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08
10
2019

Martin Lauer - Ausriß aus der Berliner Tageszeitung: Der Abend - Foto: Horst Milde

Die deutsche Leichtathletik trauert um Martin Lauer – Leichtathletik-Legende verstorben

By GRR 0

Er gehörte zu den besten und vielseitigsten Athleten seiner Zeit: Martin Lauer war Staffel-Olympiasieger, Hürdensprint-Weltrekordler und Olympia-Fünfter im Zehnkampf. Am heutigen 6. Oktober ist der Ausnahmeathlet im Alter von 82 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben.

Die deutsche Leichtathletik trauert um Martin Lauer. Der Olympiasieger über 4×100 Meter von 1960 und ehemalige Weltrekordler über 110 Meter Hürden verstarb am 6. Oktober im Alter von 82 Jahren in seinem Haus in Lauf an der Pegnitz. Das wurde dem Deutschen Leichtathletik-Verband aus engsten Familienkreisen bestätigt.

Martin Lauer hinterlässt seine Frau Christa, zwei Kinder und drei Enkelkinder. „Mit Martin Lauer ist eine Leichtathletik-Legende von uns gegangen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband verliert mit Martin Lauer einen großen und erfolgreichen Sportsmann, der bis zuletzt das Geschehen in der Leichtathletik verfolgt hat. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seiner Familie“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing.

Seine sportliche Sternstunde erlebte der gebürtige Kölner am 7. Juli 1959 in Zürich, als er binnen einer Stunde die Weltrekorde über 110 Meter Hürden, 120 Yards Hürden (je 13,2 sec) sowie 200 Meter Hürden (22,5 sec) verbesserte. Dabei saß der damals 22 Jahre alte Student am Vormittag vor seinen Rekordläufen noch im Hörsaal der Universität München. Für seine herausragenden Leistungen wurde Martin Lauer im selben Jahr zum Welt-Leichtathleten gewählt. Sein Weltrekord über 110 Meter Hürden wurde erst 14 Jahre später verbessert.

Olympiagold 1960 in Rom mit Weltrekord

Ein Jahr später gewann Martin Lauer in Rom als Schlussläufer zusammen mit Bernd Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf in der Weltrekordzeit von 39,5 Sekunden Olympiagold über 4×100 Meter. Trotz seiner Erfolge blieb Martin Lauer immer bescheiden. „Die Medaille liegt bei mir irgendwo, wo sie nicht ins Auge fällt. Die hängt bei mir nicht im Eingang“, sagte er anlässlich seines 80. Geburtstages.

Schon als Teenager zählte Martin Lauer zu den besten und vielseitigsten Leichtathleten der Welt. Im Alter von 19 Jahren belegte der Athlet vom ASV Köln bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne (Australien) über 110 Meter Hürden Platz vier und im Zehnkampf Platz fünf. Im Mehrkampf stellte er zudem genauso wie über 400 Meter Hürden deutsche Rekorde auf.

Den Zehnkampf-Sieg von Niklas Kaul bei der WM in Doha verfolgte Martin Lauer noch im Kreise seiner Familie.

Die sportliche Karriere des Ausnahmeathleten fand im Frühling 1961 ein frühes Ende. Eine Blutvergiftung im linken Bein aufgrund einer verunreinigten Spritze war der Grund. Nur knapp konnte eine Amputation des Beines verhindert werden. Im Anschluss an seine sportliche Karriere war Martin Lauer als Country-Sänger erfolgreich. Die Single „Die letzte Rose der Prärie“ wurde rund 500.000 Mal verkauft.

Quelle: Martin Neumann bei Deutscher Leichtathletik-Verband – DLV

Martin Lauer bei Wikipedia:

(Wikipedia): Martin Lauer (* 2. Januar 1937 in Köln; † 6. Oktober 2019 war ein deutscher Leichtathlet, Olympiasieger und Schlagersänger.

Leben

Der 1,86 m große und 76 kg schwere Athlet, Mitglied des Sportvereins ASV Köln, war im Zehnkampf und als Hürdenläufer über die 110-Meter-Distanz erfolgreich. Als einer von wenigen Europäern konnte der 16-malige Deutsche Meister über diese Strecke in die Phalanx der Vereinigten Staaten einbrechen, die bis dahin fast übermächtig waren.

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne wurde er Vierter über 110 Meter Hürden und Fünfter im Zehnkampf.

Am 7. Juli 1959 gelangen ihm im Zürcher Letzigrund innerhalb einer Dreiviertelstunde in zwei Läufen drei Weltrekorde.Zuerst stellte er eine Bestzeit von 13,2 s über die Hürdensprintdistanzen von 110 Meter und 120 Yards (109,73 m) auf, ehe er auch die Bestzeit über die 200-Meter-Hürden-Strecke in 22,5 s erreichte, nachdem der vorher unterlegene US-Amerikaner Willie May um eine Revanche gebeten hatte. Sein Weltrekord über die 110 Meter Hürden bestand bis zum 6. Juli 1973.

Olympische Spiele 1960

Zu den Olympischen Spielen 1960 in Rom reiste er mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen an. Da er wegen einer Knochenhautentzündung im Fußgelenk nur eingeschränkt hatte trainieren können, musste er auf einen Doppelstart über 110 Meter Hürden und im Zehnkampf verzichten. Dennoch trat er in seiner Paradedisziplin an, dem Hürdensprint über die 110 Meter, und wurde Vierter wie schon vier Jahre zuvor.

In der 4-mal-100-Meter-Staffel gewann er an der Seite von Bernd Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf in Weltrekordzeit die Goldmedaille.

