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23
01
2019

Prof. Gunter Gebauer - Foto: Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin

DOSB-Ethikpreisträger Prof. Dr. Gunter Gebauer vollendet 75. Lebensjahr

By GRR 0

Der Berliner Sportwissenschaftler, Philosoph und Linguist Prof. Dr. Gunter Gebauer vollendet am Mittwoch, dem 23. Januar 2019, sein 75. Lebensjahr.

Anfang Dezember 2018 wurde der Jubilar in Anerkennung seiner langjährigen fundierten und kritischen Auseinandersetzungen mit den Entwicklungen des Sports im Bärensaal des Alten Stadthauses in Berlin mit dem Ethikpreis des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ausgezeichnet. Gunter Gebauer ist ein markantes Gesicht der öffentlichen Sportwissenschaft: Seine Stimme wird gehört, wenn es darum geht, zu sportlichen Ereignissen und anderen Geschehnissen im Sport pointiert Position zu beziehen.

Gunter Gebauer wurde in Timmendorfer Strand (Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein) geboren und hat nach dem Abitur die Fächer Philosophie, allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, Linguistik und Sportwissenschaft in Kiel, Mainz und Bern studiert. Seine Promotion über die Sprachtheorie Wittgensteins hat er 1969 an der Technischen Universität Berlin abgeschlossen, wonach er bis 1977 als Assistent von Prof. Dr. Hans Lenk (geb. 1935), dem Ruder-Olympiasieger von Rom 1960, an die Technische Universität Karlsruhe folgte. Seine Habilitation wurde im Jahre 1975 ebenfalls im Lehrgebiet Philosophie über die Analytische Theorie des Verstehens angenommen. So ganz nebenbei war Gunter Gebauer auch ein vielseitig begabter Leichtathlet, der beim USC Mainz u.a. von Prof. Berno Wischmann (1910-2001), dem früheren Dekan des Fachbereichs Sport an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, trainiert wurde.

Im Jahre 1978 erhielt Gunter Gebauer einen Ruf auf die Professur für Philosophie und Soziologie des Sports an das Institut für Sportwissenschaft der Freien Universität (FU) Berlin.

Das war damals eine der ersten so nominierten Professuren in der sich konstituierenden modernen Sportwissenschaft Westdeutschlands. Das Berliner Institut wiederum war eine der größten Lehr- und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Sportwissenschaft, die viel später zur Jahrtausendwende politisch sanktionierten Einsparungen des Berliner Senats „ersatzlos“ zum Opfer fiel. Gunter Gebauer konnte jedoch seitdem am Institut für Philosophie der FU Berlin seine akademische Laufbahn fortsetzen.

Gunter Gebauer war von 1991 bis 1993 (ehrenamtlicher) Präsident der Internationalen Vereinigung für Sportphilosophie und im Jahre 1993 Sprecher des Interdisziplinären Zentrums für Historische Anthropologie an der FU Berlin, wo er bis heute Mitglied ist. Im Jahre 1995 übernahm Gebauer kurzzeitig den Lehrstuhl für Allgemeine Philosophie an der Deutschen Sporthochschule Köln, kehrte aber noch im gleichen Jahr an die FU Berlin auf seine alte Stelle zurück. Später übernahm er zwischenzeitliche Gastprofessuren in Paris, Straßburg und Hiroshima.

Sein breites Werk umfasst mehrere tausend Druckseiten, wobei allein zehn Monografien und weitere neun Bände herausragen, an denen Gunter Gebauer als Herausgeber und Autor beteiligt ist. Vielen am Fußball interessierten „Fans“ von Gunter Gebauer ist sicher noch „Das Spiel in 90 Minuten. Eine Philosophie des Fußballs“ in bester Erinnerung, das passend zu Weltmeisterschaft 2016 in Brasilien erschienen war (Erste Auflage im März 2016 im Pantheon Verlag München).

n dem auch von den deutschsprachigen Feuilletons außerhalb des Sports viel beachteten Werk unternimmt Gebauer den Versuch, Doppelpass zwischen Fußball und Philosophie zu spielen – vielen starken Dribblings und gut gezielten Torschüssen: „Fußball gehört in die Sphäre des Ringens um Herrschaft: man muss den Gegner und den Ball beherrschen“ (Seite 83).

Bei der Verleihung des DOSB-Ethikpreises wurde Gunter Gebauer von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, der DOSB-Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung und Vorsitzenden des Kuratoriums des DOSB-Ethikpreises, als „ein unermüdlicher Kämpfer für einen doping- und manipulationsfreien Sport auf allen Leistungsebenen in Deutschland und international“ hoch gelobt. Jetzt kann die Berliner DOSB-Vizepräsidentin Geburtstagsglückwünsche auch als langjährige Instituts-Kollegin von Gebauer an der FU Berlin anschließen:

„Ich gratuliere Gunter Gebauer zu seinem 75. Geburtstag sehr herzlich und wünsche ihm alles Gute. Ich möchte seinen Ehrentag aber auch gern zum Anlass nehmen, meiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass er weiterhin als großer Freund des Sports und als prägnanter Interpret von Entwicklungen im Sport seine Stimme erhebt“.

Dass Gunter Gebauer im höheren Alter irgendwann plötzlich „arbeitsmüde“ wird, ist kaum zu erwarten. Erst kürzlich hat er z.B. an einem Konzept über die „Zukunft der Sportstadt Berlin – Was bewegt werden kann“ federführend mitgewirkt. Jetzt kann er mit 75 Jahren mit dafür sorgen, dass aus der Zukunft Gegenwart wird.

Berlin und dem Sport in Berlin könnte das (Gebauer sei dank!) gut tun.

Prof. Detlef Kuhlmann

PS: Prof. Dr. Gunter Gebauer war in seiner Studienzeit in Berlin Leichtathlet beim SCC Berlin. Als Sprinter und Weitspringer war er ein wertvolles Mitglied der erfolgreichen Bundesligamannschaft des SCC.

Horst Milde

 

 

author: GRR