Mittlerweile hat das Corona-Virus den gesamten Globus fest im Griff. Nicht nur auf den Strecken durch die Städte dieser Welt „läuft“ so gut wie nichts mehr.
Kaum zu glauben, dass in der Hochphase der Ausbreitung in der chinesischen Provinz zu Beginn dieses Jahres der Laufsport weitgehend ungehindert auf höchstem Niveau betrieben werden konnte (und auch wurde).
Mittlerweile ist dies schon Geschichte, die man angesichts der momentanen Auswirkungen des Virus auf die gesamte Gesellschaft kaum zu glauben vermag. Deshalb soll an dieser Stelle auf einmalige Resultate in den ersten Wochen des Jahres 2020 zurückgeblickt werden, die mit der Hoffnung verbunden werden, dass sich – zum Wohle Aller – die Dinge wieder normalisieren, auch in der Straßenlaufszene.
Ähnlich wie im wirtschaftlichen Umfeld werden auch die Veranstalter von Laufevents in hohem Maße von einer Krise heimgesucht, die es dieser Ausprägung in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Entsprechend dramatisch werden sich auch die Dinge in der Laufszene darstellen, wenn es an der Zeit ist, Bilanz zu ziehen. Und wie in der Wirtschaft, der Bildung oder Kultur werden auch die Organisatoren von Laufevents zu stützen sein, wenn es um deren wirtschaftliche Existenz geht.
Die verdienstvollen Appelle der German Road Races (GRR) e.V. an die Community der Läufer werden diesbezüglich aber kaum ausreichen. Auch in diesem Segment muss die Politik handeln, wenn sie ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung Ernst nimmt.
Zu Beginn des Jahres lagen solche Entwicklungen noch in weiter Ferne, zeitlich sowie geographisch, das Virus tobte – noch weitgehend vom Rest der Welt isoliert – in den Weiten des chinesischen Festlands. Im Laufsport ging es mit Volldampf weiter, so wie das Vorjahr 2019 geendet hatte: Mit hochkarätigen Leistungen, unterstützt mit den Siebenmeilen-Stiefeln aus Beaverton, den NIKE Vaporflys und deren Ableger. Und dies begann am 2. und 3. Januar auf der japanischen Insel. Die Aoyama Gakuin University (AGU) gewann den 96. Hakonen Ekiden, einen Staffellauf über 217,1 km mit 21 Teams von jeweils 10 Läufern der Universitäten aus dem Großraum Tokyos.
Die Aoyama Gakuin University gewann den Hakone Ekiden zum fünften Mal. (c) TBS/Screenshot
Damit konnte dieses Team zum fünften Mal diesen Wettbewerb gewinnen, wobei die Strecke aus dem Zentrum Tokyos in die Sommerfrische Hakone und zurück in 10:45:23 so schnell wie noch nie in der 100-jährigen Geschichte dieser Veranstaltung zurückgelegt wurde. Wie grandios diese Gesamtzeit einzuschätzen ist, zeigt der Vergleich mit dem Streckenrekord von 10:52:09 aus dem Vorjahr durch die Tokai University, die diesmal in 10:48:25 Zweiter wurde. Die Siegerzeit von AGU entspricht einem km-Schnitt von 2:58,4 Minuten, gelaufen auf Etappen von ca. Halbmarathon-Länge von 10 Studenten einer Universität aus dem Großraum Tokyos. Und nicht nur im Siegerteam liefen fast alle Studenten in Vaporflys.
Mit einer eindrucksvollen äthiopischen Dominanz ging zwei Tage später die 18. Ausgabe des C&D Xiamen Marathon in der Metropole am chinesischen Meer über die Bühne. Dabei wütete das Virus schon in 800 km Entfernung mit rasender Geschwindigkeit. Bei den Männern war Birhan Tesfaye (ETH) in 2:08:16 vorne, bei den Frauen konnte Medina Deme Armino (ETH) in 2:26:12 ihren Erfolg aus dem Vorjahr mit einer etwas schnelleren Zeit wiederholen. Bei akzeptablen Bedingungen mit Temperaturen von 15°C bis 19°C, allerdings 85% Luftfeuchte (Taupunkt 14°C), waren 35.071 Starter für den Lauf gemeldet (2019 waren das 36.826), insgesamt lagen den Veranstaltern 82.205 Anmeldungen für den mittlerweile größten Marathon-Lauf in China vor. Die Hoffnungen mit einem optimierten Kurs deutlich schnellere Zeiten der Elite in Xiamen zu erzielen, erfüllten sich aber nur sehr bedingt. Kurz danach war es dann mit der (sportlichen) Lauferei im Reich der Mitte vorbei.
Julian Wanders und Rhonex Kipruto liefen Europa- bzw. Weltrekord über 10 km. (c) Veranstalter
In der jungen Straßenlaufsaison 2020 sorgte dann Valencia (wieder einmal) am 12. Januar für ein absolutes Highlight. Bei der 12. Auflage des Laufs über 10 km 10K Valencia Ibercaja verbesserte der Kenianer Rhonex Kipruto (KEN) den erst zwei Monate alten Weltrekord durch Jushua Cheptgei von 26:38 auf grandiose 26:24 Minuten. Damit rückt der Weltrekord auf der Straße immer näher an die Marke auf der Bahn heran, die immer noch Kenenisa Bekele mit 26:17,53 hält. Und zusammen mit Haile Gebrselassie 26:22,72 sind nur zwei Männer bisher schneller über 10 km unterwegs gewesen als Rhonex Kipruto. Im Sog seiner Ausnahmeleistung schaffte der Schweizer Julian Wanders (SUI) in 27:13 eine Verbesserung seines eigenen Europa-Rekords von 27:25 aus dem Jahr 2018.
In der darauf folgenden „Marathon Week“ gaben die Organisatoren der 40. Ausgabe des Virgin money London Marathon die Listen der Topathleten bekannt, wobei der Start von Superstar Eliud Kipchoge (KEN) bereits vorab im Dezember 2019 gemeldet wurde. Mit Mosinet Geremew (ETH) und Mule Wasihun (ETH) wären jene beiden Läufer erneut am Start gewesen, die Kipchoge im letzten Jahr bis in die Schlussphase forderten, bevor sich der Kenianer absetzen und mit 2:02:38 einen neuen Kursrekord in London aufstellen konnte.