Rüdiger Nickel (ganz r.) auf dem Podest bei der Siegerehrung der 3x1000m Staffel am 6.9.1964 in Koblenz bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften (weitere Namen am Ende des Beitrages*)
Der frühere DLV-Vizepräsident Rüdiger Nickel vollendete 75. Lebensjahr
Rüdiger Nickel, langjähriger Anti-Dopingbeauftragter und Vizepräsident im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), hat am Donnerstag, dem 9. Januar 2020, sein 75. Lebensjahr vollendet.
Der höchst engagierte Doping-Bekämpfer amtierte nach verschiedenen Ehrenämtern im Hessischen Leichtathletik-Verband im DLV von 1989 bis 1993 zunächst als Jugendwart, dann von 1991 bis 1993 als Anti-Doping-Beauftragter.
Von 1993 bis 1997 hatte er die Funktion als DLV-Sportwart inne, bevor er Vorsitzender des DLV-Bundesausschusses Leistungssport (1997 bis 2004) wurde und von 2001 bis 2004 als Vizepräsident Leistungssport im DLV fungierte.
Der gebürtige Berliner und beruflich als langjähriger Rechtsanwalt und Notar in Hanau ansässige Rüdiger Nickel war am 1. September 2004 nach dem schlechten Abschneiden der DLV-Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Athen (mit nur zwei Silbermedaillen) von allen Ämtern im DLV zurückgetreten. Sein Nachfolger wurde der Saarbrücker Sportwissenschaftler Prof. Dr. Eike Emrich, der dieses Amt im DLV-Präsidium bis 2009 innehatte.
Von Rüdiger Nickel ging einst eine Initiative aus, die dazu führte, dass der DLV-Verbandsrat im Jahre 2001 den bisherigen „Carl-Diem-Schild“ in „DLV-Ehrenschild“ und den „Heinz-Cavalier-Preis“ in DLV-Medienpreis“ umbenannte. Nickel hatte anhand dokumentierter Zitate beiden Namensgebern eine nationalsozialistische Vergangenheit nachgewiesen und damit deren Untauglichkeit für eine Vorbildfunktion im DLV begründet.
Rüdiger Nickel war selbst ein aktiver und erfolgreicher Leichtathlet – vorzugsweise im Laufen auf der Mittelstrecke und im Mehrkampf, nachdem er zuvor als Schüler das Hockeyspiel betrieben hatte. Er startete für die TG 1837 Hanau, den SCC Berlin, die Sportfreunde Siegen und anschließend für Schwalbe Hanau, die LG Kreis Hanau und zuletzt für LAZ Hanau-Bruchköbel.
Rüdiger Nickel war als Jugendlicher mehrfacher Hessenmeister sowie im Jahre 1966 mit der 3x1000m Staffel Deutscher Juniorenmeister. Seine persönliche Bestzeit über 1.000m lautet 2:27,3 Min. und ist datiert vom 18. September 1965 in Darmstadt; weitere Bestleistungen sind 50,1 Sek. über 400m und 4:02,3 Min. über 1500m.
Im Zuge seiner Tätigkeiten für den DLV gehörte Rüdiger Nickel auch Anfang der 2000er Jahre dem Bundesausschuss Leistungssport des Deutschen Sportbundes an, eine der Vorgängerorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes. In seiner DLV-Amtszeit als erster Antidoping-Beauftragter des Verbandes war er im Nachklang zu den Dopingverfahren gegen die Läuferinnen Iris Biba, Grit Breuer, Manuela Dörr, Katrin Krabbe, Silke Möller und Uta Pippig an der Entwicklung und Umsetzung des wegweisenden Doping-Kontroll- und Ahndungssystems in Deutschland beteiligt.
Zusammen mit Theo Rous (geb. 1934) hat Rüdiger Nickel neben zahlreichen sportrechtlichen, sportethischen und sportpolitischen Publikationen auch das erste umfassende Anti-Doping-Handbuch für den deutschsprachigen Raum mit zwei Bänden (2007 Aachen: Meyer & Meyer-Verlag) herausgegeben.
Für sein großes und vielseitiges ehrenamtliches Engagement verlieh ihm der DLV die DLV-Nadel in Silber (1986) und in Gold (1995). Vom Land Hessen wurde er 1995 mit der Sportplakette des Landes ausgezeichnet. Bis vor rund fünf Jahren war Rüdiger Nickel noch im Vorstand der „Freunde der Leichtathletik“ tätig, einer Gemeinschaft mit Enthusiasten der Leichtathletik, denen schwerpunktmäßig die Förderung der des Nachwuchses in der Leichtathletik sehr am Herzen liegt.
In einer persönlichen Glückwunschadresse gratuliert DLV-Ehrenpräsident Prof. Dr. Helmut Digel (geb. 1944) dem Jubilar: „Rüdiger Nickel war und ist die herausragende Persönlichkeit im Anti-Doping-Kampf der deutschen Leichtathletik. Ob als Jugendwart, Anti-Dopingbeauftragter oder als Vizepräsident Leistungssport prägte er diesen Kampf mit einem aufrichtigen und ehrlichen Engagement, mit vielen neuen Ideen und mit einer außergewöhnlich kompetenten juristischen Expertise. Während meiner Tätigkeit als DLV-Präsident war er für mich der wichtigste Begleiter.
Mit ihm ist es gelungen, den DLV hin zu einem glaubwürdigen Verband zu verändern, in dem der Schutz der sauberen Athleten das wichtigste Anliegen ist und der das Prinzip des Fair-Play zu achten weiß. Auch heute verbindet mich mit ihm und seiner Familie eine Freundschaft, die mir sehr viel bedeutet.“
Prof. Detlef Kuhlmann
*Siegerehrung bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften der 3 x 1000m Staffel in Koblenz am 6.9.1964: 1. SC Charlottenburg Berlin 7:24,5 mit Michael Birkner (ganz lks.), Knut Radmer (2.v.lks.), Bodo Tümmler (3.v.lks.) – 2. Hannoverscher SV v. 1896 7:29,2 mit Hillermann, Wien, Mantik – 3. TG Hanau 1837 7:40,0 mit Beyer, Finkbeiner und Rüdiger Nickel (ganz r.) – Foto: privat