Elke mit Hund - Foto: privat
Die Frau, die unermüdlich täglich läuft – Elke Weisener heißt die Läuferin, die seit mehr als 12 Jahren keinen Tag zum Joggen ausgelassen hat – Klaus Weidt stellte ihr 12 Fragen
Sie ist die Königin unter den deutschen Streak Runner.
Die Laufszene in Falkensee, am Rande Berlins, kann schon stolz auf sie sein. Elke Weisener, inzwischen 66 und quicklebendige Rentnerin, verweist immerhin auf ein einmaliges Jogger-Resultat. Seit mehr als 12 Jahren läuft sie – täglich!
„Laufen ist mein Leben“ sagt sie und vermittelt ihre langjährigen Erkenntnisse auch anderen. Eine Frau, immer bester Laune, selbst, wenn es ihr mal schwerfällt. Ich hatte sie vor fast drei Jahrzehnten kennen und schätzen gelernt.
Schicksalsschläge haben sie nie umgehauen.
Natürlich muss die erste Frage deinen Streaker-Stand betreffen. Wieviel Tage und Kilometer hast du seit deinem ersten Dauerlauf zurückgelegt?
Am 24. September 2008 hatte ich begonnen, meinen Vorsatz umzusetzen, von nun an täglich zu laufen. Das war in Falkensee. Heute (15. 11.20, K.W.) konnte ich in mein Tagebuch notieren, dass ich in dieser Zeit 4436 Tage hintereinander lief und dabei 32 263 Kilometer schaffte.
Das sind ja enorme Zahlen. Ich vermute, dass diese Leistung von keiner anderen Läuferin in Deutschland übertroffen ist?
Das Forum der „Streak Runner“ führt mich mit Tagen und Kilometern an erster Stelle der deutschen Frauen. Insgesamt sind noch zwei Männer vor mir.
Elke unterwegs – Foto: privat
Ich habe im Internet nachgeschaut. Es gibt nur zwei, die länger joggen als du. Einer unter dem Pseudonym „hyperion“ (seit 31.5.2005) und einer als „schnuydi“ (seit 9.6.2008). Du bist als „laufmauselke“ bekannt. Wie bist du eigentlich auf diese Täglich-Laufidee gekommen?
Laufen habe ich schon immer geliebt, es wurde ein Stück meines Lebens. Damals vor 12 Jahren bin ich an jenem Septembertag einfach losgelaufen, noch ohne besonderen Anlass. Eine Lauffreundin hatte mir von dem Täglich-Laufen erzählt. Ich fand das interessant und wollte ausprobieren, ob ich so etwas auch schaffe. Daraus wurde dann schnell eine Leidenschaft.
Zu DDR-Zeiten warst du auf dem Wege, eine gute Leichtathletin zu werden. Du gehörtest zeitweise sogar zum sogenannten C-Olympiakader für Mittel- und Langstreckenlauf. Auf einmal jedoch brach diese Laufbahn ab…
Ja, das war so. Ich wurde alleinerziehende Mutter und hatte derart viele Probleme, dass ich den Sport vernachlässigte. Ich nahm an Gewicht zu. Das störte mich zwar, aber es fehlte einfach eine neue Motivation.
Und wie wurdest du wieder motiviert?
Mit der Wende kam auch diese Wende. Ich nahm am Gesamtberliner Neujahrslauf 1990 durchs Brandenburger Tor teil und war begeistert. Mich packte jetzt wieder das Jogging-Fieber, und es lief plötzlich wieder aufwärts. Ich bestritt viele Wettkämpfe bis hin zu den berühmten 100 Kilometern in Biel. Ausdauer wurde ein beträchtlicher Teil meines Lebens. Mein Mann, Hartmut, unterstützte mich dabei bis zu seinem Lebensende. Ich bin ihm noch heute sehr dankbar dafür.
Wieviel Kilometer läufst du im Durchschnitt am Tag?
Der Durchschnitt aus nunmehr 12 Jahren des Täglich-Laufens sind es 7,3 km. Meist renne ich an normalen Tagen zwischen 2 und 7 km. Ich laufe einfach los, nur mit einer groben Vorstellung. Zeit und Strecke ergeben sich dann. Das Reglement der Streak Runner verlangt mindestens eine Meile zwischen 0 und 24 Uhr ohne Pausen und Hilfsmittel durchzulaufen.
Fällt dir es auch manchmal schwer?
Ja. Man soll’s nicht glauben – diese Meile kann manchmal schon sehr hart sein, wenn man sich nicht gut fühlt. Da muss schon auf den Körper gehört werden. Ich hatte bisher immer Glück, war weder krank noch verletzt. Fieber kenne ich bis heute nicht.
Nur das „Lauf-Fieber“. Hast du da auch schon andere angesteckt?
Ja, das ergibt sich. Allerdings hat niemand lange durchgehalten. Doch das ist schon in Ordnung, jeder muss das für sich ausprobieren.
Und Hund Anton läuft immer noch mit?
Der ist gut durchtrainiert und schafft mit mir bis zu 16 Kilometer.
Du hattest mal eine Trainingsgruppe ins Leben gerufen. Gibt es die noch?
Es besteht immer noch der Lauftreff Nauen-Falkensee, den ich vor 20 Jahren mit meiner Freundin Bianka gegründet hatte. Unser letztes gemeinsames Highlight war im vorigen Jahr der New York City Marathon. In jenem Jahr hatte ich auch den AOK-Lauftreff für Anfänger ins Leben gerufen. Leider ist dieser nun erstmal Corona zum Opfer gefallen.
So wie deine traditionelle Zypern-Laufreise…
Ja leider, aber im nächsten Jahr bin ich wieder beim Aphrodite-Halbmarathon. Ich liebe diese Insel!
Die Medaillensammlung (ungezählt!) – Foto: privat
Du hast in deiner Wohnung eine riesige Medaillenwand. Wieviel sind denn da drauf?
Ungezählte. Ich kann und will sie auch nicht zählen. Ich bin aber auch ein wenig stolz auf die Medaillen aus meinen 30 Laufjahren.
Klaus Weidt