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11
2019

Rober Bannister - UKA /Sportmuseum

EHRE, WEM EHRE GEBÜHRT: ROGER BANNISTER UND RAYMOND POULIDOR – Von KLAUS BLUME

By GRR 0
Es galt einst als schier unmöglich, eine englische Meile – 1609 Meter – in weniger als vier Minuten zurück zu legen. Legionen von Läufern hatten über Möglichkeiten nachgedacht, zahlreiche Rechenexempel aufgestellt – und dann ihren Plan stets ad acta gelegt.
Bis zum 6. Mai 1954, als der Engländer Roger Bannister im Stadion der University of Oxford an der Iffrey Road in 3:59,4 Minuten zum Weltrekord stürmte. 
Nicht allein die läuferische Fähigkeit, vor allem das Durchbrechen einer kollektiven Denkblockade habe ihn zu diesem Traumrennen geführt. Das sagt der große Rekordläufer in dem jetzt in San Sebastian preisgekröntem Leichtathletik-Film „Bannister. Everest on the Track“. 
Das Durchbrechen kollektiver Denkblockaden – darum ging es auch dem großen französischen Ausdauersportler Raymond Poulidor. Es sei doch nicht vorbestimmt, dass er als unbedarfter Landarbeiter sein Leben fristen müsse, hat uns der am 13. November Verstorbene einst immer wieder erzählt. Und stand – als Quintessenz dieser Überlegungen – von 1962 bis 1976 achtmal auf dem Siegerpodest der Tour de France – zwar nie im Gelben Trikot, doch als Gewinner der Herzen.
So strömten am Dienstag auch mehr als zehntausend Menschen in das 4700-Seelen-Dorf Saint-Leonard-de-Noblat, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ehemalige Tour-Sieger ebenso wie frühere Präsidenten. Minister wie Millionäre. Vor allem das Volk, das ihn so liebte. 
Denkblockaden durchbrechen – das hatte sich der Läufer Roger Bannister wie auch der Radrennfahrer Raymond Poulidor zum Ziel gesetzt. Man bedenke, 1609 Meter unter vier Minuten zurück zu legen, galt noch in den 1950er Jahren als unmöglich. Geradezu als frevelhaft. Behaupteten schließlich angesehene Wissenschaftler. Als es aber dann doch geschehen war, was dann? Nur fünf Wochen nach Bannisters historischem Rekord lief der Australier John Landy noch schneller: 3:57,9 Minuten. Danach gab es kein Halten mehr. Bis heute. 
Auch nicht für Raymond Poulidor, den die kommunistische Zeitung „L‘Humanite“ – übrigens ohne jegliche Begründung – irgendwann einmal „Poupou“ nannte – und die gesamte Grand Nation diesen Beinamen übernahm. Der Reporter Emile Besson hatte diesen Kosenamen ersonnen, ein Mann der 35 Mal die Tour de France mitgefahren ist und 1997zum Ritter der Ehrenlegion geschlagen wurde. Warum er Poulidor „Poupou“ nannte, behielt er für sich . . .
Denkblockaden durchbrechen – darum geht es in jenem Bannister-Film, der jetzt in San Sebastian mit dem „Goldenen Achilles“ ausgezeichnet wurde. Ein Leichtathletik-Streifen zwar – aber noch viel, viel mehr. Denkblockaden durchbrechen, darum ging es auch „Poupou“, dem sie gestern in der Stiftskirche zu Saint-Leonard-de-Noblat – übrigens einem UNESCO-Weltkultur-Erben – die letzte Ehre erwiesen haben. 
Am 9. Juli, auf der 12. Tour-Etappe 2020, soll dieser Teil des Jakobswegs von der Tour-Karawane befahren werden. Man sollte sich beizeiten um einen Platz am Straßenrand bemühen. Denn „Poupou“ wird gerade dann nicht vergessen werden
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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