Meetingstruktur. Da ist zwar das ISTAF in Berlin, das jedes Jahr nach dem internationalen Saisonhöhepunkt Anfang September die Weltklasse in die Hauptstadt lockt. Der elitären Diamond league gehört die Veranstaltung aber auch nicht an.
Dann kommt in der deutschen Meetinglandschaft lange nichts mehr. Das nächsthöchste in der Einordnung der IAAF ist dann Dessau, als einziges mit dem EAA-Status versehen. Der Rest, im Grunde alles wunderbare Events, dümpelt im Meer der „National permit Meetings“. „Natürlich fragt uns der DLV jedes Jahr an, ob wir die Sparkassen Gala nicht mit dem EAA-Label versehen wollen.
Die Richtlinien dafür weisen aber ein finanzielles Budget als Anforderungen aus, das wir ganz einfach nicht haben“, sagt dazu der Regensburger Meetingdirektor Kurt Ring. Juniorpartner Jochen Schweitzer, inzwischen zum DLV-Vizepräsidenten Finanzen aufgestiegen, hat Ring befragt, ob der Verband den schon Einzelheiten über das ganze Prozedere der Olympiaqualifikation wüsste. Die Antwort war auch nicht aufschlussreicher:
„Wir warten auf die Erläuterung der IAAF. Diese soll im September kommen. Man will wohl damit die IAAF-Veranstaltungen stärken. Diese Topveranstaltungen besuchen von unseren Athleten vielleicht maximal 15. Beim Rest, d.h. den Meetings in Deutschland, von denen es eh kaum noch welche gibt, muss man sehen, welche Gewichtung die IAAF hier vorsieht. Wir wissen nicht einmal, wie die nationalen Titelkämpfe eingeordnet werden. Gespräche hierzu haben wir in Berlin geführt, auch wir beim DLV sitzen inzwischen auf heißen Kohlen.“
Auch wenn die gängige Nationenregelung „maximal drei Teilnehmer pro Wettbewerb“ wohl nicht gekippt werden wird, die Nominierung des nationalen Olympiaaufgebots weiterhin in Händen der nationalen Dachverbände liegen wird, macht die IAAF wohl Weltmeisterschaften und Olympische Spiele immer mehr zu „ihrem“ Ding, bei der individuelle olympische Traum keine Rolle mehr spielen wird. Schon die Qualifikation dazu soll wohl über die eigenen Meetingserien zusätzlich Geld in die IAAF-Kassen spülen. Medientechnisch kommt das Premiumprodukt „Diamond league“ in Deutschland nicht zurecht. Die Veranstaltungen werden im frei zugänglichen Fernsehen nicht übertragen. Ob sich das mit dem gehobenen Qualifikationsanspruch dieser Serie ändern wird, bleibt abzuwarten.
Offensichtlich waren in den Prozess der Qualifikationsneuerungen die Mitgliedsstaaten nicht eingebunden. In echter Gutsherrenart – nichts Ungewöhnliches für einen Weltverband des Sports – wird der Basis etwas aufgedrückt, mit dem diese zumindest in Deutschland nichts anfangen kann und am Ende nichts Epochales herauskommen wird. Der Berg kreißt und er wird wieder einmal eine Maus gebären. Triebfeder wird wohl sein, wie man aus der ewig Eier legenden Wollmilchsau Olympia noch mehr Gewinn generieren kann. Auf Kosten der Ausrichter, auf Kosten der Athleten, eigentlich auf Kosten der wunderschönen Leichtathletik.
Schließlich muss ja irgendwo das Geld für die Spesen der beratenden Topfunktionäre herkommen, die diese bei ihren immerwährenden Tagungen in den besten Hotels der schönsten Städte dieser Erde verbrauchen.
Quelle: (orv) – LG Telis Finanz Regensburg