Fünf Tage Aufschub: Das Thema russisches Staats-Doping bleibt auf der Agenda WADA Logo ©WADA
Doping-Affäre in Russland : Wada spielt auf Zeit – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Welt-Anti-Doping-Agentur verschiebt ihre Entscheidung, ob der russische Sport grundsätzlich die Bedingungen für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben erfüllt oder nicht.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat den Zeitpunkt ihrer Entscheidung über die Zugehörigkeit Russlands zum weltweiten Anti-Doping-System (Compliance) verschoben. Sie gab am Samstag bekannt, dass der Exekutiv-Rat der Organisation erst am 22. Januar entscheiden werde, ob die Russische Anti-Doping-Agentur (Rusada) akzeptiert bleibe und der russische Sport damit grundsätzlich die Bedingungen für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben erfüllt oder nicht.
Zuvor hatte die Wada den 17. Januar als Termin genannt.
Die Suspendierung der Rusada wegen systematischen Dopings in nahezu allen Sportarten und Manipulation von Doping-Proben bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi 2014 war am 20. September 2018 nach fast drei Jahren von der Wada aufgehoben worden. Ursprünglich war unter anderem eine Bedingung für die Wiederaufnahme gewesen, dass Russland bis spätestens 31. Dezember 2018 erlaubt, die Daten aus dem Zentralcomputer des an den Manipulationen beteiligten Anti-Doping-Labors in Moskau zu kopieren. Die Wada verspricht sich davon Beweise für vermutlich Hunderte vertuschter Doping-Fälle.
Das Labor ist, auch weil die russischen Behörden gegen den zwischenzeitlich in die Vereinigten Staaten geflohenen einstigen Laborleiter Gregorij Rodtschenkow ermitteln, als Tatort versiegelt. Die Frist verstrich, weil die technische Ausrüstung des Expertenteams der Wada, das am 17. Dezember in Moskau eintraf, angeblich nicht russischen Gesetzen entsprach.
Neben vielen anderen hatten Athletenvertreter die Aufhebung der Suspendierung kritisiert und nach dem Verstreichen der Frist Konsequenzen gefordert. Seit dem 10. Januar versuchen Fachleute der Wada zum zweiten Mal, in Moskau die Daten zu extrahieren. An diesem Montag tritt am Sitz der Wada in Montreal dessen Compliance Review Committee (CRC) zusammen; ursprünglich war von ihm eine Entscheidung darüber erwartet worden, ob das Verstreichen der Frist zu einem neuen Ausschluss führen würde. Das von dem britischen Anwalt Jonathan Taylor geführte Komitee soll bis Dienstag tagen und bis spätestens Donnerstag, den 17. Januar, eine Empfehlung geben.
Das Exekutivkomitee soll auf einer Telefonkonferenz am Dienstag der folgenden Woche denn zu einer Entscheidung kommen.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 14. Januar 2019