Beim traditionellen Auftakt zur Berglauf-Saison in Waldkirch waren es zur Hochzeit wie 2002 mit integrierten deutschen Seniorenmeisterschaften 652 Läufer im Ziel, - Foto: Wilfried Raatz - wus media
Die Schwarzwaldberge rufen! Teil 2 der Schwarzwald-Berglauf-Pokalserie 2018 beginnt mit dem Trail am Roßkopf in Heuweiler – Wilfried Raatz berichtet
Im Schwarzwald wagt man nach rückläufiger (Gesamt-)Beteiligung einen Spagat mit einer Kombination zwischen Trails und Bergläufen
Nach einer kurzen „Halbzeitpause“ geht der Schwarzwald-Berglauf-Pokal nach den Wertungsläufen in Zell am Harmersbach, in Waldkirch und in Bühlertal mit der zweiten Halbserie mit den drei noch ausstehenden Läufen in die entscheidende Phase.
Gepunktet kann dabei beim Rosskopflauf in Heuweiler (15. Juli), beim Tote Mann-Berglauf in Oberriet (21. Juli) und beim Belchen-Berglauf in Schönau (8. September).
Nach dem Reglement müssen insgesamt vier Läufe in die Gesamtwertung eingebracht werden, nach aktuellem Stand können dies noch 503 Läufer und 147 Läuferinnen. Bei Halbzeit führen nach dem TrailRun 21, dem Kandel-Berglauf und dem Hundseck-Berglauf bei den Frauen Anna Clipet mit 873 Punkten vor Sandra Kist-Boschetti (859) und Franziska Schmieder (810).
Bei den Männern ist der Vorsprung für Maximilian von Lippe mit 8823 Punkten schon beträchtlich, mit Abstand folgen Sebastian Mauch (819) und Thibaud Clipet (803).
Zwei plus vier ist dabei die Formel beim Schwarzwald-Pokal, der in einem Relaunch 2018 verstärkt auch die Trailläufer ansprechen möchte. Neben den traditionellen Bergläufen am Kandel, dem Mehliskopf, dem Tote Mann-Gipfel und dem Belchen gibt es heuer auch Wertungspunkte beim traillastigen Roßkopflauf mit den beiden Laufstrecken über 10 km und 18,4 km sowie beim TrailRun21, der bereits im April in Zell den Auftakt bildete.
Im Trend der Zeit sieht Marion Freider-Schaffrik als Badische Berglaufwartin und Triebfeder des Schwarzwald-Pokals den Hauptgrund für den auffälligen Rückgang des traditionellen Schwarzwald-Berglauf-Pokal.
„Wir haben immer weniger junge Bergläufer“, musste sie aus eigener Anschauung in der (Mit-)Verantwortung des Kandel-Berglaufs in Waldkirch feststellen. „Es fällt leichter, zum Beispiel einen Halbmarathon zu laufen, als einen anspruchsvollen Berglauf wie den Kandel-Berglauf!“
Foto: Wilfried Raatz – wus media
Beim traditionellen Auftakt zur Berglauf-Saison in Waldkirch waren es zur Hochzeit wie 2002 mit integrierten deutschen Seniorenmeisterschaften 652 Läufer im Ziel, inzwischen sind 300 Finisher Normalzustand 2017 sogar nur 240. „Für uns ist die Beteiligung hart an der Schmerzgrenze. Früher waren wir nie unter dreihundert!“ so die passionierte Läuferin zur Entwicklung am 1245 m hohen Kandel.
Der auch bei den Radsportlern begehrte Kurs über 12,3 km und 940 Höhenmetern lässt sich freilich nicht ohne Vorbereitung laufen, schließlich beträgt die Laufdauer zwischen einer und eineinhalbhalb Stunden. Und bedingt neben einer guten Allgemein-Ausdauer auch ein gehöriges Maß an Kraftausdauer, schließlich geht es auf der durchweg asphaltierten Strecke eher stetig bergan, die steilen Rampen der Alpen sind im Schwarzwald eher selten. Der Streckenrekord zum Kandel ist inzwischen dreißig Jahre alt und liegt bei 48:39 – eine Messlatte, die zumeist an der Spitze schon um mehrere Minuten verpasst wird.
„Die älteren Läufer laufen nicht gerne bergab“, stellt Marion Freider-Schaffrik fest. Ein Argument, das eigentlich für die traditionellen Bergläufe sprechen dürfte. Doch die treuen Stammgäste werden weniger, aber dies eher demographisch begründet. Die an Landschaftsläufen interessierten jüngeren Läufer sind dem Trend entsprechend eher trailmäßig unterwegs. Nicht zuletzt, weil es im Trend liegt und hipp ist. Schließlich zeigt uns die Sportindustrie den Trend der Zeit an, coole Werbung verspricht Abenteuer und Herausforderung.
Dennoch verspricht ein Trail-Event längst nicht einen starken Teilnehmerandrang. Dies musste mit den ersten Gehversuchen auch der berglauf-erfahrene TV Unterharmersbach erfahren. Der zunächst parallel zum Brandenkopf-Berglauf durchgeführte TrailRun21 entwickelt sich stetig und lässt als eigenständige Veranstaltung hoffen.
„Wir können nach den ersten beiden Austragungen sagten: Tendenz steigend!“ Und Alfred Siegesmund weiß plötzlich ein Läuferklientel am Start, das den Parcours beim Brandenkopf-Berglauf nie bewältigt hätte. „Das sind Läufer, die haben Spaß an der Natur und Spaß bei diesem Veranstaltungsprofil“.
Die organisatorische Arbeit ist durchaus ein Mehrfaches, das weiß Alfred Siegesmund leidvoll zu berichten. Dennoch setzt der erfahrene Macher im Harmersbachtal auf die Schiene Trail. Nach 15 Auflagen und zuletzt 110 Teilnehmern war man 2017 beim Brandenkopf-Berglauf trotz Finale des Schwarzwald-Berglauf-Pokals mit dem Latein am Ende und hat das Ende einer Veranstaltung beschlossen, die mit deutschen Meisterschaften sowie Europa- und Weltmeisterschaften der Mastersläufer weit über die Region hinaus einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erreicht hatte.
Die jüngsten Zahlen unterstreichen freilich den aktuellen Trend: Beim Kandel-Berglauf schafften 248 Läufer das Ziel auf den 1245 m hohen Kandel, beim TrailRun21 in Zell hingegen erstaunliche 343 Läufer.
Alle Informationen zum Schwarzwald-Pokal gibt es auf der Website www.schwarzwald-berglauf-pokal.de.
Wilfried Raatz