Otto Schulze gewann den ersten Brockenlauf 1927 und dann noch zweimal - 1929 und 1930. Foto: Vereinsarchiv(Brockenlauf Otto Schulze) Otto Schulze gewann den ersten Brockenlauf 1927 und dann noch zweimal - 1929 und 1930. - Foto: Vereinsarchiv
Ein Jubiläum mit Hindernissen – Der Brockenlauf wird am 4. September 50 – Eigentlich aber ist er 94 Jahre alt. Klaus Weidt berichtet
Der älteste deutsche Berglauf schrieb ungewollt deutsche Geschichte.
Wohl kaum ein Rennen hat deutsche Geschichte geschrieben wie das über den Brocken. Als der Waldarbeiter Otto Schulze mit Ilsenburger Freunden am 12. Juni 1927 den Kampf um den 1142 m hohen Brockengipfel aufnahm und ihn auch zum ersten Mal gewann, hofften alle auf ein friedvolles Deutschland.
Mit nur 17 Startern begann der 1. Nationale Brockenlauf, ein wahrer „Brocken“, bei dem die ersten zwölf Kilometer nur bergan gingen. Wendepunkt war der Aussichtsturm auf dem Gipfel. Die meisten Zuschauer, die sich weit bis ins Ilsetal drängten, glaubten nicht, dass auch nur einige das Ilsenburger Ziel erreichen würden. Umso größer der Jubel, als für Schulze die 20 Berglaufkilometer auf dem Marktplatz 1:41:13 gestoppt wurden.
Die Resonanz nahm danach zu. Mit 106 Aktiven erlebte der Brockenlauf 1934 eine Rekordbeteiligung. Dann aber wenige Wochen danach das erste „Aus“. Hitlers mörderischer Weltkrieg ließ als bald die Schulze, Sulkowski und Droste über die Schlachtfelder laufen, von denen nur wenige heimkehrten.
So kam es erst im August 1954 wieder zu einer Fortsetzung, die als „Otto-Schulze-Gedächtnislauf“ in der Brockenlauf-Chronik geführt wird. Aktive aus Ost und West trafen sich zum ältesten Höhenlauf Deutschlands und seiner enormen Herausforderung. Noch ahnte keiner, dass dieser neuen Traditionsveranstaltung die zweite Zwangspause ihrer Geschichte bevorstand. Am 13. August 1961 wurde auch der Brocken eingemauert. 30 Jahre lang gab es keinen Lauf mehr.
Als das Brockentor wieder aufgebrochen wurde, schrieben die Harzer Freunde den 3. Dezember 1989 und setzten sofort alle Hebel in Bewegung, um den Lauf über den 1142 Meter hohen Gipfel wieder starten zu können. 422 Männer und erstmals 14 Frauen nahmen am 8. September mit grenzenloser Begeisterung den Brocken in ihren Besitz und freuten sich mit den Ilsenburger Veranstaltern auf die nächsten Treffen. Der Fortsetzung einer langen Tradition schien nichts mehr im Wege zu stehen.
(Brockenlauf 1989) Erstürmung des eingemauerten Brockens am 3. Dezember 1989 – Foto: Vereinsarchiv
Doch – weit gefehlt.
Übereifrige Umweltschützet begriffen die umweltschonenden Bergläufer nicht und setzten für das Jahr danach ein Verbot durch. Allerdings hatten sie die Rechnung ohne die Pfiffigkeit der Brockenlauf-Freunde gemacht. Diese organsierten einen „Ilsenburger Traditionslauf“ und verliefen sich, einfach aus Protest, auf den Gipfel… Inzwischen ist das alles deutsche Laufsportgeschichte. Der älteste höchste Lauf des Ostens besitzt einen Vertrag zwischen dem Nationalpark Harz und dem Brockenlaufverein zur dauerhaften Genehmigung der beliebten Bergveranstaltung.
Oben auf dem Gipfel bei 1142 Metern. Vorn Roland Winkler aus Berlin.- Foto: Vereinsarchiv
Inzwischen hat die sich längst etabliert. Die Teilnehmerschar schwoll von Jahr zu Jahr an. Im Vorjahr liefen oder wanderten mehr als tausend auf den verschiedenen Strecken durch die Harzer Wälder. Bei 1:47:45 h lag da die 26,2-km-Bestzeit des Wernigeroder Enrico Dietrich. Die Begeisterung der Ilsenburger Einwohner für „ihr“ Bergrennen ist legendär. Man erzählt sich, dass nur Schwerkranke in ihren Wohnungen bleiben, wenn die Brocken- und Ilsenstein-Läuferinnen und -Läufer kommen.
So wird es gewiss auch diesmal am 4. September sein. Der 50. Brockenlauf wird gefeiert. Die 26,2 km sind wieder der Brocken-Höhepunkt mit einer Höhendifferenz von 890 m, doch auch der 9,6-km-Lauf (HD 228 m) hat es in sich. Aber auch Laufeinsteiger und Wanderer sind wieder gern gesehen.
Die vielfacht unterbrochene Geschichte wird fortgeschrieben. Der Brockenlaufverein 1927 Ilsenburg e.V. ist ein guter Garant dafür.
Nächster Termin: 4. September 2021
Klaus Weidt
www.brockenlauf.de
Eine Urkunde von 1931 – Foto: Vereinsarchiv