Malaika Mihambo - Mehr Geld - 2019 World Outdoor Championships Doha, Qatar Sept27-Oct 06, 2019 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com
Die neue Welt der Malaika Mihambo – Bei den Burrells geht’s nur um Weltrekorde und Olympiasiege – Von Klaus Blume
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die deutsche Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo wird zwar künftig an der Universität Houston in Texas trainieren, doch nicht beim neunmaligen Olympiasieger Carl Lewis, sondern beim ehemaligen 100-Meter-Weltrekordler Leroy Burrell (1964: 9,85 Sekunden).
- Im Grunde aber nicht einmal das. Burrell hat Lewis ursprünglich nur in sein Team geholt, als das Training mit seinem ebenfalls sehr schnellen Sohn Cameron immer intensiver wurde. „Ich dachte, es ist eine große Belastung, zugleich Vater und Trainer zu sein. Als Trainer kann ich mich ein bißchen emotional trennen und nicht zulassen, dass meine Emotionen mein Urteilsvermögen trüben, aber als Vater ist das schwieriger“, erklärt Burrell Lewis’ Berufung im Nachhinein. So wird Milaika Mihambo zwar in Houston hin und wieder Carl Lewis treffen, doch im Grunde – und das wäre ein überaus großer Gewinn für sie – bei Leroy Burrell in ihre zweite Weitsprung- und endlich erste richtige Sprint-Schule gehen.
- Sie trifft dabei auf einen Mann, der als Coach in 22 Jahren nicht weniger als 155 US-Meistertitel gewonnen hat, der 23 Mal zum Trainer des Jahres der Vereinigten Staaten gekürt und 2019 in die amerikanische Hall of Fame aufgenommen wurde. „Dabei hatte ich gar keine Lust, Leichtathletik-Trainer zu werden“, erinnert sich Burrell, „als ich mit meiner Sprint-Karriere aufhörte, wollte ich ursprünglich Jura studieren.“ Aber sein damaliger Coach Tom Tellez, und auch sein Kumpel Carl Lewis, überzeugten ihn, es vorab mal Probewiese als Trainer zu versuchen, er könne dann ja immer noch zur Rechtswissenschaft wechseln. „Ja“, sagt Burrell, „auf diese Weise sind dann bis heute an die 22 Jahre als Coach daraus geworden.“
- Ohne ein sportwissenschaftliches Studium – gewissermaßen aus dem Bauch heraus. Aber immer mit Unterstützung seiner Leichtathletik-verrückten Familie. Als da wäre vor allem Burrells Ehefrau Michelle Finn, 1992 Olympia-Siegerin mit der amerikanischen 4-100-Meter-Staffel und 1990 US-Meisterin in der klassischen 100-Meter-Disziplin; beraten wird Leroy aber auch von seiner Schwester Dawn Burrell, die 2001 immerhin Hallen-Weltmeisterin im Weitsprung gewesen ist. Es sei sicher schwierig, bei diesem familiären Umfeld nicht ins Straucheln zu geraten, wenn man – wie sein 25jähriger Sohn Cameron – eine eigene Sprint-Karriere im Kopf und auch in den Beinen habe, vermutet Leroy Burrell. Leroy Burrell (r.) Und M. Greene (Foto: Victah Sailer
- Der Filius hat es trotz diesen einschüchternden familiären Vorbildern immerhin bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2018 in London mit der amerikanischen 4×100-Meter-Staffel zu einer Goldmedaille gebracht. 100-Meter-Meister der USA war er 2018 auch schon mal und seine persönliche Bestzeit von 9,93 Sekunden ist – wie der Vater wohlmeinend anerkennt – aller Ehren wert. Während die Weitsprung-Bestmarke von „nur“ 8,06 Meter eher ein Makel seien. Dass Cameron nächstes Jahr, falls die Olympischen Spiele wirklich stattfinden sollten, in Tokio die Goldmedaille im 100-Meter-Sprint gewinnen sollte, „ist doch ganz klar“, stellt der Vater fest.
- In diese Leichtathletik-verrückte Familie rückt nun Malaika Mihambo ein; in eine Trainingsruppe, in der Olympiasiege, Weltmeistertitel und Weltrekorde das Selbstverständlichste von der Welt zu seien scheinen. Unter dem macht man’s bei den Burrells nun mal nicht. Es ist eine völlig andere Welt, als ihre bisherige beim TSV Oftersheim, in der beschaulichen Kurpfalz. Und wie gesagt, den großen Carl Lewis wird sie dort zwar auch hin und wieder begegnen, aber täglich jemanden von den Burrells.
- Ob er überhaupt einmal eine Berufsausbildung genossen habe, wollen wir von Leroy Burrell erfahren? Hat er, und zwar 1991 an der Universität von Houston in Radio- und Fernsehkommunikation.
Warum, Leroy? „Ja, das frag’ ich mich heute auch.“