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09
06
2021

„Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports“ des Münsteraner Sportwissenschaftlers Prof. Dr. Michael Krüger - Cover: Verlag S. Hofmann Schorndorf

Dreibändige Einführung zur Sportgeschichte jetzt in neuer Auflage – Lesetipps von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

Über die Geschichte des Sports ist schon vieles, aber noch längst nicht alles erforscht und geschrieben worden. Und es kommt etwas ganz Grundsätzliches hinzu: Der Sport schreibt selbst permanent Geschichte. Insofern ist es nicht verwunderlich, sondern geradezu naheliegend, dass selbst etablierte Werke zur Geschichte des Sports aktualisiert bzw. fortgeschrieben werden müssen.

Bei den drei Bänden zur „Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports“ des Münsteraner Sportwissenschaftlers Prof. Dr. Michael Krüger ist das jetzt der Fall gewesen.

Diese „neu bearbeiteten und aktualisierten Neuauflagen“ werden zum Anlass genommen, dieses Grundlagenwerk erneut in Erinnerung zu rufen und zur Lektüre bzw. zum (nachschlagenden) Gebrauch zu empfehlen:

Bei dem dreiteiligen Werk handelt es sich um die Bände 8, 9 und 10 der von Krüger selbst zusammen mit seinem ehemaligen Tübinger Chef Prof. Dr. Ommo Grupe (1930-2015), dem Nestor der westdeutschen Sportwissenschaft und langjährigen Vize-Präsidenten des Deutschen Sportbundes, ins Leben gerufenen Buchreihe über „Sport und Sportunterricht. Grundlagen für Studium, Ausbildung und Beruf“, die sich zentralen Themen der Sportwissenschaft (z.B. Sportpädagogik, Sportpsychologie, Trainingslehre) widmet und die sich neben Sportstudierenden ausdrücklich auch an alle verbandlichen Lehrkräfte und alle Interessierte in den Sportorganisationen wendet.

Das dreiteilige Werk des Sporthistoriker und Sportpädagogen Michael Krüger, inzwischen auch (ehrenamtlicher) Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen (DAGS), ist vor mehr als 20 Jahren entstanden und deckt das Themengebiet zeithistorisch „Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert“ (Teil 1), über die „Leibeserziehung im 19. Jahrhundert. Turnen fürs Vaterland“ (Teil 2) und den „Leibesübungen im 20. Jahrhundert. Sport für alle“ (Teil 3) bis in die jüngste Vergangenheit ab. Allein dieses „neuzeitliche“ Faktum lässt sich daran ablesen, dass Krüger in seiner Zeitleiste mit „Daten zur Geschichte der Leibeserziehung und des Sports“ im Band 3 sogar die im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie leider abgesagten Olympischen Spiele in Tokio als ein für den Weltsport geschichtsträchtiges Datum unmittelbar vor Erscheinen des Bandes noch eingepflegt hat …

Krüger hat es sich aber mehr noch zur wissenschaftlichen Aufgabe gemacht, die Befunde und Ergebnisse neuerer (sport-) historischer Forschungen und Veröffentlichungen aufzuarbeiten und angemessen in den Neuauflagen zu berücksichtigen. Insofern nimmt Krüger die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports neu in den Blick, ohne jedoch dabei seinen selbst gestellten Anspruch als „Einführung“ aufzugeben. Denn dazu hatte bereits Ommo Grupe als Herausgeber der Buchreihe in seinem (jetzt in allen drei Büchern abermals abgedruckten) Vorwort unmissverständlich formuliert: „Absicht dieser Einführungsbände zur Sportgeschichte ist es, einen Überblick über die grundlegenden Entwicklungen von Gymnastik, Turnen, Spiel und Sport zu geben“, und zwar in der Diktion, „dass auch der Nicht-Sporthistoriker sie gut lesen kann. Wissenschaft musss sich klar und verständlich ausdrücken können, besonders die Geschichte“. Inwieweit Michael Krüger dieses hehre Anliegen einlöst, können am Ende alle diejenigen am besten selbst beurteilen, die die drei Bände (erneut) aufmerksam gelesen haben.

