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29
01
2019

Aus dem Fotoarchiv von Dr. Kremer hier der Staffelwechsel 1995 bei der „Staffel um das rote Band“. Man erkennt gut die rote Schärpe, die an den Wechselstellen übergeben werde musste.

„Der Gedanke erwies sich als ein glücklicher“ – Dr. Hans-Georg Kremer

By GRR 0

Bei der jährlich Ende des Jahres stattfindenden Mitgliederversammlung des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, der seine über 1000 Mitglieder wieder nach Bad Blankenburg eingeladen hatte, konnte über ein sehr erfolgreiches Jahr 2018 berichtetet werden.

Auch finanziell hat der Verein eine solide Basis. Wie bei gemeinnützigen Vereinen üblich, hatte der Schatzmeister Harald König schon im Vorfeld allen Mitgliedern einen vorläufigen Jahresabschluss und einen Haushaltsplan schriftlich übereicht. Die größten Finanzposten, die vor allem durch die Organisation des GutsMuths-Rennsteiglaufs zusammenkommen, wurden dann vom Geschäftsführer der vereinseigenen GmbH, Marcus Clauder, öffentlich zur Diskussion gestellt.

Der GutsMuths-Rennsteiglaufverein e. V. ist wohl der einzige breitensportlichen Verein in Thüringen, der seit nunmehr 25 Jahren sehr erfolgreich mit einer eigenen GmbH arbeitet. Bereits bei der Gründung des Vereins im Jahre 1990 war die Bildung einer Stiftung und einer vereinseigenen Firma konzeptionell vorgesehen. Während die Stiftung nie gegründet wurde, übernahm die GmbH die komplette Organisation des Rennsteiglaufs. Damit konnte sich der Verein mit seinen Gremien vor allem um inhaltliche Fragen kümmern und der personal- und finanzintensive Bereich eines so großen Wettkampfes konnte in hauptamtliche Hände gelegt werden. Außerdem wurden Gefahren, die bei zu hohen Umsätzen bzw. Personalaufwendungen für die Gemeinnützigkeit eines Vereins bestehen, von vornherein ausgeschlossen werden.

Um finanziell ganzjährig solide aufgestellt zu sein, wurden außer dem Rennsteiglauf weitere Geschäftsfelder entwickelt. Nicht alle davon waren erfolgreich. Nach dem jetzt vorliegenden Zahlenmaterial sind es neben dem Rennsteiglauf, der für 2019 schon über 10.000 Anmeldungen hat, besonders der Rennsteigstaffellauf und das unter der Bezeichnung „Rennsteig-Ride“ laufende Mountainbike-Rennen, die mit dafür sorgen, dass die vereinseigene GmbH solide gewirtschaftet hat.

Der Rennsteigstaffellauf, von Olaf Kleinsteuber und seinen Helfern aus Erfurt (heute SC impuls) in der jetzigen Form ins Leben gerufen, kann, was bis jetzt unbekannt war, auf eine lange Tradition zurückblicken. 1922 gab es den ersten Staffellauf im Winter, ein 10×10 Kilometer langes Rennen vom Gefallenendenkmal am Glöckner zum Kriegerdenkmal in Ernstthal.

Nach bisherigen Recherchen gab es dann 1924, also vor 95 Jahren, den ersten Staffellauf über den Rennsteig im Sommer.

Schon vor Jahren hatte der Jenaer Sporthistoriker Dr. Jörg Lölke einen Artikel ausfindig gemacht, in dem berichtet wurde, dass am 24. August 1924 Thüringens Langstreckenläufer zum ersten Thüringer Rennsteiglauf zusammentrafen, und weiter heißt es:

„Der Gedanke, auf dem alten Höhenweg des Thüringer Waldes einen solchen Langlauf zu veranstalten, erwies sich als sehr glücklich. Aus Erfurt, Arnstadt, Jena, Ilmenau, Koburg, Steinach, Zella-Mehlis, Benshausen, Gehlberg, Schmiedefeld und Stützerbach waren gute Kräfte am Start erschienen…Als Startplatz war der Schneekopf…gewählt, von wo die 10,5 km lange Rennstrecke über die Schmücke- und die Mordsfleckwiese auf dem Rennsteig entlang zum großen Finsterberg und weiter nach Schmiedefeld führte. Im Einzel(wett)bewerb lösten sich Heinemann (1. SV Jena) und Weber (SC Erfurt) bei der Steigung zum großen Finsterberg vom übrigen Felde los und lieferten sich lange einen harten Kämpf, den schließlich Weber mit etwa 60 m (Vorsprung) für sich entscheiden konnte.“

Danach folgen die Einzelergebnissen und eine Passage, die bisher nicht berücksichtigt wurde: „Die Staffeln brachten dem SC Marathon-Erfurt, der bekanntlich der Pflege des Langstreckenlaufes besonderes Interesse entgegenbringt, wieder schöne Erfolge auf diesem Gebiete: die Haupt(wett)bewerbe in der Herren- und Jugendstaffel gewann er ganz überlegen und konnte außerdem im Anfängerlauf für Herren einen weiteren Sieg, für seine Farben buchen.“ Liest man dann weiter, dann findet man, dass sich vier Männer, die ca. 10,5 Kilometer lange Strecke teilten. Die Sieger vom SC Marathon benötigten dafür 31 Minuten und 48,5 Sekunden.

Erst 1995 gab es nach jetzigem Kenntnisstand wieder einen Staffellauf, der erstmalig in der Geschichte über den gesamten Rennsteig von Blankenstein bis Hörschel führte. Er wurde, in Anlehnung an den Schwimmwettbewerb um das „Blaue Band“ auf dem Hohewartestausee als Lauf um das „Rote Band von Coca-Cola“ bezeichnet, da dieser Getränkehersteller das Projekt finanziell stark unterstützte.

Über 50 Läuferinnen und Läufer des USV Jena und einige Gäste vollzogen am 6. Mai um 4.00 Uhr morgens in Blankenstein an der Saale den Start. Jeweils drei bis fünf Läuferinnen und Läufer wechseln sich nach Teilstrecken von 7-12 km ab, um am Abend gegen 20.00 Uhr Hörschel an der Werra zu erreichen. Nach alter Rennsteigtradition nahm jeder Starter einen kleinen Stein von der Selbitz mit, um ihn am Ziel in die Werra zu werfen.

Am 29. Juni 1995 gab es dann einen zweiten Rennsteig-Staffellauf, der von 10 ausgewählten Sportlern des Wintersportvereins Ruhla absolvierte wurde, die nach 12 Stunden, 13 Minuten und 33 Sekunden Hörschel erreichten. 1998 lief erstmals eine Frauen-Zehnerstaffel des LTV Erfurt in 15:13:38 über den gesamten Rennsteig, bevor ab 1999 der heute als Wettkampf organisierte Rennsteigstaffellauf Premiere hatte. Dessen mehr als 200 Startplätze sind jedes Jahr innerhalb von Sekunden nach Öffnung des Meldeportals im Internet ausgebucht.

Dr. Hans-Georg Kremer in Thüringische Landeszeitung vom 16. Januar 2019, Nr. 620

Gunda und Dr. Hans-Georg Kremer
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