Blog
30
09
2020

Franz-Josef Kemeper (v.lks.), Walter Adams. Harald Norpoth und Bodo Tümmler 1968 4 x 880 yards Foto: privat

Dr. Franz-Josef Kemper feiert 75. Geburtstag

By GRR 0

Vom Mittelstreckler zum Ministerialdirigenten … so könnte man die sportliche und berufliche Laufbahn von Dr. Franz-Josef Kemper (Frankfurt) terminologisch pointiert zusammenfassen.

Er vollendet am Mittwoch, dem 30. September 2020, sein 75. Lebensjahr. Der in Hopsten im westfälischen Tecklenburgerland (Kreis Steinfurt) geborene ehemalige Weltklasse-Mittelstreckenläufer beendete seine berufliche Laufbahn im Jahre 2010 als Ministerialdirigent und Leiter der Sportabteilung des Ministeriums des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz in Mainz.

Nach seiner Pensionierung erhielt er 2011 einen Ruf als Professor an die private accadis Hochschule in Bad Homburg, wo er bis zum Jahre 2017 den Fachbereich International Sports Management vertrat.

Franz-Josef Kemper hat die Fächer Germanistik, Publizistik und Leibeserziehung in Heidelberg, Innsbruck und Münster studiert und schloss an der (damaligen) Technischen Hochschule Darmstadt eine akademische Karriere an und wurde nach einem Kontaktstudium im Fach Soziologie 1980 mit einer Arbeit zum Thema „Motorik und Sozialisation“ promoviert, die später als Band 4 der Reihe „Beiträge zur Bewegungsforschung im Sport“ im Limpert-Verlag erschienen ist

Sein beruflicher Einstieg als Ministerialbeamter erfolgte noch im gleichen Jahr auf einer Stelle als Referent für Grundsatzfragen der Sportförderung und Freizeitpolitik im hessischen Sozialministerium in Wiesbaden, bevor er 1994 in das benachbarte Bundesland Rheinland-Pfalz 1994 wechselte, wo er von 2004 bis 2006 auch Beauftragter des Landes für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland war. Sein großes Fachwissen hat er durchgängig auch in zahlreichen Lehraufträgen an den Hochschulen in Darmstadt, Mainz, Heidelberg, Marburg und zuletzt in Bad Homburg an Studierende weitergegeben.

Seine sportliche Laufbahn begann kurzzeitig als Tischtennisspieler, bevor er ab 1963 in die Leichtathletik wechselte und für DJK Arminia Ibbenbüren, für den SC Preußen 06 Münster (1965-68), die DJK/SSG Telgte (1969) und ab 1970 für die LG Ratio Münster startete. Diese Zeit, in der er insgesamt fünfmal Deutscher Meiser über 800m wurde, krönte er mit zwei Olympiateilahmen 1968 in Mexico City und 1972 in München über 800m ebenso wie 1966 mit dem Europarekord über die gleiche Distanz (1:44,9 Min.) bei den Deutschen Meisterschaften in Hannover sowie mit einem Weltrekord über 1.000 m (2,16,2 Min.) und einem in der 4x800m Staffel (zusammen mit Manfred Kinder, Walter Adams, Dieter Bogatzki in Wiesbaden) und über 4×880 Yards (mit Bodo Tümmler, Alter Adams, Harald Norpoth in Fulda). Franz-Josef Kemper war stets als „durchstartender“ Schlussläufer unterwegs.

Bei den Olympischen Spielen in München belegte er in Folge einer noch nicht auskurierten schweren Nierenentzündung „nur“ den 4. Platz; später musste ihm sogar eine Niere entfernt werden. Die Beendigung der Leistungssportkarriere erfolgte im Alter von 27 Jahren, da war er schon für den ASC Darmstadt startberechtigt. In Erinnerung bleibt uns bis heute seine „unaufgeregte“ Renntaktik: In der ersten Runde ganz gelassen am Ende des Feldes, holte er danach Platz um Platz auf und konnte meist das Rennen mit einem spannenden Finish für sich entscheiden: „Ich wusste, dass ich im Vergleich zu den anderen eine schnelle zweite Runde laufen konnte. Daher war es für mich gefährlich, schnell anzugehen“, schildert der Jubilar gern sein „stilles“ Erfolgsrezept.

Neben seinen beruflichen Tätigkeiten hat Franz-Josef Kemper bis heute auch zahlreiche Ehrenämter im Sport ausgeübt bzw. ist auch heute noch darin tätig – schon Anfang der 1980er Jahre war er u.a. Behindertensportbeauftragter im Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) und gehörte von 1989 bis 1993 dem Präsidium des Deutschen Leichtathletik-Verbandes als Breitensportwart an;  von 1989 bis 1998 war er im Deutschen Sportbund Mitglied im Bundesausschuss Breitensport sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Sport und Gesundheit“. Den Vorsitz im Förderverein für die Leichtathletik in Hessen hat er nach zehn Jahren 2019 abgegeben, weiterhin im Amt ist er als Vorsitzender des Sport-Beirates der SPD, in dem er seit über 40 Jahren aktiv ist.

Sportlich unterwegs ist Franz-Josef Kemper nach einem Exkurs im Marathon (3:12 Std.) immer noch mit Joggen, Tennis, Golf und Radfahren. Apropos Radfahren: Einmal im Jahr geht er bei der „Tour der Hoffnung“ auf Charity-Fahrt, um Spenden zu sammeln für an Krebs und Leukämie erkrankte Kinder. Und dann geht es regelmäßig im Winter zum Skifahren – dazu passt dann diese persönliche Glückwunschadresse zum 75. Geburtstag:

„Franz ist nicht nur ein exzellenter Alpinist, er war schon als Student um die theoretische Durchdringung des Sports stets bemüht. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass er später als einer der ersten die Möglichkeiten der Sozialisationstheorie für die Sportwissenschaft erkannte und im Rahmen seiner Promotion gewinnbringend einsetzte“, würdigt der renommierte Paderborner Sportwissenschaftler Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider die frühe wissenschaftliche Pionierleistung des Jubilars. Beide sind seit ihrer gemeinsamen Studienzeit in Münster verbunden und planen schon für das Frühjahr 2021 die nächste Ski-Reise im Freundeskreis:

„Sich mit ihm als ehemaligem Weltklasse-Mittelstreckler und erfolgreichem Sportpolitiker nach dem Skilaufen – engagiert und schmunzelnd zugleich – über die Entwicklung des Sports und seine gesellschaftliche Bedeutung zu unterhalten, ist immer eine große Freude. Ich wünsche ihm für die kommenden Jahre alles erdenklich Gute“, so gratuliert Wolf-Dietrich Brettschneider weiter.  

Prof.  Dr. Detlef Kuhlmann

 

RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer

„Rettet unsere Läufe“ – Wir brauchen jede Stimme, um den Laufsport zu retten. Helfen Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an der Petition!

Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe

Instagram: #SaveTheEvents – Rettet unsere Läufe

author: GRR