Foto 1: LT Bernd Hübner vor dem Schloss Charlottenburg, - Foto: Anja Rau
Der Sommer 2019 ist zurück – und ich bei meinem Lauftreff Bernd Hübner
Lauf-Impressionen vom Great 10K in Berlin – am 13. Oktober 2019 von Dr. Erdmute Nieke
Die Wetterprognosen für dieses zweite Oktoberwochenende waren geradezu fabelhaft: 24 Grad und Sonnenschein. Bereits morgens um 8 Uhr zeigt das Thermometer im Schatten 17 Grad. Also die kurze Laufhose aus der zweiten Reihe im Kleiderschrank raus kramen. Wir hatten vor einer Wochen schon Nachtfrost.
Der Platz vor dem Schloss Charlottenburg liegt noch in sonntäglicher Sonnenruhe, er füllt sich langsam mit Läufer*innen. Die Helfer an der Startnummernausgabe sind bestens gelaunt. Eine Stunde vor dem Start füllt sich der Schlosshof mit uns Roten. Fast 60 Läufer*innen von unserem Lauftreff Bernd Hübner treffen sich zum alljährlichen Foto vor dem Schloss. Viele freuen sich, mich wieder zu sehen. Meine Freude ist genauso groß: Endlich wieder meine Hübis! Vor zwei Wochen musste ich beim Berlin-Marathon aussetzen. Heute will ich es wieder wagen. Denn ein Leben ohne Laufen ist möglich, aber sinnlos!
Kleiderbeutel abgeben und ein Dixi besuchen und die Startblöcke füllen sich. Viele Läufer*innen tragen bundeswehr-tarngrüne Lauf-T-Shirts. In diesem Jahr gibt es einen Teilnahme-Rekord von Bundeswehr-Läufer*innen.
Pünktlich um 12 Uhr geht es los, fast 6000 Läufer*innen passieren die Startmatten mit dem klassischen Fiepen.
Otto-Suhr-Allee – auf den ersten zwei Kilometern erfolgt das Sortieren, auffallend ist, dass die Bundeswehrläufer*innen irgendwie alle Rudelläufer sind. Sie rennen immer mindestens zu fünft oder sechst nebeneinander und versperren somit ein wenig die eigentlich breite Laufstrecke. Aber ich kenne heute bei diesem herrlichen Sonnenschein keine schlechte Laune.
Am Ernst-Reuter-Platz hat sich das Läuferfeld gut sortiert. Beim Blick auf den Asphalt entdecke ich die berühmte blaue Dreierlinie vom Berlin-Marathon vor zwei Wochen und da sind meine Kopfbilder da: Ich sehe, wie die Infusionsflasche im Krankenhaus über mir so vor sich hin tröpfelt vor gut zwei Wochen – NEIN – nicht ärgern! Ich laufe hier heute schon wieder! Und: DANKE allen meinen Hübis – sie waren bei mir mit ihren Gedanken, ihren Mails, guten Wünschen, Krankenbesuchen und bei den ersten zwei vorsichtigen Trainings in dieser Woche.
Also weiter auf der Blauen Linie, die Nike strahlt heute wieder im feinsten Gold in den blauen Himmel über Berlin und grüßt mit ihrem Lorbeerkranz stoisch wie immer die Läufer*innen. Direkt unter der Nike ein Hübi, der uns fotografiert. Dann geht die Strecke zweimal nach rechts, über den Landwehrkanal – nur wenige Meter vom Rosa-Luxemburg-Denkmal weg – ihre Leiche wurde vor 100 Jahren an dieser Stelle in den Landwehrkanal geworfen.
Weiter geht es durch den Hintereingang in den Berliner Zoo. Der Weg wird eng – fast zu eng. Dennoch entdecke ich in diesem Jahr wunderschöne Antilopen mit riesigen Gehörnen oder Geweihen? Wie muss es wohl richtig heißen? Doch die Schilder am Gehege zu studieren wäre jetzt wohl zu absurd. Dann – wie alle Jahre – stehen zwei Nashörner und lassen sich nicht von den Lauf-Verrückten stören. Sie schauen ein wenig, als wollten sie sagen: Aha, es ist wieder zweites Oktoberwochenende, das geht – oder besser – das rennt schnell vorbei. Dann auf einer Bank im Zoo: Zwei Foto-Hübis, cool. Fotos von oben! Und schon sind wir am Elefanten-Tor, eine Trommelband gibt das Tempo vor und wir verlassen den Zoo.
Erdmute im Zoo – Foto: Manfred Templin
Am Breitscheidplatz strahlen die Hotelhochhäuser mit dem alten und dem neuen Gedächtniskirchenturm um die Wette in den blauen Himmel. Der Blick zum Boden erinnert an das Weihnachtsmarktattentat, ein schlichtes Denkmal auf den Kirchentreppen ist von der Laufstrecke aus gut zu sehen. Meine Gedanken wandern nach Halle, das Attentat auf die Synagoge zu Jom Kippur ist erst wenige Tage her. WARUM? Das jüdische Leben bereichert so unseren Alltag. Gerade ging die Laufstrecke am restaurierten Bikinihaus vorbei. In der obersten Etage ist das jüdische Restaurant NENI, eines der besten Lokale in Berlin: Tolle Speisekarte und ein super Blick über Charlottenburg.
Mein Kopfkino wird von der zweiten Wasserstelle bei Kilometer sechs beendet. Danke an den Veranstalter – in diesem Jahr gab es wegen der Wärme zwei Wasserstellen unterwegs.
Weiter geht es die Kantstraße entlang. Ein Helfer von den Hübis begrüßt mich und freut sich mich wieder beim Laufen zu sehen. Und schon geht es um die letzte Ecke, an der wieder eine Zuschauer-Hübi winkt, es geht auf die letzten zwei Kilometer. Eine Hübi überholt mich und fragt extra nach meinem Befinden. Danke, super, es läuft wieder, wenn auch noch langsam. Im Zieleinlauf steht Bernd Hübner mit seiner Moni und sie freuen sich mich fröhlich zu sehen.
Und Ziel – Freude – es läuft wieder – Medaille – meine siebente wird mir umgehangen. Viel Trinken und Keiderbeutel holen und umziehen und dann Treffen im Brauhaus mit den Hübis!!!!
DANKE Euch Hübis – ich bin wieder da! Hoffentlich länger und ausdauernder als der Sommer, der für heute extra zum Great10K nach Berlin zurück gekommen ist!
Dr. Erdmute Nieke