In seiner Heimatstadt begab er sich nach den Spielen in ärztliche Behandlung; ihm wurden drei Spritzen verschrieben, die er sich wegen der bevorstehenden Examensarbeiten in München geben ließ, wo er Maschinenbau studierte. Dabei stellte sich heraus, dass eine der verabreichten Spritzen nicht ausreichend sterilisiert war, was zu einer Blutvergiftung und beinahe zur Amputation seines Beines führte. Es folgte ein fast einjähriger Aufenthalt im Krankenhaus, der gleichzeitig das Ende der aktiven Sportlerkarriere bedeutete. In diese Zeit fiel auch der Unfalltod seiner damaligen Freundin, die nach einem Besuch an seinem Krankenbett auf der Autobahn bei Augsburg zusammen mit seinem Bruder Fredy verunglückte, der Jahre später an den Unfallfolgen starb.

Karriere als Schlagersänger

Die nötigen Behandlungen, vor allem aber die Prozesse wegen des Behandlungsfehlers gegen die Versicherung des Krankenhauses brachten ihn in finanzielle Schwierigkeiten, sodass er noch im Krankenhaus mit dem Schreiben von Liedtexten begann, um Geld zu verdienen. „Ich war ja als singender Sportler bekannt. Hatte immer eine Gitarre unterm Arm …“Völlig erschöpft vom Rechtsstreit mit dem Krankenhaus stimmte er schließlich einem Vergleich zu, der ihm eine Entschädigung von 45.000 Mark zusprach, die nach eigener Aussage die Kosten bei Weitem nicht deckte.

Noch während seines Krankenhausaufenthalts ließ Lauer dem Musikproduzenten und Liedtexter Kurt Feltz Tonbandaufnahmen zukommen. Feltz zeigte sich begeistert, und Lauer unterschrieb nach seiner Entlassung im Januar 1962 einen Plattenvertrag bei Polydor. Noch im gleichen Monat entstanden die Aufnahmen zu seiner ersten Single Sacramento. Mit diesem und neun weiteren Titeln im Country-Stil war Lauer bis 1966 regelmäßig in den deutschen Hitlisten vertreten. Insgesamt wurden etwa sechs Millionen seiner Platten, mit Titeln wie Taxi nach Texas, Die letzte Rose der Prärie oder Wenn ich ein Cowboy wär’ verkauft. In mehreren Fernsehshows trat er zusammen mit bekannten Künstlern auf, darunter Lou van Burg, Udo Jürgens und Peter Alexander.

Weitere berufliche Stationen

Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio war er als Journalist tätig. Nachdem er sein Maschinenbaustudium als Diplom-Ingenieur beendet hatte, arbeitete er als Spezialist für die Natriumkühlung von Kernreaktoren; so konzipierte er beispielsweise den schnellen Brüter in Kalkar mit. Außerdem arbeitete er an der Konzeption des ersten Mikrocomputers mit und war bei den Olympischen Spielen 1972 in München für die Einführung der elektronischen Zeitmessung verantwortlich. Weitere Betätigungsfelder Lauers waren die Geschäftsführung einer Beteiligungsgesellschaft sowie sein Wirken als Unternehmensberater und Kolumnist verschiedener Zeitungen. Ab 1973 arbeitete er bei Triumph-Adler, von 1976 an als Prokurist. Zwischenzeitlich – von 1983 bis 1986 – arbeitete er auch als Leiter eines Projekts Computer und Bürotechnik für Quelle.

Von 1986 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1988 war er wieder bei Triumph-Adler tätig und für den Geschäftsbereich Großkunden zuständig.Lange Jahre half er mit, das auch international bekannte Sportfest des ASV Köln zu organisieren.

Privat

Lauer war verheiratet und lebte seit Abschluss seines Studiums in Lauf an der Pegnitz. Er hatte einen Sohn (* 1970), der für Quelle Fürth als Leichtathlet startete, und eine Tochter.
Martin Lauer engagierte sich im Leichtathletik-Verein LG Lauf-Pegnitzgrund für den Nachwuchs. In Lauf an der Pegnitz war Lauer Mitglied des Stadtrates.

Sportliche Erfolge

Acht deutsche Jugendmeistertitel, davon fünf bei einer einzigen Meisterschaft
17 Deutsche Meisterschaften in unterschiedlichen Disziplinen (110 m Hürden, 200 m Hürden, Zehnkampf, 4 × 100-m-Staffel)
1958 wurde er Europameister über 110 m Hürden.
7. Juli 1959: 2 Weltrekorde beim Meeting im Zürcher Letzigrund.
Am 29./30. August 1959 stellte Martin Lauer in Düsseldorf mit 7955 Punkten einen deutschen Zehnkampfrekord bei den Deutschen Meisterschaften auf
1960 Goldmedaille mit der deutschen 4 × 100-m-Staffel bei den Olympischen Spielen in Rom

Audio

Erlebte Geschichten: Martin Lauer (29.06.2003) WDR

Bücher

1963: Aus meiner Sicht. Artis-Verlag, Bergisch Gladbach. DNB 452725038 (Autobiografie.)
1972: Die Besten der Welt vertrauen Junghans. Gebrüder Junghans, Schramberg. (Text-Bild-Band.)

Auszeichnungen

Im Jahr 1959 wurde Lauer zum „Sportler des Jahres“ gewählt.
Am 4. Juni 1993 wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
2008 wurde er mit dem Bayerischen Sportpreis in der Kategorie „Sportliches Lebenswerk“ geehrt.
2011 Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports.

Quelle: Wikipedia

author: GRR