Dabei muss man keineswegs „chronologisch“ vorgehen, man kann sich auch einzelne Kapitel herauspicken. Im ersten Band sind dies sieben mit zahlreichen weiteren Untergliederungen. Dazu gehören z.B. die „Anfänge und Ursprünge des Sports“ und „Spiel und Sport im alten Rom“, während „Olympia“ als ein eigener Teilbereich von „Leibesübungen, Wettkampf, Spiel und Sport im alten Griechenland“ präsentiert wird. Die Bände 9 (Teil 2) und 10 (Teil 3) bestehen aus jeweils zehn Kapiteln. In Teil 2 geht es beispielsweise um „Friedrich Ludwig Jahn und das deutsche Turnen“, um „Männerturnvereine im Vormärz und in der Revolution“, es finden sich aber auch pädagogisch fundierte Abschnitte über „Volksbildung und Körpererziehung“ (nach Pestalozzi) sowie über die „Spielbewegung in Deutschland“.

Im Teil 3, der mit über 300 Seiten zugleich der umfangreichste ist, werden zu Beginn „Die Anfänge des Sports in England“ aufgearbeitet, um darauf aufbauend die dynamisch wachsende Verbreitung von „Sport in Deutschland“ (Überschrift zu Kap. 2) in den Grundzügen zu skizzieren. Rein epochal werden danach die Entwicklungen des Sports in der Weimarer Republik und sein Missbrauch während der Zeit des Nationalsozialismus aufgegriffen. Den Abschluss bilden dann zwei Kapitel zum Wiederaufbau des Sports in Westdeutschland nach 1945 sowie zu „Körperkultur und Sport in der DDR“, bevor der Band mit Kap. zehn als „Resümee und Ausblick: Die Zukunft des Sports“ schließt. Dabei werden der Reihe nach noch kurz fünf Aspekte angesprochen: Differenzierung in der Sportentwicklung (1), Das professionelle Sportmodell (2), Zum Verhältnis von Staat und Sport (3), Herausforderungen durch Bildungspolitik und Wirtschaft (4) sowie Sport als Training für selbstbestimmtes Handeln (5).

Am Ende eines jeden Kapitels befindet sich ein Abschnitt mit „Hinweise zur Literatur- und Quellenlage“. Alle Bände sind illustriert, jeder Band schließt mit einem umfangreichen Literatur- und Quellverzeichnis und einem Anhang mit einem Personenverzeichnis sowie mit den schon genannten zeitgeschichtlichen Daten. Ganz zum Schluss noch einmal an den Anfang und damit zum Vorwort von Ommo Grupe: Er weist der Sportgeschichte darin u.a. die Aufgabe zu, „die Sportentwicklung vor dem Hintergrund sozialer, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen“ zu beschreiben. Denn so „gewinnt sie neue Möglichkeiten in der Beurteilung der Sportentwicklung, für die Bewertung von Missbrauch und politischer Instrumentalisierung des Sports, aber auch für seine Besonderheit im kulturellen Leben“.

Abschließende Frage: Kann es sein, dass wir gerade vor dem Hintergrund der jetzt hoffentlich bald zu Ende gehenden Pandemie unseren Sport und seine jüngste Geschichte in neuem Licht betrachten müssen? Die Sportgeschichte wird so oder so fortgeschrieben …

Michael Krüger: Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports. 3 Bände (Band 9, 10 und 11 der Reihe Sport und Sportunterricht). Teil 1: Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage; 296 S. Teil 2: Leibeserziehung im 19. Jahrhundert. Turnen fürs Vaterland, 3., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage; 296 S. Teil 3: Leibesübungen im 20. Jahrhundert. Sport für alle. 3., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage; 316 S. Hofmann: Schorndorf (alle Bände je 39,90 €).

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann  in der DOSB Presse

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